Sehr viele Grablichter stehen im Raster auf einem städtischen Boden. Die meisten leuchten, einige wenige nicht. Dazwischen eine Person, die in der Hocke sitzend ein Grablicht anzuündet.

Hessen hat die Marke von 10.000 Corona-Toten überschritten. Wir ordnen die Zahl für Sie ein und beantworten die drängendsten Fragen rund um die Todesfälle.

Videobeitrag

Video

Hessen überschreitet Marke von 10.000 Corona-Toten

hs_090522
Ende des Videobeitrags

Wie viele Menschen sind pro Tag an oder mit Corona gestorben?

In Hessen sind seit Pandemiebeginn (11. März 2020) im Durchschnitt 13 Menschen pro Tag an oder mit Corona gestorben - von den rund 200 Menschen, die an einem Tag in Hessen durchschnittlich sterben (Durchschnittswert 2021). Das heißt, bei rund sieben Prozent aller Verstorbenen war eine Corona-Infektion vorausgegangen. Das sagt zunächst nichts darüber aus, ob die Infektion auch den Tod verursacht hat (siehe Frage 4).

Die Zahlen schwankten stark im Verlauf der Pandemie. Zuletzt waren es weniger als zehn Todesfälle pro Tag in Hessen, die mit Corona zusammenhängen. Auf dem Höhepunkt der ersten Coronawelle starben täglich 10 bis 20 Menschen. Die zweite Welle im Herbst und Winter 2020/21 hat ungleich mehr Opfer gefordert. Mehr als die Hälfte aller Verstorbenen (5.700) entfällt auf diese Zeit, in der es noch keine Schutzimpfung gab. Der 23. Dezember 2020 markiert mit 101 Toten den traurigen Höhepunkt des Pandemiegeschehens in Hessen, der auch dank der Impfungen nie wieder erreicht wurde (siehe Frage 6).

Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

Was können wir über das Alter der Toten sagen?

Die meisten Corona-Toten sind sehr alt. Im Mittel sind sie 80 Jahre oder älter; in dieser Altersgruppe sterben etwas mehr Frauen, einfach weil 60 Prozent der Hessen über 80 weiblich sind. Rechnet man die Altersgruppe der über 80-Jährigen heraus, sind rund zwei Drittel der Corona-Toten Männer - das lässt sich aus den Daten des Robert-Koch-Instituts ablesen.

Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

Das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) hat das Durchschnittsalter der Verstorbenen – das durch Ausreißer nach unten beeinflusst wird – im Lauf der Pandemie verfolgt: Im April 2020, kurz nach Beginn der Pandemie, lag es bei 81,3 Jahren; in der besonders tödlichen 2. Welle im Corona-Winter 2020/21 stieg es bis auf 83 Jahre, um in der 3. Welle wieder deutlich zu fallen – auf unter 75 Jahre im April 2021. Ein Jahr danach liegt es wieder bei 82 Jahren (April 2022).

Ein Blick auf die 2. Welle 2020/21 zeigt: Damals steckten sich besonders viele über 80-Jährige an. Nach Beginn der Impfkampagne ist ihr Anteil unter den gemeldeten Fällen deutlich gesunken, und damit auch die Gesamtsterblichkeit durch Corona.

Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

So beruhigend es ist, dass das Immunsystem jüngerer Menschen einen tödlichen Verlauf meist widerstehen kann - es sollte nicht zu dem Fehlschluss verleiten, die Corona-Toten wären ja auch ohne Corona bald gestorben. Studien errechnen, dass sie im Schnitt noch eine Lebenszeit von mehreren Jahren vor sich gehabt hätten - diese Menschen wären ohne Corona mehrheitlich noch am Leben.

Wie tödlich ist das Virus im Verhältnis zur Zahl der Infizierten insgesamt?

Der PCR-Test der hoch betagten Tante ist positiv – wie viel Sorgen muss ich mir machen, dass sie tatsächlich an der Krankheit stirbt? Dieses Risiko versucht die Fallsterblichkeit in Zahlen zu fassen: sie misst, wie hoch der Prozentanteil der gemeldeten Fälle ist, die mit dem Virus gestorben sind. Die 10.004 Toten seit Beginn der Pandemie entsprechen bei rund 1,8 Millionen gemeldeten Infektionsfällen in Hessen einer Fallsterblichkeit von 0,6 Prozent.

Allerdings ist diese Zahl gleichzeitig viel zu hoch und viel zu niedrig – was der Blick auf die Altersgruppen zeigt: Im Corona-Winter 2020/21 lag die Fallsterblichkeit bei den unter 60-jährigen bei 0,2 Prozent – bei den 60-79-Jährigen aber bei über 6 Prozent, bei den über 80-Jährigen bei 22 Prozent. Diese hohe Fallsterblichkeit zusammen mit der hohen Zahl an hoch betagten Infizierten machte den ersten Corona-Winter so tödlich.

Inzwischen sind fast alle Alten geimpft und die meisten geboostert; die Fallsterblichkeit ist immer weiter gesunken. Im vergangenen Dezember lag sie bei den über 80-Jährigen noch bei rund 10 Prozent, bis zum März ging sie zurück auf 2 Prozent.

Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

Sind die meisten Menschen an oder nur mit Corona gestorben?

In der Zahl von über 10.000 sind auch Verstorbene erfasst, die zwar mit dem Virus infiziert waren, aber mutmaßlich nicht daran gestorben sind, sondern aus einer anderen Ursache. Wenn die Gesundheitsämter einen Todesfall übermitteln, können sie angeben, ob Covid auch die wahrscheinliche Todesursache war.

Laut Hessischem Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HPLUG) wird bei rund 7.700 der mehr als 10.000 Verstorbenen Covid als Todesursache angenommen. Bei den übrigen hat Covid allenfalls zum Tod beigetragen, aber ihn letztlich nicht verursacht - oder die Ursache ist schlicht nicht erfasst oder ermittelbar.

In den meisten Fällen sind die Menschen also an und nicht nur mit Covid gestorben. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt eine Studie der Uni Aachen. Forscher haben dazu über 1.000 Obduktionen von verstorbenen Corona-Patienten ausgewertet. Demnach hatte in 86 Prozent der Fälle das Virus den Tod verursacht.

Die Studie erfasste aber nur die ersten drei Corona-Wellen bis Mitte 2021. Denkbar ist, dass in der Omikron-Welle mehr Todesfälle erfasst wurden, in denen die Infektion nur ein Nebenbefund war und nicht der tödliche Faktor. Die Zahl der Corona-Patienten in den Krankenhäusern wurde durch diesen Effekt jedenfalls verzerrt.

Hat Corona in Hessen zu Übersterblichkeit geführt?

Ja. Für den Gesamtzeitraum der Pandemie (11.3.2020 bis jetzt) geht das Hessische Landesprüfungs- und Untersuchungsamt im Gesundheitswesen (HLPUG) von einer deutlichen Übersterblichkeit aus. Sie liegt bei etwa 4.600 zusätzlichen Sterbefällen in Hessen. Dabei ist ein statistischer Sicherheitspuffer eingerechnet, ein so genanntes Konfidenzintervall (95 Prozent). Lässt man den Puffer weg, sind es sogar etwa 15.000 zusätzliche Sterbefälle. Dann steigt allerdings das Risiko, dass man zufällige Abweichungen als signifikante Entwicklung fehldeutet.

Diese “Exzess-Sterbefälle” gehen über das hinaus, was man aufgrund der Entwicklung der vergangenen Jahre statistisch erwartet hätte. Die Zahlen sagen nichts darüber, woran die Menschen gestorben sind. Viele bekannte und unbekannte Faktoren beeinflussen das Sterbegeschehen – etwa auch die Hitzeperiode des vergangenen Sommers. Für die ersten drei Corona-Wellen lässt sich aber ein klarer zeitlicher Zusammenhang zwischen den erfassten Corona-Toten und der Übersterblichkeit feststellen.

Die Übersterblichkeit ermöglicht zugleich einen Vergleich mit Todesursachen, die nicht so gut erfasst sind wie Corona. Grippetote etwa werden nicht direkt gezählt - aber man kann anhand der Übersterblichkeit schätzen, dass die 2. Corona-Welle im Herbst und Winter 2020/21 knapp zweieinhalbmal so viel Übersterblichkeit zur Folge hatte wie die (heftige) Grippewelle im Jahr 2018 – trotz allen drastischen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Erst nach Beginn der Impfungen wurde die Lage besser.

Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

Wie gut haben Impfungen tödliche Verläufe verhindert?

Die Corona-Schutzimpfung hat auch in Hessen tausenden Menschen das Leben gerettet. Das zeigt sich besonders deutlich an den Altenheimen. In der tödlichsten Phase der Pandemie, der zweiten Welle im Herbst und Winter 2020/21, starben rund 5.700 Menschen an oder mit dem Virus. Über 50 Prozent der Verstorbenen hatten in Altenheimen gelebt. Im Altenheim zu leben, war der größte Risikofaktor für einen tödlichen Verlauf. Mit den Impfungen, die Ende 2020 zuerst in den Heimen begannen, gingen die Sterbezahlen rapide zurück.

Externer Inhalt

Externen Inhalt von Datawrapper (Datengrafik) anzeigen?

An dieser Stelle befindet sich ein von unserer Redaktion empfohlener Inhalt von Datawrapper (Datengrafik). Beim Laden des Inhalts werden Daten an den Anbieter und ggf. weitere Dritte übertragen. Nähere Informationen erhalten Sie in unseren

Ende des externen Inhalts

Im zurückliegenden Corona-Winter (2021/22) starben zehn Mal weniger Heimbewohner an oder mit Covid als im Winter davor, obwohl sich der Erreger auch diesmal in den Heimen ausbreitete. Der entscheidende Unterschied: Dieses Mal waren fast alle der rund 60.000 Altenheimbewohner in Hessen geimpft, die meisten sogar drei- oder vierfach. Auch wissenschaftliche Studien bestätigen, wie gut Impfen vor schweren und tödlichen Verläufen schützt, etwa eine recht aktuelle Studie der Marburger Philipps-Universität.

Wie viele Menschen sind im Vergleich mit anderen Bundesländern im Zusammenhang mit Corona verstorben?

In Hessen sind pro 100.000 Einwohner bisher 158 Menschen an oder mit Corona gestorben (RKI-Daten, Stand: 5.5.). Damit liegt Hessen knapp unter dem Bundesdurchschnitt von 163. Von den westdeutschen Flächenländern hat Hessen damit die drittmeisten Toten, nur Bayern und das Saarland haben mehr. An der Spitze stehen allerdings die ostdeutschen Flächenländer. In Sachsen und Thüringen sind im Verhältnis zur Einwohnerzahl mehr als doppelt so viele Menschen an oder mit dem Virus gestorben wie in Hessen.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen