Daniel Bangert

Es sollte ein kleiner Facebook-Spaß sein, nun ist es eine große Story: Mit der Ankündigung eines Spaziergangs an einem US-Gelände in Griesheim hat Daniel Bangert den Staatsschutz alarmiert. Im Interview erklärt er, wie er so zum Medienliebling wurde und warum sich seine Oma nicht sorgen muss.

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Picknick für US-Spione in Griesheim

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Der 28 Jahre alte Daniel Bangert aus Griesheim (Darmstadt-Dieburg) hatte vergangene Woche zum Spaziergang an der geheimen US-Einrichtung Dagger Complex in seiner Gemeinde eingeladen. Kaum hatte er als "NSA-Spion-Schutzbund e.V." auf seiner Facebook-Seite zum Entdecken und Beobachten gebeten, meldeten sich Polizei und Staatsschutz bei ihm zu Hause - alarmiert von der US-Einrichtung. Zum Spaziergang kamen 70 Leute. Doch das Eingreifen der Behörden machte den Spaß zur Nachricht. Bangerts Telefon steht nicht mehr still. Zahlreiche Medien berichteten, etwa "Spiegel", "Stern" und "taz". 

hessenschau.de: Herr Bangert, Sie wollten einen kleinen Spaziergang machen, jetzt sind Sie bundesweit bekannt. Wie ist es Ihnen ergangen in den vergangenen Tagen? 

Bangert: Es ist unglaublich, wie viel Zuspruch das gefunden hat. Anscheinend habe ich etwas genau richtig gemacht. Die Behörden haben sich selbst verraten. Besser hätte es nicht laufen können. Meine Freunde und ich glauben jetzt gar nichts mehr. 

Ihr Misstrauen ist noch gewachsen? 

Ja. Die ganze Zeit wurde über die Ausspäh-Methoden der USA berichtet. Aber die Leute glauben, dass sie nichts damit zu tun haben und sie das nichts angeht. Mit offensichtlichem Schwachsinn habe ich nun einfach belegt, dass es doch so ist.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen?

Ich habe oft verrückte Ideen. Irgendein Quatsch fällt mir immer ein. Das war mal ein Geistesblitz genau zur richtigen Zeit - und dann ist es zum Selbstläufer geworden. 

War Ihnen der Dagger Complex bekannt? 

Ich bin durch den Beitrag in der ARD-Sendung "Panorama" darauf aufmerksam geworden und dachte, dass man irgendwas machen könne, ein paar Leute da hin kriegen. 'Wie kann man ein Dorn im Auge sein?', habe ich mich gefragt. Ich wäre auch mit zehn oder zwanzig Teilnehmern zufrieden gewesen. Aber so ist es natürlich noch besser. 

Haben Sie sich vorher mit Thema Überwachung auseinandergesetzt? 

Ich habe die Occupy-Bewegung in Frankfurt unterstützt und war zehn Monate im Camp vor der Europäischen Zentralbank. Vor vier Jahren habe ich angefangen, mich für das Weltgeschehen zu interessieren und die Medien zu beobachten. Über meinen Facebook-Account verteile ich an meine Freunde Nachrichten. Die meisten nervt es, weil es keine lustigen Bilder sind, sondern eben Nachrichten, zum Beispiel über Edward Snowden. Mit dem Spaziergang habe ich eine Alternative dazu gesucht und gefunden.

Selbst die Polizei hat Ihr Vorgehen als raffiniert gelobt. 

Ja, die haben gesagt: 'Das ist ein pfiffiges Kerlchen.' Dabei wollte ich nur die Spione entdecken und ihren Lebensraum beobachten. 

Gab es nochmal eine Reaktion von den Behörden? 

Nein. Ich glaube, da wird auch nichts kommen, denn damit würden sie sich ja ein noch größeres Ei legen. 

Es heißt, Ihre Oma sei nach der Aktion in Sorge um sie gewesen. 

Ja. Sie denkt, ich könnte hinter Gitter kommen. Aber ich sage ihr dann: 'Oma, wenn ich dafür ins Gefängnis gehe, dann gehe ich gerne.' Weil es Lächerlicheres nicht geben kann, als wegen so einem Blödsinn verknackt zu werden.

Würden Sie das nochmal wagen? 

Dazu kann ich noch nichts sagen. 

Die Fragen stellte Frank van Bebber, hessenschau.de