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Omikron setzt Hochschulen unter Druck

Studenten und Studentinnen sitzen in großem Abstand zueinander in einem Hörsaal.

Gerade erst sind Hessens Studierende in die Unis zurückgekehrt, da taucht die hoch ansteckende Omikron-Variante auf: Dennoch wollen die Hochschulen im Sommersemester auf "soviel Präsenz wie möglich" setzen.

Seit dem laufenden Wintersemester hat sich der Uni-Alltag für viele Studierende in Hessen nach über einem Jahr Online-Lehre wieder ein Stück normalisiert: Manche Seminare, Laborpraktika und praktische Übungen finden an den Hochschulen wieder in Präsenz statt, wenn auch mit strengen Hygienevorgaben und 2G- oder 3G-Regeln.

Während sich die hoch ansteckende Variante Omikron zunehmend ausbreitet und für neue Höchststände an Neuinfektionen sorgt, wird an den Hochschulen bereits das kommende Sommersemester geplant. "Soviel Präsenz wie möglich" lautet die Hoffnung der Hochschulen. So blicken die Unis auf das neue Semester ab April:

Goethe-Universität Frankfurt

"Die Universitätsleitung verfolgt weiterhin die Fortführung des Lehrbetriebes in Präsenz, aber selbstverständlich beobachtet sie das aktuelle Pandemiegeschehen ganz genau", erklärte ein Sprecher der Goethe-Uni in Frankfurt. Die Hochschule sei sehr verantwortungsvoll mit der Pandemie umgegangen, in bald zwei Jahren Pandemiedauer habe bisher keine Infektionskette nachweislich aus der Uni herausgeführt. Der Lehrbetrieb im Wintersemester 2021/2022 finde mehrheitlich in Präsenz statt.

"Die Rückkehr zur Präsenz war wichtig, um die Universität wieder zu einem Ort des Miteinanders und des Dialogs zu machen", erläuterte der Sprecher. Aber auch viele Erkenntnisse in der Distanzlehre sollen weitergeführt werden. "Die digitale Lehre ermöglicht allen Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität und gibt auch wichtige Impulse für eine moderne Lehr-Lern-Kultur."

Justus-Liebig-Universität Gießen

Das Wintersemester 2021/22 sei als "Präsenzsemester mit Einschränkungen" dank der Disziplin aller Beteiligten unter 3G-Standards bisher erfreulicherweise sehr produktiv verlaufen, teilte eine Sprecherin der Justus-Liebig-Universität (JLU) mit. Angesichts der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante werde es wohl erst in den kommenden Wochen absehbar sein, inwieweit zum Sommersemester Änderungen an dem bestehenden Lehrbetrieb möglich oder nötig sind.

"Es gilt, in Zukunft das jeweils Beste aus den zwei Welten - des Analogen und des Digitalen - für die JLU nutzbar zu machen", erläuterte die Sprecherin. Corona habe einen Digitalisierungsschub eingeleitet, unter anderem sei ein erster vollständig digitaler Studiengang eingeführt worden.

Philipps-Universität Marburg

An der Philipps-Uni Marburg finden im laufenden Wintersemester rund 80 Prozent der Veranstaltungen mit einem größeren Präsenzanteil unter 3G-Regeln sowie Abstands- und Hygieneregeln statt - darunter vor allem Praktika, Seminare und Übungen, wie eine Sprecherin mitteilte. Größere Vorlesungen würden nach wie vor komplett online angeboten. Dem Präsidium sei es sehr wichtig, alles dafür zu tun, um soviel Präsenzlehre wie möglich anbieten zu können - unter Wahrung des Gesundheitsschutzes.

Voraussichtlich werde die Philipps-Universität im Sommersemester 2022 daher am bisherigen Modell festhalten: Den Präsenzveranstaltungen werde eine hohe Priorität eingeräumt, aber auch mit Wechselmodellen, Hybrid- und reinen Online-Formaten werde geplant. Durch die Pandemie seien viele neue Lernformate wie Lernvideos, Vorlesungs-Podcasts sowie virtuelle Labore entstanden. Auch die Verwaltung sei digitaler geworden. Allerdings sei den Mitgliedern der Universität noch nie so bewusst geworden, wie wichtig der persönliche Kontakt an der Uni sei.

Hochschule RheinMain Wiesbaden

Wegen des starken Anstiegs der Infektionszahlen zu Beginn des Winters hat die Hochschule RheinMain in Wiesbaden ab Mitte Dezember im Wesentlichen wieder auf Online-Lehre umgestellt, wie eine Sprecherin mitteilte. Allerdings solle auch mit Blick auf die hohe Impfquote zum Sommersemester 2022 die Präsenzlehre wieder vollständig aufgenommen werden - flankiert von geeigneten Hygienemaßnahmen.

"Die Pandemie hat in erster Linie zu einem enormen Digitalisierungsschub geführt", teilte die Sprecherin mit. "Bei allen Vorteilen, die sich dadurch ergeben haben, ist jedoch gleichzeitig deutlich geworden, dass der persönliche Austausch und die direkte Wissensvermittlung in der Lehre durch digitale Angebote nur ergänzt, aber nicht vollständig ersetzt werden können."

Technische Universität Darmstadt

An der Technischen Universität Darmstadt wird das Sommersemester 2022 aktuell in Präsenz geplant, wie eine Sprecherin mitteilte. Während der Pandemie sei der Lehrbetrieb weitgehend auf digitale Lehre umgestellt worden. "Evaluationen der letzten Semester haben gezeigt, dass die Studierenden den Kontakt zu Lehrenden und Studierenden in dieser Zeit sehr vermisst haben", sagte die Sprecherin.

Gleichzeitig hätten die Lernziele auch über digitalen Formate vermittelt werden können. Die TU Darmstadt werde unabhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie digitale und hybride Lehrangebote ausbauen und damit die Flexibilität und die Studierbarkeit ihrer Studiengänge erhöhen, erklärte die Sprecherin.

Universität Kassel

"Das Infektionsgeschehen entwickelt sich gerade so dynamisch, dass niemand seriöse Aussagen zum kommenden Sommersemester machen kann", berichtete eine Sprecherin der Universität Kassel. Derzeit gehe es zunächst im Wintersemester darum, wie stark die Omikron-Welle die anstehende Klausurphase beeinträchtigen werde. "Unter den gegebenen Umständen funktioniert die digitale Lehre an der Universität Kassel weitgehend gut", erläuterte die Sprecherin.

Das zeigten die grundsätzlich stabilen Rückmeldezahlen seit Beginn der Pandemie, also die Anzahl der Studierenden, die ihr Studium fortsetzen. "Digitale Formate werden zukünftig Präsenzlehre vermehrt sinnvoll ergänzen", kündigte die Sprecherin an.

Wissenschaftsministerium: Hybride Formate ermöglichen

"Die Hochschulen sollen und wollen weiter gerade für bestimmte Zielgruppen wie Studienanfänger oder internationale Studierende Lehre auch in Präsenz oder hybriden Formaten ermöglichen", teilte das Wissenschaftsmiinisterium in Wiesbaden mit. Darüber hinaus verlangten bestimmte Formate wie Betriebs- und Schulpraktika, musik- oder sportpraktische Übungen, künstlerische Tätigkeiten sowie Laborpraktika stärker nach Präsenz als andere.

"Die Pandemie verlangt allen an den Hochschulen große Anstrengungen ab, um Inhalte unter den aktuellen Bedingungen zu vermitteln, sich anzueignen und Studierendenbiografien gelingen zu lassen", hieß aus dem Ministerium. Die Situation in der Pandemie habe zugleich eine beeindruckende Kreativität hervorgebracht, etwa in der Umstellung von Lehrveranstaltungen auf digitale Formate.