Esel auf der Kellerranch in Weiterstadt

Ob Katze oder Trampeltier, Hund oder Serval: Wenn es Tieren schlecht ergeht, wird ihnen auf der Kellerranch in Weiterstadt geholfen. Der Verein kann Unterstützung wie den diesjährigen Hessischen Tierschutzpreis mehr als gut gebrauchen.

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Hessischer Tierschutzpreis für Kellerranch

Weisse Nutrias und Enten auf der Kellerranch in Weiterstadt
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An die 350 Tiere leben zurzeit auf der Kellerranch in Weiterstadt (Darmstadt-Dieburg). Stachelschwein Malte zum Beispiel gehört zu den Bewohnern, die auch auf der Homepage vorgestellt werden. Es hat hier seine große Liebe Linda gefunden. Durch ein Gehege hopst Känguru Sandokan mit zwei Kollegen. Etwas weiter genießt auch Machmuga seinen Freiraum, eine Südliche Grünmeerkatze, die offenbar auch schon mal die Zähne zeigt.

Dass es exotischen und weniger exotischen Lebewesen auf dem Anwesen gut geht, dass es sie überhaupt noch gibt: Sie haben es dem Tierhilfeverein zu danken, der die Ranch betreibt.

Den "unglaublichen persönlichen Einsatz" aller im Verein hat am Dienstagnachmittag in der Staatskanzlei Hessens Umweltministerin Priska Hinz (Grüne) mit dem diesjährigen Hessischen Tierschutzpreis gewürdigt. Sie überreichte ihn an den Vereinsvorsitzenden Karl-Heinz Keller und seine Frau Jutta. Der Preis ist mit 7.000 Euro dotiert.

Nachts Opel, tagsüber Tierschutz

"Sie leisten großartige Arbeit für unsere Gesellschaft", lobte die Ministerin. Und das geht schon sehr lange so: Am 4. September wird der Tierhilfeverein mit einem Tag der offenen Tür sein 20-jähriges Bestehen feiern.

Aufnahme wurde Tieren schon früher gewährt. "Bring’s doch dem Keller" - der Hinweis hat laut Karl-Heinz Keller schon vor ihm dazu geführt, dass Tiere auf dem Hof abgegeben wurden. "Mein Vater konnte nicht Nein sagen." Dem Sohn, der 1995 die Leitung übernahm, scheint es ähnlich zu gehen: Der Hof ist zur Ranch mit 10.000 Quadratmetern geworden - einem "neuen Zuhause für ausrangierte und misshandelte Tiere", wie Ministerin Hinz es beschrieb.

Anfangs ging Keller noch bei Opel arbeiten. "Ich hab' extra die Nachtschicht gemacht, damit ich mich tagsüber um die Tiere kümmern konnte“, sagt er. Inzwischen ist die Ranch ein Betrieb, der laut Keller fünf Tierpfleger beschäftigt und vier junge Menschen dazu ausbildet. Der Verein dahinter hat mehr als 500 aktive und passive Mitglieder.

Umweltministerin Priska Hinz (l.) ehrt Karl-Heinz und Jutta Keller mit dem Tierschutzpreis 2022.

Neue Tiere aus der Ukraine

Die Kellerranch ist das Tierheim für Weiterstadt, ein Gnadenhof und auch eine überregional bekannte Aufnahmestation für Tiere, die zum Beispiel von Zirkussen oder Privatleuten nicht artgerecht gehalten wurden.

Die luchsähnlichen Servale sind darunter, Trampeltiere, Pampashasen und Papageien. Mal wird ein Stachelschwein aus einer Drei-Zimmer-Wohnung im siebten Stock eines Hochhauses geholt, mal ein Erdmännchen aus einem Meerschweinchenkäfig.

Gerade sind als Folge des Kriegs viele neue Tiere aus der Ukraine dazugekommen: Hunde zur Vermittlung, viele Vögel zur vorübergehenden Pflege. Geflüchtete können sich oft nicht mehr um die Tiere kümmern.

Erst Corona, dann die Energiekrise

Der Verein arbeitet eng mit den Behörden zusammen. Zuletzt half er, als mutmaßlich illegal gezüchtete Pudel beschlagnahmt wurden. Über den Tierschutzpreis freut sich Karl-Heinz Keller auch, weil er zeige, “dass wir seriös sind“.

Das mit dem Tierschutzpreis verbundene Geld kommt auch gerade recht. In der Coronakrise hatte die Kellerranch besonders zu leiden, schrammte gerade noch so an der Pleite vorbei. Keine Besucher, keine öffentlichen Feste – das bedeutet einen erheblichen Rückgang an unverzichtbaren Einnahmen. Vor allem Spenden werden benötigt.

In der Krise kam viel Hilfe von außen, und Unterstützung wird dauernd gebraucht. "Die steigenden Energiepreise sind ein enormes Problem", sagt Keller zur aktuellen Lage. Rund 3.200 Euro Stromgeld seien monatlich fällig. Einsparungen haben ihre Grenzen - zum Beispiel bei der Infrarotheizung für Papageien, Äffen oder Erdmännchen.

Weitere Tierschützer geehrt

Die Verleihung des Tierschutzpreises verband Ministerin Hinz mit der Ehrung von zwei weiteren Tierschützern für ihr Lebenswerk. Ausgezeichnet wurde Hans-Jürgen Kost-Stenger, der Vorsitzende des Landestierschutzverbandes. Er engagiert sich seit mehr als 25 Jahren im Hessischen Tierschutzbeirat und im Tierschutzverein in Frankfurt. Außerdem leistet er anderen Tierschützern Rechtsbeistand.

Mike Ruckelshaus setzt sich auf rechtlicher Ebene für nachhaltige Verbesserungen der Lebensbedingungen von Tieren ein – etwa durch Stellungnahmen zu Gesetzes- und Verordnungsentwürfen. Die bisher erreichten Änderungen in der Rasseliste für gefährliche Hunde seien unter anderem ihm zu verdanken, sagte Hinz.

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