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Nie mehr einsam an Weihnachten: "Experiment e.V." besorgt den Weihnachtsbesuch

Mann mit Nikolausmütze sitzt alleine vor einem Weihnachtsbaum

Nicht jeder kann Heiligabend mit der Familie oder einem Partner verbringen - ein Thema, das nicht nur ältere Menschen betrifft. Was sind die Alternativen?

Die Weihnachtstage ohne die Familie verbringen - dieses Szenario ist durch die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren für viele Menschen notgedrungen auf einmal Realität geworden. Doch obwohl in diesem Jahr das Feiern in größerem Kreis wieder ohne Corona-Einschränkungen möglich ist, sind einige Menschen weiterhin an Heiligabend ungewollt ohne Gesellschaft.

Die Gründe dafür sind vielfältig, wie Friedel Weyrauch weiß. Sie arbeitet ehrenamtlich für den DRK-Kreisverband Odenwald und organisiert in diesem Jahr zum dritten Mal ein gemeinsames Heiligabendfest für Menschen, die sonst alleine geblieben wären. "Zum Beispiel, weil die eigenen Kinder weggezogen sind", so Weyrauch. Auch durch den Tod eines Partners oder Familienmitglieds stehe manch einer plötzlich alleine da.

In diesem Jahr haben sich so viele Teilnehmer wie noch nie für die Feier in Erbach angemeldet: 28 Menschen, die Jüngsten 27 Jahre alt, der älteste Teilnehmer ist 97. Manche sind Mitglieder der von Weyrauch betreuten Selbsthilfegruppen, andere einfach Einwohner aus der Nähe, die Gesellschaft suchen. "Ein sehr gemischtes Publikum, ich freue mich richtig darauf", sagt Weyrauch.

"Der Zwang, es sich gemütlich zu machen"

Einer der Teilnehmer ist Stefan Tauer (Name von der Redaktion geändert). Der 30-Jährige aus Michelstadt hat in einer der Selbsthilfegruppen von der Feier erfahren. In den vergangenen Jahren hat er Heiligabend mit seinen Eltern verbracht, Silvester oft allein. Eine Beziehung hat er nicht, mit dem Knüpfen von Kontakten tut er sich nach eigener Beschreibung etwas schwer.

In diesem Jahr sind die Eltern bei Freunden eingeladen, "da wollte ich mich nicht aufdrängen", berichtet Tauer. Nun sei er froh, Heiligabend etwas vorzuhaben und ihn gemeinsam mit anderen in dem Café des Roten Kreuzes in Erbach zu verbringen - gerade auch wegen des für ihn bedrückenden Jahres angesichts der Nachrichtenlage: "Ich kann um 17 Uhr hier rausgehen und bin für ein paar Stunden positiv abgelenkt."

Andernfalls hätte Stefan Tauer den Abend "wie einen ganz normalen Abend" vor dem Fernseher verbracht. Besonders schlimm wäre das für ihn nicht gewesen, erzählt er. "Es kommt darauf an, wie viel Bedeutung man dem Tag beimisst." Außerdem seien auch Familienfeiern an Heiligabend mitunter anstrengend: "Es gibt diesen Zwang, es sich gemütlich zu machen, und manchmal haben sich bestimmte Sachen über das ganze Jahr angestaut - das ballt sich dann an Heiligabend", so Tauer.

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Telefonseelsorge bei Einsamkeit

Wer sich an den Feiertagen einsam fühlt: Die Telefonseelsorge ist unter den kostenlosen Nummern 0800/111011 und 0800/1110222 erreichbar. Sie ist auch per Chat erreichbar unter online.telefonseelsorge.de.

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Nicht jeder, der allein ist, ist auch einsam

Nicht jeder, der an den Feiertagen alleine sei, müsse sich notwendigerweise auch einsam fühlen, betont die Frankfurter Psychologin Yvonne Keßel. "Fühle ich mich mit anderen Menschen verbunden, obwohl ich gerade nicht mit ihnen zusammen bin, kann das Alleinsein auch etwas sehr Schönes sein." Und nicht jeder, der die Feiertage im Beisein anderer Menschen verbringe, fühle sich zwangsläufig nicht allein: "Man kann sich auch inmitten von vielen Menschen durchaus einsam fühlen."

Dennoch schmerze es an Feiertagen und zu Events, die traditionell in Gesellschaft gefeiert werden, oft besonders, wenn man alleine ist, so Keßel. Selbst wenn man viele soziale Kontakte habe und die Familie aus unterschiedlichen Gründen nicht zusammenkommen könne, käme an den Feiertagen erschwerend hinzu, dass Freunde und Bekannte dann oft eigene Pläne hätten und nicht wie sonst zur Verfügung stünden. "Wir haben dann meist das Gefühl, jeder verbringe diese Zeit mit den Liebsten - und nur man selbst sei alleine. Das entspricht natürlich nicht der Realität."

Keßel rät deshalb, sich bewusst zu machen, dass man sehr wahrscheinlich nicht der einzige Mensch ist, der sich einsam fühlt. "Im Gegenteil: Ganz vielen anderen geht es genauso." Ein weiterer Schritt sei, Freunde zu fragen, ob man sich ihrer Feier anschließen darf oder an den Feiertagen Events und Möglichkeiten zu nutzen, um sich mit anderen Menschen zu vernetzen. "Hier muss man sich zwar aktiv bemühen, aber es lohnt sich bestimmt." So wie beim gemeinsamen Heiligabendfest in Erbach.

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Initiative "Keine(r) bleibt allein"

Wer am 24. Dezember ungewollt alleine ist, findet mittlerweile auch im Internet Anschluss. Die Plattform der von Freiwilligen betriebenen Initiative "Keine(r) bleibt allein" hat sich darauf spezialisiert, für Heiligabend und Silvester Gastgeber und Gäste zu vermitteln. Sie hat derzeit rund 26.000 Teilnehmende, für Hessen haben sich aktuell 319 Gäste und 718 Gastgeber gemeldet. Davon konnten nach Angaben der Initiative 80 Vermittlungsvorschläge für Hessen ausgesprochen werden. Kontaktsuchende sind Menschen aus allen Altersgruppen und Gesellschaftsschichten.

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Auswahl von Party-Alternativen

24. Dezember:
Frankfurt: "Holy Ballroom", ab 23 Uhr, Batschkapp, Gwinnerstr.5
Offenbach: "Christmas Clash Party", ab 22 Uhr, MTW, Nordring 131
Darmstadt: "Crew Love", ab 22 Uhr, Goldene Krone, Schustergasse 18
Gießen: "Hakken around the Xmas Tree", ab 22 Uhr, Scarabé, Riegelpfad 8
Kassel: "X-Mas Gone Wild", ab 23 Uhr, Musikpark A7, Miramstr. 74

25. Dezember
Marburg: "Funky Navidad", ab 23 Uhr, KFZ, Biegenstr. 13
Kassel: "Graf Karls wilde Weihnachten", ab 23 Uhr, Graf Karl, Leipziger Str. 407
Fulda: "Nachtresidenz X-Mas Special", ab 23 Uhr, S-Club Fulda, Rangstr. 6

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