Erste Homoehe in Frankfurt: Martin Daume und Ralf Giese

Ab Sonntag (01.10.2017) dürfen in Deutschland homosexuelle Paare heiraten. In den hessischen Großstädten hält sich der Andrang noch in Grenzen. Die ersten wollen sich aber gleich am Montag das Ja-Wort geben.

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Ehe für alle

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Endlich geht ihr großer Traum in Erfüllung: Schon ganz am Anfang ihrer Beziehung hatte Martin Daume seinen Freund gefragt, ob er ihn heiraten möchte - "natürlich nur aus Spaß", erzählt der 48-Jährige in hr1. Denn damals war realistisch noch lange nicht daran zu denken, dass homosexuelle Paare in Deutschland einmal heiraten können.

Ab 1. Oktober ist das nun erlaubt, denn dann tritt das Gesetz für die "Ehe für alle" in Kraft. Bei der historischen Zustimmung des Bundestags im Juni hatten die hessischen Abgeordneten auch mehrheitlich dafür gestimmt. Ein Moment, den sich viele homosexuelle Paare schon lange herbeigesehnt hatten wie Martin Daume und Ralf Giese aus Frankfurt.

Weil am Sonntag das Standesamt aber geschlossen hat, werden die beiden sich am Montag um 9.30 Uhr als erstes gleichgeschlechtliches Paar in Frankfurt im Römer feierlich das Ja-Wort geben. Für die beiden ein ganz bedeutsamer Schritt: "Damit ist unsere Beziehung legalisiert, ganz klar", sagt Ralf Giese, der dann künftig Ralf Daume heißen wird. "Wir sind stolz darauf, dass wir jetzt als Paar wirklich gleichwertig gesehen werden müssen", sagt der 55-Jährige.

Viele verpartnerte Paare verzichten auf Trauzeremonie

In Frankfurt haben bisher 40 gleichgeschlechtliche Paare die Eheschließung beantragt. Weitere 124 Paare wollen ihre eingetragene Lebenspartnerschaft umwandeln lassen. Die meisten von ihnen, 100 Paare, wollen nach Angaben der Leiterin des Standesamtes, Andrea Hart, die Umwandlung am Schreibtisch, also ohne Zeremonie im Trausaal, durchführen lassen. "Dann müssen die Paare auch nicht auf einen Termin warten. Die Umwandlung ist dann ein reiner formaler Akt", erklärt Hart.

Seitdem das Lebenspartnerschaftsgesetz im Jahr 2001 in Kraft getreten ist, hat das Standesamt in Frankfurt rund 2.300 Lebenspartnerschaften eingetragen. "Wir gehen davon aus, dass weitere Paare sich trauen oder ihre Lebenspartnerschaft umwandeln lassen werden", sagt Hart.

Auch in Kassel die erste gleichgeschlechtliche Ehe am Montag

Auch in anderen hessischen Städten haben homosexuelle Paare die Eheschließung oder die Umwandlung ihrer Lebenspartnerschaft schon beantragt. So wird in Kassel ebenfalls am Montag die erste gleichgeschlechtliche Ehe geschlossen. Auch hier wollen sich zwei Männer das Ja-Wort geben.

Die Zeremonie werde wie sonst üblich ablaufen, aber die Urkunde werde einen entscheidenden Unterschied haben, sagt der Pressesprecher der Stadt Kassel, Claas Michaelis. "Wo vorher Ehemann oder Ehefrau stand, wird nun Ehegatte stehen", sagt er. Die Anmeldungen seien bisher aber überschaubar gewesen. In den Jahren von 2001 bis 2016 seien im Jahr durchschnittlich 17 Lebenspartnerschaften eingetragen worden.

"Das ist auch für uns etwas Besonderes"

In Darmstadt wollen bisher acht homosexuelle Paare heiraten. 15 Paare möchten ihre Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen. Die erste Ehe wird hier am 9. Oktober im Stadtteil Eberstadt geschlossen, eine weitere am 26. Oktober im Alten Rathaus. Die Zeremonie soll in Absprache mit dem zuständigen Standesbeamten etwas feierlicher als sonst gestaltet werden, sagt die stellvertretende Leiterin des Standesamts in Darmstadt, Wibke Krause. "Denn das ist auch für uns etwas Besonderes", betont sie.

Im beliebten Hochzeitsturm, dem Wahrzeichen Darmstadts, wird am 3. November erstmals ein homosexuelles Paar heiraten. Auch beim Darmstädter Standesamt geht man davon aus, dass die Anzahl der Trauungen noch ansteigen wird. In den vergangenen 16 Jahren wurden hier 202 eingetragene Lebenspartnerschaften begründet.

In Wiesbaden und Gießen bisher wenige Anträge

In Offenbach ist ebenfalls in der kommenden Woche eine Eheschließung geplant. Wie viele Paare ihre Partnerschaft umwandeln lassen möchten, ist noch unbekannt. Weil die Gesetzesänderung erst am 1. Oktober in Kraft treten werde, habe man bislang noch keine Anmeldungen entgegengenommen, teilte ein Sprecher der Stadt Offenbach mit. Bisher wurden hier 279 Lebenspartnerschaften begründet.

In Wiesbaden ist noch keine Eheschließung beantragt worden. Hier wollen bisher 33 Paare ihre eingetragene Lebenspartnerschaft in eine Ehe umwandeln lassen. In der Landeshauptstadt haben etwa 500 Paare eine Lebenspartnerschaft begründet.

Auch in Gießen hält sich der Andrang noch gering. Hier soll Anfang Oktober eine Lebenspartnerschaft umgewandelt werden. Darüber hinaus gab es bislang lediglich eine Anfrage für eine Eheschließung, wie eine Sprecherin der Stadt mitteilte.

Software-Update muss aufgespielt werden

Damit die Standesämter in Hessen die Ehen überhaupt abschließen können, soll am Wochenende noch ein Update auf die betreffende Software aufgespielt werden. Erst dann ist es möglich, die gleichgeschlechtliche Ehe zu schließen und die Daten der Eheleute in der notwendigen Form zu speichern. Das könnte zumindest ein Grund sein, warum die ersten Ehen in Hessen auch erst am Montag getraut werden.