In Bad Soden-Salmünster schließt das einzige Seniorenwohnheim. Wegen hoher Energiekosten und Personalmangel, wie der Betreiber sagt. Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet mit weiteren derartigen Fällen.

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Ärger um Altenheim-Schließung

hessenschau vom 19.01.2023
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Nachdem im vergangenen Jahr zwei Reha-Kliniken in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig) schließen mussten, hat jetzt auch das einzige Seniorenwohnzentrum der Stadt Insolvenz angemeldet. Alle 107 Bewohner des Pflegeheims Am Kurpark des Betreibers Curata müssen bis zum 31. März umziehen. Dann soll die Einrichtung des Berliner Unternehmens geschlossen werden.

Die Schließung begründet Curata dem hr gegenüber mit stark gestiegenen Energiekosten und den allgemeinen Preissteigerungen: "Verschärft wurde die Situation außerdem durch den Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal", so Sprecher Jürgen Herres. Seit einem Jahr sei deshalb nur knapp die Hälfte der 204 Wohn- und Pflegeplätze belegt. "Die wirtschaftlich notwendige Belegungsquote konnte teilweise nicht erreicht werden", sagt Herres.

Bürgermeister Brasch: "Schockiert und enttäuscht"

Das Unternehmen betreibt an rund 40 Standorten in Deutschland Pflegeeinrichtungen, in Hessen an sechs. In weiten Teilen werde die Geschäftstätigkeit uneingeschränkt fortgeführt, sagt Herres. Um den "stabilen Kern des Verbundes" zu schützen, "müssen aber einzelne Standorte dauerhaft geschlossen werden, wenn sie langfristig nicht wirtschaftlich sinnvoll geschützt werden können". Dazu gehöre neben drei anderen Standorten Bad Soden-Salmünster.

"Allen betroffenen Bewohnern wird ein Pflegeplatz in einer anderen Einrichtung von Curata angeboten", versichert Herres. Wenn das jemand nicht möchte, werde man bei der Suche nach einer anderen Einrichtung helfen. Auch Mitarbeiter sollen Angebote in anderen Curata-Einrichtungen bekommen.

Bürgermeister Dominik Brasch (parteilos) zeigt sich dem hr gegenüber von der Entscheidung schockiert und enttäuscht. Die Stadt verliere nicht nur Bürger, sondern auch Arbeitsplätze. Eine Übernahme der Anlage am Kurpark durch einen anderen Anbieter ist laut Brasch aufgrund der kurzfristigen Ankündigung der Schließung nicht möglich.

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Inflation, Fachkräftemangel: Seniorenzentrum in Bad Soden-Salmünster schließt

Zu sehen ist ein Seniorenhaus.
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Wolhfahrtsverband warnt vor Insolvenzen

Dass Altenheime in der Energiekrise ein Problem bekommen könnten, sagte im vergangenen Jahr schon der Paritätische Wohlfahrtsverband Hessen voraus. Er warnte vor einer Insolvenzwelle in sozialen Einrichtungen.

Im Oktober vergangenen Jahres veröffentlichte der Verband eine bundesweite Umfrage unter 1.300 Einrichtungen aus dem Bereich sozialer Arbeit: Damals sahen sich 90 Prozent der Einrichtung durch die hohen Energiekosten gefährdet. 45 Prozent gaben an, es maximal noch ein Jahr zu schaffen, ihre Angebote weiterzuführen. Unter den Befragten waren rund 200 hessische Einrichtungen.

"Es gibt eine extrem hohe Kostenmehrbelastung in diesem Jahr. Das führt unweigerlich dazu, dass die Zahl der Insolvenzen steigen wird", sagt der Referent für Wirtschaftsfragen beim Paritätischen, Sören Hense. Neben der Energiekrise und der allgemeinen Inflation verstärkten steigende Personalkosten den Effekt.

Altenheim in Gudensberg: Es wird teurer für Bewohner

Die schwierige Situation der Pflegeeinrichtungen kann auch Walter Berle bestätigen. Er ist im Vorstand des Altenheims Eben Ezer in Gudensberg (Schwalm-Eder) und warnte ebenfalls bereits vor einem Kollaps der Einrichtungen. Seit Januar gelte ein neuer Energievertrag für das Altenheim, berichtet Berle: "Es ist katastrophal. Wir sind jetzt von 150.000 Euro Jahreskosten auf 600.000 Euro gesprungen."

Alle Einrichtungen stünden nun vor dem gleichen Problem: "Es wird massiv eng - gerade für gemeinnützige Einrichtungen, die kaum Rücklagen bilden konnten", sagt Berle, der außerdem Sprecher für die stationäre Altenhilfe beim Paritätischen Wohlfahrtsverband ist.

Zur Zeit stehe sein Altenheim in Pflegesatzverhandlungen, berichtet Berle. Er hoffe, dass ein neuer Pflegesatz, erhöht um die gestiegenen Energiekosten, ab 1. März möglich sei. Die höheren Kosten müssten dann von den Heimbewohnern getragen werden.

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