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"Verbrechen des SED-Regimes unmissverständlich benannt"

Altbundespräsident Gauck während der Verleihung des Point-Alpha-Preises an ihn.

Für sein politisches Engagement für die deutsche Einheit und die Einheit Europas ist Altbundespräsident Gauck mit dem Point-Alpha-Preis geehrt worden. Er erhielt die Auszeichnung in einer Feierstunde in der Gedenkstätte Point Alpha an der hessisch-thüringischen Landesgrenze.

Altbundespräsident Joachim Gauck erhalte den Preis für seine besonderen Verdienste um die Einheit Deutschlands und Europas, würdigte der Festredner und ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, am Donnerstag den 82-jährigen Theologen und Politiker bei der Verleihung des Point-Alpha-Preises in Rasdorf (Fulda).

Gauck sei "Aufarbeiter und Erinnerer" ebenso wie "Provokateur und Mahnender", "Zuhörer und Lernender", sagte Voßkuhle laut Redemanuskript. Gauck sei bekannt für deutliche Worte, für Zuspitzungen, ja sogar für verbale Attacken.

Hinter dem "herausfordernden" Stil von Gauck stehe immer eine klare Absicht, die Demokratie und ihre Werte zu verteidigen, so Voßkuhle weiter.

"Verbrechen des SED-Unrechtsregimes benannt"

Bereits als evangelischer Pfarrer in Rostock habe Gauck eine aus dem christlichen Glauben begründete kritische Haltung gegenüber dem SED-Regime vertreten, die ihn 1989 zu einer wichtigen Rolle in der Bürgerrechtsbewegung der DDR geführt habe, begründete Christian Hirte die Entscheidung als Präsident des Kuratoriums Deutsche Einheit.

Als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen habe Gauck dieses Amt mit solcher Überzeugungskraft geführt, dass die Behörde schnell mit seinem Namen identifiziert worden sei. Gauck habe dabei unmissverständlich die Verbrechen des SED-Unrechtsregimes benannt, ohne das Regime und die Menschen in der DDR gleichzusetzen.

Ministerpräsident Rhein: "Freiheit war Herzensangelegenheit"

Auch der hessische Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) würdigte den Altbundespräsidenten während der Feierstunde. "Es gibt wenige, die sich so stark der Freiheit verschrieben haben wie Joachim Gauck", sagte Rhein. "Die Freiheit war ihm eine Herzensangelegenheit und Leitmotiv seines Wirkens."

Gauck habe sich intensiv dafür eingesetzt, die Erinnerung an die Diktaturen des Kommunismus sowie des Nationalsozialismus wachzuhalten, um den Wert der Demokratie für die Gegenwart und die Zukunft zu stärken und gegen politischen Extremismus zu verteidigen. "Er ist ein Verfechter der Demokratie und ein würdiger Träger des Point-Alpha-Preises", sagte Rhein.

Der frühere evangelische Pastor Gauck war von 2012 bis 2017 Bundespräsident. Bekannt geworden war er durch seine Tätigkeit als Bundesbeauftragter für die Stasi-Unterlagen, die er von 1990 bis 2000 ausübte.

Berühmte Preisträger

Der Point-Alpha-Preis wird für Verdienste um die deutsche und europäische Einheit verliehen. Die seit 2005 vergebene Auszeichnung ist nach dem historischen Ort Point Alpha benannt, einem ehemaligen US-Beobachtungsstützpunkt in Hessen. Die Gedenkstätte befindet sich zwischen Rasdorf und Geisa an der hessisch-thüringischen Landesgrenze.

Bekannte frühere Preisträger sind unter anderem der ehemalige US-Präsident George Bush senior, der ehemalige Präsident der Sowjetunion, Michail Gorbatschow, die einstigen Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) und Helmut Schmidt (SPD) sowie der Dramatiker und spätere Präsident Tschechiens, Václav Havel. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert.

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