Tanzende Mütter und Kinder auf Schaumstoffmatten in einem Gymnastikraum.

Das Familienzentrum im Frankfurter Westend ist am Dienstag eröffnet worden. Ob jüdisch oder nicht, hier geht es um ein Miteinander. Sicherheitsvorkehrungen gibt es dennoch.

Videobeitrag

Video

Jüdisches Familienzentrum eröffnet

hs
Ende des Videobeitrags

Tanzlehrerin Shoo klatscht in die Hände und startet die Musik. Aus den Boxen tönt "und ich flieg, flieg, flieg wie ein Flieger." Es geht los. Mütter mit ihren Kindern auf dem Arm hüpfen über die bunten Schaumstoffmatten und singen laut mit. Mitten im Gewusel aus Kinderhänden und Füßen tanzt Madeleine mit ihrer Tochter auf dem Arm.

Madeleine ist eine der Mütter, die mit ihren Kindern zum Familienzentrum in die Westendstraße in Frankfurt gekommen ist. Es ist das erste in Deutschland unter der Trägerschaft der jüdischen Gemeinde.

Madeleine ist kein Mitglied der jüdischen Gemeinde. Das macht für sie aber keinen Unterschied. "Dadurch beschäftigt man sich eher mit dem Judentum. Man liest auch mehr nach, weil es jetzt präsenter ist. So hat sich für uns etwas Neues eröffnet", sagt sie.

"Familienzetrum ist für alle offen"

Dass das Familienzentrum für alle Menschen offen ist, ist auch Daphna Baum, Leiterin des Zentrums, wichtig. Deshalb heißt es einfach nur "Familienzentrum im Westend". "Wir leben hier zwar jüdische Werte, feiern jüdische Feste, aber genauso haben wir zum Pessach-Fest auch etwas zu Ostern gemacht", sagt sie. Auch englischsprachige Kurse bietet das Zentrum an.

Hier solle man voneinander lernen, so Daphna Baum. "Manchmal gibt es Vorurteile oder Fragen. Wichtig ist, dass man hier ein Miteinander lebt." Sie selbst versteht sich als "Brücke". Schon vor der offiziellen Eröffnung am Dienstagabend zählte das Zentrum rund 100 Besuche pro Woche.

Um sich vor antisemitischen Übergriffen zu schützen und ein friedliches Miteinander zu gewährleisten, gibt es Sicherheitsvorkehrungen in der Einrichtung. Es gibt zum Beispiel eine Sicherheitstüre am Eingang und die Fenster sind mit Einbruchsschutzfolie überzogen.

Frau mit Brille. Portrait Daphna Baum in einem Raum mit Büchern und Spielen

Das Eltern-Kind-Tanzen ist eines der viele Angebote des Zentrums. Dieses Angebot nutzen auch Ina und ihre Tochter Liel. Sie ist aus der jüdischen Gemeinde. "Das hier ist eine Insel, die alle einlädt, Familien verbindet und vernetzt."

Florence sieht das ähnlich. "Ich bin aus der jüdischen Gemeinde, allerdings bin ich zugezogen. Umso wichtiger war es für mich so eine Anlaufstelle zu haben, um Leute kennenzulernen und um Freundschaften und Bekanntschaften zu schließen."

Räumlichkeiten im Familienzentrum mit bunten Kissen und Spielzeug

Aus Babytreff wird Familienzentrum

Das Zentrum bietet neben den Tanzkursen auch noch Geburtsvorbereitungskurse und Rückbildungskurse an. Zudem eine Gruppe für Kleinkinder, aber auch Vorträge und Beratung. Der Terminkalender des Familienzentrums ist gut gefüllt. Aus dem ehemals offenen "Babytreff on the go" im Park ist am 1. Juni 2021 das Familienzentrum im Westend entstanden.

Daphna Baum arbeitet schon lange in der Familienhilfe. Die Mitarbeit in einem Zentrum unter jüdischer Trägerschaft ist aber neu für sie: "Das ist ein Meilenstein für jüdisches Leben in Deutschland."

An den Wänden des Familienzentrums hängen bunte Fotos der Kinder
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen