Verschiedene Lebensmittel in Kästen der Tafel

Immer mehr Bedürftige, immer weniger Lebensmittelspenden: Einige der Tafeln in Hessen nehmen deswegen seit einiger Zeit keine neuen Kunden mehr auf.

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Tafeln verhängen Aufnahmestopp

hs
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Die Tafeln in Hessen haben im ersten Halbjahr dieses Jahres eine stark gestiegene Nachfrage nach kostenlosen Nahrungsmitteln bei gleichzeitig sinkendem Angebot registriert. Mindestens die Hälfte der 58 Tafeln mit ihren mehr als 200 Ausgabestellen habe in den vergangenen Wochen und Monaten zumindest vorübergehend einen Aufnahmestopp für Neukunden verhängt, sagte eine Sprecherin der Nachrichtenagentur epd.

Die Kundenzahl sei seit Januar um 40 Prozent in die Höhe geschnellt. Eine sprunghafte Zunahme habe es insbesondere durch die Flucht von Ukrainerinnen und Ukrainern vor dem Krieg im Februar und März gegeben.

Daneben kämen weiterhin Geflüchtete aus anderen Ländern wie Syrien und Afghanistan. Aber auch mehr Einheimische, denen das Geld angesichts der Teuerung nicht mehr reiche, suchten die Tafeln auf, besonders Rentner, Arbeitslose und kinderreiche Familien.

Weniger Lebensmittelspenden

Demgegenüber seien die Lebensmittelspenden im Frühjahr um 30 Prozent gesunken, sagte die Tafel-Sprecherin. Supermärkte hätten weniger Nahrungsmittel übrig, weil sie knapper kalkulierten und wegen Liefer- und Produktionsengpässen weniger Waren bekämen.

Die Geldspenden, mit denen die Tafeln ihre Unkosten bestreiten, seien ungefähr konstant geblieben. Allerdings stiegen die Stromkosten für Kühlung, die Heizungs- und Benzinkosten. Die Tafeln in Hessen hätten rund 150 Fahrzeuge im Einsatz, die 2,5 Millionen Kilometer im Jahr zurücklegten.

Die rund 6.000 ehrenamtlichen Helfer der Tafeln in Hessen unterstützen den Angaben zufolge mehr als 135.000 bedürftige Menschen mit Lebensmitteln. Während der Pandemie sei die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorübergehend gesunken, weil Senioren aus Vorsicht zu Hause blieben. Neue Helfer seien gefolgt, aber die Belastung sei durch die gestiegene Kundenzahl gewachsen.

Die Sprecherin appellierte an die Kommunen, nicht einfach Bedürftige zu den Tafeln zu schicken, sondern ihnen Gutscheine für Lebensmittelläden zu geben.

Deutlich mehr Kunden seit dem Ukraine-Krieg

Die Frankfurter Tafel hat nach eigenen Angaben mit dem Krieg in der Ukraine ein Viertel bis ein Drittel mehr Kunden zu den rund 12.000 Stammkunden hinzubekommen. Daneben versorge die Tafel weitere 15.000 Menschen über Obdachlosen- und andere Stadtküchen.

Bei der Gießener Tafel stieg die Zahl der Kunden im Frühjahr von 3.400 auf 3.800, wie die Organisationsleiterin berichtet. Die Warteliste für neue Kunden sei von sechs Wochen zu Jahresbeginn auf inzwischen ein halbes Jahr verlängert worden.

Die Tafel Fritzlar meldet, infolge des Ukraine-Kriegs ein Drittel mehr Kunden bekommen zu haben. Man habe deshalb noch einen weiteren Tag in der Woche geöffnet. Die 65 freiwilligen Mitarbeiter versorgten nun statt 600 Menschen 800. "Mehr geht nicht", vorerst gebe es einen Aufnahmestopp.

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Disclaimer

Gegenüber dem hr dementierte die Tafel-Sprecherin Katja Bernhard, dass sie von einem Aufnahmestopp bei rund der Hälfte der hessischen Tafeln gesprochen habe. Weder vorübergehend noch dauerhaft sei das der Fall. Stattdessen würden lediglich "vereinzelt" Tafeln einen Aufnahmestopp aussprechen.

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