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Frankfurter DRK-Chef bremst: "Die Hilfe für ukrainische Flüchtlinge überrollt uns"

Ein Schild weist den Weg zu einer Notunterkunft für Ukraine-Flüchtlinge in einer Halle der Messe.

Die ersten Geflüchteten aus der Ukraine sind in der großen Notunterkunft auf dem Messegelände Frankfurt angekommen. Das Engagement in der Bevölkerung ist groß - viel zu groß. DRK-Geschäftsführer Dallwitz sagt, was Menschen anbieten - und warum sie damit abblitzen.

Das neue Erstversorgungszentrum auf dem Messegelände Frankfurt ist erst am Freitag eröffnet worden. An die 400 Geflüchtete aus der Ukraine sind bereits dort untergebracht. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) und der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) kümmern sich um die Menschen. Vor den Toren ist der Andrang der Frankfurter groß, die sofort mithelfen wollen. Das ist schön - und schafft Stress und Frust.

hessenschau.de: Herr Dallwitz, Sie haben für das DRK gerade einen ungewöhnlichen Appell veröffentlicht. Die Menschen sollen nicht mehr zum Messegelände kommen, um Sachspenden und andere Hilfe anzubieten. Aber das ist doch eigentlich eine tolle Sache.

Dierk Dallwitz: Das ist einerseits tatsächlich ein tolles Gefühl. Wir werden aber gerade von Hilfe überrollt. Dabei müssen wir uns selbst erst einmal sortieren und sind noch mitten dabei, die Ankunft der Menschen zu organisieren. Deshalb bitten wir darum, keine Sachspenden vorbeizubringen - das können wir einfach nicht adäquat verteilen.

DRK-Frankfurt-Geschäftsführer Dierk Dallwitz

hessenschau.de: Was bieten die Menschen an?

Dallwitz: Es kommen Dolmetscher, die ihre Sprachkompetenz anbieten, es kommen Sachspenden, aber es wird auch Wohnraum angeboten. Das können wir hier an der Stelle - vor Ort am Messetor - unmöglich koordinieren. Manche wollen Geflüchtete auch gleich mit nach Hause nehmen.

hessenschau.de: Sie nehmen auch keine Lebensmittel an. Was haben die Menschen dabei, Konserven oder einen Topf mit Suppe?

Dallwitz: Ja, genau so können Sie sich das vorstellen. Es sind frisch gekochte Speisen, aber auch abgepackte. Eine bunte Platte an Köstlichkeiten aus der Ukraine. Auch das können wir leider nicht annehmen. Wir versorgen die Menschen selbst mit Speisen. Und selbst wenn das mitgebrachte Essen eine Nuance besser schmeckt: Wir müssen in einer Gemeinschaftsunterkunft Hygienestandards einhalten.

hessenschau.de: Wie reagieren die Menschen darauf, wenn sie abgewiesen werden?

Dallwitz: Ganz unterschiedlich: Das reicht von Verständnis bis zur Verärgerung, dass wir noch nicht soweit sind und diese Art der Spenden nicht annehmen können. Wir brauchen noch ein paar Tage Zeit, um das zu organisieren. Unser Hauptaugenmerk liegt in der unmittelbaren Versorgung und Betreuung der geflüchteten Menschen.

hessenschau.de: Wie geht es den Menschen aus der Ukraine gerade?

Dallwitz: Man sieht ihnen die Sorge im Gesicht an. Viele fragen sich: Wie geht es meinem Papa oder Ehemann? Man sieht auf den Smartphones, dass sie über Videotelefonie mit ihren Verwandten vor Ort sprechen. Diese Verwandten sind sozusagen "mit in der Halle", und das ist auch für uns schwer anzusehen. Die Menschen sind in Sorge, sie sind unruhig, sie sind traumatisiert.

hessenschau.de: Was können Hilfswillige für die Geflüchteten tun, ohne dass ihr Engagement in Frust endet?

Dallwitz: Auf der Website frankfurt-hilft.de können sich Menschen, die helfen wollen, am besten informieren. Am zielführendsten sind derzeit Geldspenden. Das muss nicht zwangsläufig das DRK sein - es gibt vielfältige Angebote. Da findet jeder was, wo er meint, dass seine Geldspende dort gut aufgehoben ist.

Wir vom DRK möchten kommende Woche mit dem ASB die Dinge weiter strukturieren, um bald Sachspenden annehmen zu können und sie zu kanalisieren. Noch ist das aber viel zu früh.

Das Gespräch führte Simon Rustler.

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