Hamza-Kurtović-Preis wird verliehen "Hamza stand immer auf der Seite der Schwachen"

In Hanau wird am Dienstag erstmals der Hamza-Kurtović-Preis verliehen. Er ist nach einem der Opfer des rassistischen Anschlags benannt - und zeichnet Menschen aus, die sich gegen Rassismus engagieren.
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Hamza-Kurtović-Preis für Engagement gegen Rassismus

Hamza Kurtović lächelt und kämpft mit einem anderen Kind. Beide tragen weiße Karate-Anzüge. Auf dem nächsten Foto kniet Hamza, um die Hüfte trägt er den gelben Gürtel. Hamzas Eltern Armin und Dijana Kurtović scrollen auf dem Smartphone durch die Fotos. Kindheitserinnerungen. Allzu viele gibt es davon nicht. "Er war kein Fan von Fotos", erklärt Armin Kurtović. "Auch später nicht", ergänzt seine Frau.
Sie schauen sich die alten Fotos immer wieder an. Neue können sie nicht schießen. Denn ihr Sohn Hamza Kurtović wurde bei dem rassistischen Anschlag von Hanau am 19. Februar 2020 ermordet, ebenso wie acht weitere Menschen mit Migrationshintergrund: Kaloyan Velkov, Sedat Gürbüz, Fatih Saraçoğlu, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Gökhan Gültekin, Said Nesar Hashemi, Ferhat Unvar.
Am Dienstag wird erstmals der Hamza-Kurtović-Award verliehen - an Menschen, die sich gegen Rassismus engagieren. "Es ist eine gute Sache, dass Menschen ausgezeichnet werden, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung einsetzen", sagt Armin Kurtović. Dass der Preis nach seinem Sohn benannt ist, macht ihn sichtlich stolz.
Kalač: Der Junge darf nicht in Vergessenheit geraten
Ins Leben gerufen hat den Preis Ernes Erko Kalač. Der ehemalige Europameister war Hamzas Karate-Trainer beim GKV Lotus Eppertshausen (Darmstadt-Dieburg). Schon im Alter von drei Jahren hatte Hamza dort trainiert. "Ich habe gesagt: Wir müssen etwas tun, dass dieser Junge nicht in Vergessenheit gerät, dass diese Tat nicht in Vergessenheit gerät", erklärt der 57-Jährige. "Hamza war ein wunderbarer Mensch, er hatte einen starken Charakter. Und er stand immer auf der Seite der Schwachen."
Kalač ist heute nicht nur Karate-Trainer, sondern auch Geschäftsführer der C&E-Gesellschaft - eine gemeinnützige Stiftung, die Bildung und Sport fördert und sich gegen Rassismus engagiert. Laut Kalač soll der Hamza-Kurtović-Award zeigen, wie wichtig Engagement gegen Rassismus ist. Schließlich wurde Hamza Kurtović Opfer von Rassismus und nur 22 Jahre alt.
Bundeskanzler Scholz ist Schirmherr
Zur Jury des Preises gehören bekannte Persönlichkeiten wie Hanaus Fußballlegende Rudi Völler oder ZDF-Moderatorin Dunja Hayali. Schirmherr des Preises ist Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD). Zu den Gästen zählen die Angehörigen der Opferfamilien sowie unter anderem der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff, Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD), Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer oder Boxprofi Felix Sturm.
"Auf der einen Seite macht es mich stolz", sagt Armin Kurtović, dass sie alle an seinen Sohn erinnern. "Auf der anderen Seite bin ich auch froh, dass auch große Persönlichkeiten Stellung beziehen gegen Rassismus und gegen Diskriminierung."
"Das ist wie ein Mahnmal"
Der Hamza-Kurtović-Preis wird am Dienstagabend ab 18 Uhr zum ersten Mal in Hanau verliehen. Vergeben wird er in insgesamt 14 Kategorien - unter anderem an Sportler, an Künstlerinnen, an Politikerinnen und Politiker oder Institutionen und Unternehmen. Der Preis wird vor allem als Ehrenpreis verliehen - in Form einer kleinen Büste.
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Hamza-Kurtović-Preis in Hanau wird verliehen

Die Preisträgerinnen und Preisträger erhalten ein Abbild Hamza Kurtovićs. "Das ist wie ein Mahnmal - und nicht nur irgendeine Urkunde, die überreicht wird", so Armin Kurtović.
"Das war Hamza", sagt Dijana Kurtović mit Blick auf die Büste. Gestaltet wurde sie nach dem Vorbild eines Fotos. Armin und Dijana Kurtović schauen es sich auf dem Smartphone an. Danach scrollen sie wieder durch die Fotos ihres Sohnes.