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Hessischer Krankenhaustag: Kliniken fürchten hohe Energiekosten

Eine Intensivpflegerin versorgt auf der Intensivstation einer Klinik in Gauting (Bayern) einen Patienten (dpa)

500 Millionen Euro mehr könnten die hessischen Kliniken im kommenden Jahr allein für Energie zahlen müssen. Die Hessische Krankenhausgesellschaft fordert von Land und Bund dringend mehr Geld - andernfalls könnten viele Häuser insolvent gehen.

Röntgengerät und MRT abschalten, Patientenzimmer und Operationssäle nicht mehr beheizen: Um Energiekosten in den Krankenhäusern zu sparen, sind das keine Optionen. Die Krankenhäuser gelten als Energiefresser - und werden es wohl auch bleiben. Das Einsparpotenzial liege nur im einstelligen Bereich, sagt Steffen Gramminger von der Hessischen Krankenhausgesellschaft.

Beim Hessischen Krankenhaustag in Offenbach berieten Vertreter von Krankenhäusern und Politik am Donnerstag unter anderem über die Energieversorgung. 154 Millionen Euro zahlten die hessischen Kliniken im Jahr 2020 nach Angaben des Statistischen Landesamts für Energie, Brennstoffe und Wasser. 500 Millionen Euro Mehrkosten pro Jahr kämen auf die Kliniken zu, wenn das Land nicht kurzfristig Energie- und Inflationszuschläge zahle, schätzt Gramminger. "Die Energiekrise wird das Krankenhaussterben beschleunigen."

Alte, schlecht sanierte Gebäude

Ein Grund ist aus Sicht der Hessischen Krankenhausgesellschaft, dass die Klinikgebäude oft alt sind und es mit der Energieeffizienz nicht weit her ist. "Viele Gebäude sind nicht auf dem neusten Stand der Technik, für Investitionen in erneuerbare Energien und moderne Baustoffe war und ist kein Geld da", sagt Gramminger. Bund und Länder müssten für die energieeffiziente Sanierung der Gebäude daher dringend ein Sonderförderprogramm auflegen, fordert er.

Sein Ärger richtet sich vor allem gegen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): Er habe den Kliniken versprochen, sie sicher durch den Winter zu bringen, aber mehr sei derzeit nicht von ihm zu hören. Gramminger verweist darauf, dass die Krankenhäuser gestiegene Kosten nicht weitergeben können, wie das zum Beispiel im Einzelhandel möglich sei. Fallpauschalen würden erst mit großer Verzögerung angepasst.

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Wie sind Krankenhäuser auf den Herbst vorbereitet?

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Sozialministerium: Förderung für Kliniken wurde verdoppelt

Die SPD-Gesundheitspolitikerin Daniela Sommer versteht die Klagen der Kliniken. Die mit den Krankenkassen zu Jahresbeginn ausgehandelten Vergütungssätze müssten nach oben angepasst werden, sagt sie. "Die Landesregierung darf die Krankenhäuser nicht im Regen stehen lassen", fordert Sommer. "Nicht in dieser schwierigen Zeit."

Das hessische Gesundheitsministerium weist die Kritik zurück. In der Vergangenheit sei bereits viel gegen die Liquiditätsengpässe der Kliniken getan worden: Fördermittel seien vorzeitig ausgezahlt worden, die Häuser dürften über die Verwendung freier entscheiden. Die Pauschalförderung des Landes habe sich innerhalb von fünf Jahren mehr als verdoppelt, auf rund 300 Millionen Euro in diesem Jahr. "Diese Mittel können auch für Maßnahmen zur Umstellung der Energieversorgung verwendet werden", sagt Sozialminister Kai Klose (Grüne).

Doch auch der Minister ist der Ansicht, die Kliniken dürften nicht im Stich gelassen werden. "Es geht am Ende ja immer um den Gesundheitsschutz der Bevölkerung. Den zu gewährleisten ist unser Ziel." Wie das im nächsten Corona-Winter mit womöglich steigenden Patientenzahlen funktionieren soll? Auch darum sollte es beim Hessischen Krankenhaustag gehen.

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