Einer Hand hält eine Spritze und sticht diese in einen Oberarm.

Drei verschiedene auf Omikron optimierte Corona-Impfstoffe sind inzwischen auf dem Markt. Welcher ist für wen geeignet? Und was hat die Grippe-Impfung damit zu tun? Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessen gibt Antworten.

Der Herbst hat begonnen und die nächste Corona-Welle steht allen Prognosen nach bereits in den Startlöchern. Viele Menschen überlegen, sich gegen die Omikron-Variante boostern zu lassen. Drei verschiedene Vakzine sind mittlerweile auf dem Markt. Mit dem Wiesbadener Allgemeinmediziner Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessen sprachen wir darüber, für wen eine Omikron-Auffrischung Sinn ergibt und was es zu beachten gilt.

hessenschau.de: Herr Sommerbrodt, wer sich demnächst boostern lassen möchte hat inzwischen die Wahl zwischen drei neuen Präparaten: Eines von Moderna, das angepasst ist auf die BA.1-Variante und zwei von Biontech, angepasst an die Varianten BA.1 beziehungsweise BA.4 und BA.5. Gibt es zwischen diesen drei Boostern essenzielle Unterschiede, die es zu beachten gilt?

Christian Sommerbrodt vom Hausärzteverband Hessen.

Christian Sommerbrodt: Nein. Von den bisherigen Studiendaten her, lassen sich diese Impfstoffe kaum unterscheiden. Wobei man sagen muss, dass wir auch erst wenige Daten haben. Die Ständige Impfkommission (STIKO) hat dementsprechend auch alle drei für die Impfung freigegeben.

hessenschau.de: Ausdrücklich empfohlen wird der Omikron-Booster von der STIKO derzeit nur für bestimmte Gruppen: Über-60-Jährige, Menschen mit Vorerkrankungen und Arbeitnehmer im Gesundheitswesen zum Beispiel. Ist eine Auffrischungsimpfung mit den Omikron-Boostern Ihrer Meinung nach auch bei allen anderen sinnvoll?

Sommerbrodt: Gesunde Menschen profitieren von einem weiteren Booster nur bedingt. Der Effekt ist natürlich, dass Infektionen vermieden werden. Diese Immunität hält drei bis vier Monate an. Möglicherweise kommt noch eine Empfehlung für andere Gruppen. Aber im Moment wollen wir den Fokus auf die Gruppen richten, die es am nötigsten haben. Vor allem zur Vermeidung von schweren Infekten.

hessenschau.de: Wenn ich mich dennoch boostern lassen möchte, wie lange sollte meine letzte Corona-Impfung oder Erkrankung zurückliegen?

Sommerbrodt: Die Regel sind sechs Monate Abstand - von der Impfung oder Erkrankung. In begründeten Einzelfällen kann man den Abstand auf vier Monate absenken - etwa bei besonders hohen Risiken. Grundsätzlich ist es aber so, dass unser Immunsystem eine gewisse Zeit braucht, um passende Antikörper und Gedächtniszellen zu entwickeln. Deswegen sollte man im Zweifel lieber einen größeren Abstand wählen, als ihn unnötig zu verkürzen.

hessenschau.de: Für den Herbst und Winter wird bereits die nächste Infektionswelle erwartet. Können die neuen Booster diese brechen oder abmildern?

Sommerbrodt: Die Impfungen selbst können die Wellen nicht brechen. Wir können ja weiterhin die Infektion bekommen. Worum es geht, ist die Vermeidung schwerer Verläufe. Wenn Sie sich an den Herbst 2020 erinnern, da hatten wir eine massive Welle mit sehr vielen Toten in den Risikogruppen. Ab Dezember begann dann schon die Impfung der Risikogruppen, so dass wir ab 2021 schon keine größeren Probleme mehr hatten.

hessenschau.de: Im Moment steht für viele Menschen auch die jährliche Grippe-Impfung an. Verträgt sich diese mit der Booster-Impfung oder sollte man auch hier bestimmte Abstände einhalten?

Sommerbrodt: Nein. Wir reden hier von Tot-Impfstoffen. Diese sind miteinander mehr oder minder beliebig kombinierbar. Auch das hängt von der individuellen Konstitution der Patientinnen und Patienten ab. Bei einigen Erkrankungen oder bei bestimmten Medikamenten-Kombinationen macht es Sinn, die Booster-Impfung und die Grippe-Impfung getrennt durchzuführen. Aber bei den meisten Menschen kann man das zusammenlegen.

hessenschau.de: Sind denn die hessichen Hausärzte auf einen eventuellen Andrang auf die Booster-Impfungen vorbereitet?

Sommerbrodt: Wir haben ja in den letzten Jahrzehnten jährlich Millionen von Grippe-Impfungen in den Hausarztpraxen durchgeführt. Probleme gibt es immer nur dann, wenn alle gleichzeitig wollen. Das hatten wir ganz am Anfang der Impfungen, jetzt nicht mehr. Außerdem hatten wir ja über den Sommer jede Menge Menschen, die sich nochmal angesteckt haben. Da steht - wenn überhaupt - die Booster-Impfung erst wieder in sechs Monaten an.

Das Gespräch führte Danijel Majić.