Marlene Förster bei der Arbeit im nordirakischen Lalesh

Vier Wochen saß die Darmstädter Journalistin Marlene Förster unter Terrorverdacht in einem irakischen Gefängnis. Seit einer Woche ist sie wieder daheim. Im Gespräch mit dem hr berichtet sie von ihrer Haft und erzählt, wie es für sie nun weitergehen soll.

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Nach Haft im Irak: Darmstädter Journalistin im Interview

hessenschau vom 26.05.2022
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Fünf Wörter beendeten am 20. April die Freiheit von Marlene Förster: "Wir glauben, ihr seid Spione", sagten einheimische Polizisten an einem Check-Point im Nord-Irak zu der Darmstädterin und ihrem Begleiter. Förster und ihr slowenischer Kollege Mateja Kavčiča wollten über das Schicksal der Jesidinnen und Jesiden in der Region recherchieren. "Völlig ausgeliefert" seien beide gewesen, sagt Förster dem hr. Mit ihrer Festnahme wurden die Journalistin und ihr Kollege selbst zum Mittelpunkt der Berichterstattung.

Warten auf Kontakt zur Außenwelt

Knapp fünf Wochen später kann Marlene Förster mit ihrer Mutter und Freunden wieder durch das heimische Darmstadt spazieren. Vor einer Woche wurden sie und ihr Kollege Kavčič nach medialem Druck und diplomatischen Verhandlungen aus der Haft entlassen und in ihre jeweiligen Herkunftsländer abgeschoben. "Ich glaube, ich kann jetzt im Ansatz nachvollziehen, was es bedeutet, gefangen zu sein", sagt sie.

Rund vier Wochen verbrachte Förster in einem irakischen Geheimdienstgefängnis, die ersten sieben Tage ohne Kontakt zur Außenwelt. Erst nach einem Hungerstreik wurde ihr erlaubt, mit der Deutschen Botschaft in Bagdad Kontakt aufzunehmen. Danach folgten banges Warten und Unsicherheit: "Die ersten drei Wochen waren eine sehr lange Zeit, in der wir gar nicht wussten, was überhaupt gerade der Prozess dahinter ist oder wer gerade mit wem redet."

Recherchen sollen veröffentlicht werden

Während die Darmstädter Journalistin im Unklaren über ihr weiteres Schicksal gelassen wurde, brachten Freundinnen, Verwandte und kurdische Aktivistinnen und Aktivisten den Fall an die deutsche Öffentlichkeit. Medienberichten folgten Demonstrationen und diplomatischer Druck. Am Ende dann ging alles ganz schnell. In einer Gerichtsanhörung wurde der Terrorvorwurf fallen gelassen. Kurz darauf saß Förster in einem Flieger nach Berlin.

Eine Woche nach ihrer Rückkehr nach Deutschland wirkt Förster im Gespräch mit dem hr zwar immer noch ermattet, aber ungebrochen. In den Irak zurückreisen wird sie nicht, denn nach wie vor droht ihr dort wegen anderer Vorwürfe eine erneute Festnahme. Doch das Material, das sie und Mateja Kavčiča im Irak zusammengetragen haben, will sie demnächst journalistisch aufarbeiten und veröffentlichen. "Die Geschichte zu erzählen, dafür war ich dort. Das ist, was bleiben soll", sagt Förster und ergänzt: "Das ist, was meine Psyche befreien wird - nicht nur meinen Körper."

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