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Deutschlandticket für Studierende in Hessen

Jemand steht am Bahnhof und hält einen Zettel in der Hand, worauf steht: "DB 49 Euro Ticket"

Ab Mai soll das Deutschlandticket kommen. Studierenden war lange nicht klar, wie auch sie vom 49-Euro-Ticket profitieren können. Die Verkehrsminister haben nun eine Entscheidung getroffen. Doch nicht alle Fragen sind geklärt.

Tarifzonen-Wahnsinn, Kurzstrecken-Regelungen und hohe Preise: Das Deutschlandticket soll ab dem 1. Mai Abhilfe schaffen und den ÖPNV bundesweit leichter zugänglich und günstiger machen. Für 49 Euro können mit dem Ticket bundesweit Busse und Bahnen im Regional- und Nahverkehr genutzt werden.

Dafür sind bereits einige Sonderreglungen vereinbart worden. So müssen Menschen, die Bürgergeld, Sozialgeld oder Wohngeld empfangen, statt 49 Euro lediglich 31 Euro zahlen.

Und auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben sich Bund und Länder auf eine Regelung geeinigt. "Wenn Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber 25 Prozent der Kosten für das Deutschlandticket übernehmen, erhalten die Beschäftigten zusätzlich einen Rabatt von fünf Prozent", erklärte der hessische Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne).

Wie können Azubis und Studierende profitieren?

Bei Auszubildenden ist die Situation so geregelt: Anstelle des sogenannten Schülertickets für 31 Euro können sie dann das etwas teurere Deutschlandticket erwerben. Einen vergünstigen Azubi-Tarif soll es nicht geben.

Anders bei Studierenden: Wie die Verkehrsministerkonferenz am vergangenen Donnerstag entschieden hat, werden sie sich bald ein Zusatzticket kaufen können – eine Art "Upgrade" zum Semesterticket, wie Verkehrsminister Al-Wazir erklärte.

Im Semesterbeitrag, der je nach Stadt bei etwa 300 Euro liegt, ist ein großer Anteil für das Regional- und Nahverkehrsticket vorgesehen. Umgerechnet auf den Monat ist der Beitrag jedoch weniger, als das Deutschlandticket kosten wird. Für das "Upgrade" auf das Deutschlandticket sollen die Studierenden zusätzlich nur noch die Differenz zu den 49 Euro zahlen müssen.

Termin für Verkaufsstart noch unklar

Wie das funktionieren soll? Man müsse voraussichtlich mit dem Semesterticket zum Schalter gehen, heißt es vom Ministerium. Dort gebe es dann das Upgrade. Wann der Verkaufsstart sei, habe man jedoch nicht in der Hand. Letztlich seien hier die Verkehrsverbünde als Vertragspartner gefragt, so das Ministerium.

Beim Upgrade-Modell handle es sich um eine Übergangslösung, die vor allem aus Zeitgründen geschehen sei, sagte Al-Wazir. "Das gibt den Studierenden die Möglichkeit, vom Deutschlandticket sofort zu profitieren und uns die Zeit, langfristige Lösungen zu erarbeiten", so Al-Wazir. Denn auf lange Sicht werde eine bundeseinheitliche Regelung angestrebt.

Studierendenvertretungen nicht zufrieden

Die Allgemeinen Studierendenausschüsse (AStA) in Frankfurt und Gießen hatten eine noch günstigere Variante des Deutschlandtickets für Studierende erhofft. "Ich glaube, dass an vielen Ecken die Studierenden nicht mitbedacht werden", sagte AStA-Mitglied David Bücker aus dem Verkehrsreferat des AStA in Marburg.

Die größte Sorge sei momentan jedoch: Was tun, wenn die Verkehrsverbünde zur Einführung des Upgrade-Tickets länger brauchen, als der eigentliche Start des Deutschlandtickets vorgesehen ist?

Bücker befürchtet, dass dann viele Studierende ihr Semesterticket zurückgeben wollen und auf eine Erstattung eines Teils des Semesterbeitrags hoffen, um sich davon direkt das Deutschlandticket zu kaufen. Doch das gehe nicht: Ein Semesterticket sei ein "Solidarticket". Nur, weil nahezu alle Studierenden es haben und die hohe Zahl der Abnehmer jedes Semester für die Verkehrsverbünde garantiert sei, könne es günstiger sein als andere Tickets.

Marburg: Berechnung des Upgrade-Betrags unklar

Zudem sei noch nicht klar, wie der Aufschlag zum Deutschlandticket berechnet werden solle. Das Problem: Rund 208 Euro des Semesterbeitrags in Marburg fließen in das Semesterticket. Marburger Studierende können damit jedoch nicht nur den exakten Zeitraum eines Semesters fahren, sondern sieben Monate – eine Übergangszeit ist inkludiert.

Wenn der Aufschlag zum Semesterticketpreis für sechs Monate bezahlt werden müsste, läge er bei rund 15 Euro im Monat. Für sieben Monate läge er hingegen bei etwa 20 Euro. Zweimal im Jahr würde diese Variante bedeuten, dass ein Monat doppelt gezahlt würde. Das Verkehrsministerium beruhigt: Man sei sicher, dass dafür eine Lösung gefunden werde.

Forderung nach einfacher Zugänglichkeit für Upgrade

An der Goethe-Universität in Frankfurt koste das Semesterticket im Monat 37 Euro, teilte der AStA mit. Dem hr gegenüber äußerte sich ein Sprecher enttäuscht. Das Zusatzticket sei lediglich eine kurzfristige Minimallösung, die Studierende immerhin davor bewahre, zwei Tickets kaufen zu müssen.

Kritisch sehe man jedoch, dass dieses Upgrade nur als Abo-Modell verkauft werde und dabei möglicherweise auch eine Bonitätsauskunft notwendig sein könnte, so der AStA. "Dadurch könnten gerade die Studierenden, die finanziell am schlechtesten dastehen, vom Kauf ausgeschlossen werden", heißt es. Deswegen fordere man eine möglichst einfache und zugängliche Möglichkeit das Upgrade zu erwerben.

Wie diese aussehen wird, ist aktuell noch nicht klar. Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) teilte auf hr-Anfrage mit, man stehe im Kontakt mit den Allgemeinen Studierendenausschüssen und treibe die notwendigen Arbeiten zur Umsetzung des Upgrade-Tickets voran. "Hierzu gehören unter anderem die Konzeption und Umsetzung einer vertrieblichen Lösung für die neuen Upgrade-Produkte und das genaue Berechnungsmodell", schreibt der RMV.

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49-Euro-Ticket als Chipkarte oder Papierticket

Wer das Deutschlandticket als Chipkarte haben möchte, kann online oder bei den Kundencentern und Info-Points einen Antrag stellen und sollte dies spätestens bis 10. April erledigen. Aufgrund von Lieferengpässen wird der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) allerdings für den Mai zunächst Papiertickets bereitstellen. Kundinnen und Kunden mit Zeitkarten sollen über Wechselmöglichkeiten per Brief informiert werden.

Das neue Ticket ist weitaus günstiger als bisherige Wochen-, Monats- und Jahreskarten, dennoch lohnt sich in manchen Fällen ein genauer Blick auf die Details. Die Mitnahmeregelungen sind bei den bisherigen Zeitkarten großzügiger, zudem gibt es übertragbare Versionen.

Das 49-Euro-Ticket ist dagegen nicht übertragbar, kostenlos mitfahren dürfen nur Kinder bis fünf Jahre beziehungsweise im Gebiet des NVV nicht eingeschulte Kinder bis sechs Jahre. Der RMV will seine bestehenden Fahrkarten erst einmal beibehalten und beobachten, wie sich die Nachfrage entwickelt.

Fahrplanausweitungen soll es laut RMV und NVV zunächst nicht geben. Dies sei den Angaben des RMV zufolge mit der derzeitigen Finanzierung durch das Land nicht möglich.

tagesschau.de: Was die Deutschlandticket-App bietet (FAQ)

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