Ältere Menschen können die Dienste der Gemeindepflegerinnen und -pfleger unkompliziert in Anspruch nehmen.

Seit vier Jahren gibt es in Hessen Gemeindepfleger. Sie sollen ältere Menschen vor Ort unterstützen und Ansprechpartner im Alltag sein. Nun hat das Land nach langem Hin und Her die weitere Finanzierung zugesichert, allerdings in geringerem Umfang.

Beim Einkaufen helfen, bei Behördengängen unterstützen oder ein bisschen im Haushalt zur Hand gehen – Gemeindepflegerinnen und -pfleger sollen älteren Menschen unkompliziert dabei helfen, möglichst lange selbstbestimmt im eigenen Zuhause leben zu können. Manchmal sind sie auch einfach nur Zuhörerinnen und Zuhörer in einsamen Stunden. Menschen vom Fach sprechen dabei von "barrierefreier Grundversorgung".

Seit 2018 gibt es solche Gemeindepfleger in Hessen, mittlerweile sind es landesweit über 50. Finanziert wurden die Stellen bislang vom Sozialministerium. Bis zuletzt drohte dem mittlerweile etablierten und von Land und Gemeinden hochgelobten Projekt das Aus, denn lange war völlig unklar, wo das Geld für das kommende Jahr herkommen soll.

Am Donnerstag teilte das Land schließlich mit, dass es die Arbeit von Gemeindenpflegenden weiter unterstützen möchte. Das seit 2018 bestehende Förderprogramm "Gemeindeschwester 2.0" werde fortgesetzt, sagt Sozialminister Kai Klose (Grüne) am Donnerstag in Wiesbaden. Allerdings übernimmt das Land nach den neuen Richtlinien nur noch 80 Prozent der Personalkosten, vorher waren es 100 Prozent.

Übergangslösung für 2023

Für bereits 2022 geförderte Gemeindepflegende hat das Sozialministerium allerdings eine Übergangsregelung eingeführt. Diese Stellen werden weiter nach den alten Kriterien bezuschusst, also vollumfänglich. Das entlastet die Kreise und Kommunen, die die 20 Prozent eigenanteil wohl vielerorts so kurzfristig nicht hätten auftreiben können.

Über eine Finanzierung für das Jahr 2023 hinaus hat das Sozialministerium auch eine Förderlinie bis 2026 entwickelt, die zum 1. Januar kommenden Jahres in Kraft tritt. Die Landkreise und Städte hätten nun Zeit, an einem Konzept zu arbeiten, "das in Zukunft Voraussetzung für die Förderung ist", teilte Felix Martin von der Landtagsfraktionen der Grünen mit.

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Was ist eine Gemeindepflegerin?

Gemeindepflegerinnen und -pfleger sind keine Pflegekräfte im klassischen Sinn. Sie sind vielmehr Ansprechpartner für ältere Menschen vor Ort, jemand der berät, vernetzt und koordiniert. Sie kommen auch zu den Menschen nach Hause, sprechen mit ihnen und schauen nach dem Rechten: Wie geht es den Seniorinnen und Senioren? Wie könnten sie eingebunden werden? Stimmen die Lebensbedingungen oder lässt sich an der Wohnsituation was ändern? Bedürftige Menschen können meist über ihre Gemeinde einen Termin vereinbaren.

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Die neuen Förderrichtlinien kommen aber möglicherweise etwas spät: "Hier bricht gerade eine ganze Versorgungsstruktur zusammen", klagt Christine Märtin, Gemeindepflegerin in Ginsheim-Gustavsburg (Groß-Gerau) noch einen Tag vor der Bekanntgabe. Sie wisse von vielen Kolleginnen und Kollegen, die sich bereits arbeitslos gemeldet hätten. Andere hätten sich bereits auf neue Jobs beworben.

"Präventionsarbeit gegen Vereinsamung"

Die Erfahrung aus den vergangenen Jahren habe gezeigt, dass das Prinzip der Gemeindepflegerinnen und -pfleger funktionierte, sagt Märtin. "Es ergibt Sinn, auf kommunaler Ebene zu arbeiten. Wir haben kurze Wege, kennen die Bedürftigen und können auch zu ihnen nach Hause kommen", erklärt sie.

Die Arbeit wirke sich auf vielen Ebenen aus, nicht nur in Sachen Gesundheit und Pflege. "Wir leisten auch Präventionsarbeit gegen Vereinsamung, weil wir die Möglichkeit haben, Zeit mit den Menschen zu verbringen." In den Jahren seien in den Gemeinden stabile und funktionierende Netzwerke gewachsen. Ob mit Behörden, Institutionen oder Dienstleistern – die Gemeindepflegerinnen und -pfleger seien in ihren Regionen bestens vernetzt.

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