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Bischof Bätzing kritisiert Papst Benedikt in der Missbrauchsaffäre

Der Limburger Bischof Bätzing verzieht das Gesicht.

Wegen der Missbrauchsfälle im Erzbistum München hat der Limburger Bischof Bätzing grundlegende Reformen der katholischen Kirche gefordert. Der emeritierte Papst Benedikt müsse sich entschuldigen - und sich über seine Berater hinwegsetzen.

"Wir brauchen eine systemische Veränderung in der katholischen Kirche." Mit diesem Satz hat sich der Limburger Bischof Georg Bätzing am Donnerstag klar auf die Seite des Münchner Kardinals Reinhard Marx gestellt. Marx, zu dessen Bistum ein kürzlich veröffentlichtes Gutachten von rund 500 Missbrauchsopfern und 235 möglichen Tätern berichtet hatte, entschuldigte sich am Donnerstag. Er bot an, im Amt zu bleiben, um an der Neugestaltung der Kirche mitzuarbeiten. Ein früheres Rücktrittsgesuch von Marx hatte Papst Franziskus zurückgewiesen.

Das sei eine klare Übernahme von Verantwortung, sagte Bätzing bei einer Pressekonferenz in Limburg. Weniger wertschätzend äußerte er sich zum Fall des emeritierten Papstes Benedikt XVI. Dessen Privatsekretär musste am Montag einräumen, dass Benedikt eine falsche Aussage zu dem Missbrauchsgutachten gemacht habe.

Anders als zunächst behauptet, habe Joseph Ratzinger im Jahr 1980 - damals noch in seiner Funktion als Erzbischof von München und Freising - doch an einer Sitzung teilgenommen, in der es um einen auffällig gewordenen Priester ging. Joseph Ratzinger wird vorgeworfen, auf insgesamt vier Missbrauchsfälle nicht angemessen reagiert zu haben.

"Verwirrung und Empörung"

Mit klaren Worten äußerte Bätzing Kritik an dem ehemaligen Kirchenoberhaupt: Er hoffe, "dass Papst Benedikt wahrgenommen hat, was seine unterschiedlichen Einlassungen bisher an Verwirrung und Empörung in unserem Land zurückgelassen haben".

Der Limburger Bischof forderte Benedikt zugleich auf, Abstand von seinen Beratern zu nehmen: "Ich wünsche ihm, dass er sich über seine Berater hinwegsetzt und zu der klaren Aussage kommt: Ich habe Fehler gemacht und bitte dafür um Verzeihung." Bätzing sagte weiter, er gehe davon aus, dass das vielen Betroffenen und Gläubigen Erleichterung verschaffen würde. Auch andere Bischöfe hatten ein öffentliches Schuldeingeständnis von Papst Benedikt gefordert.

"Missbrauch und Vertuschung haben systemische Ursachen"

Zur Debatte über grundlegende Veränderungen der katholischen Kirche sagte Bätzing, das Münchener Gutachten spreche denen Hohn, die das nicht für notwendig hielten. Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl habe nur bestätigt, was die sogenannte MHG-Studie zum sexuellen Missbrauch in der Kirche bereits 2018 zu Tage gefördert habe: "Es gibt spezifische systemische Ursachen für Missbrauch und seine Vertuschung", sagte Bätzing, "und die müssen verändert werden".

Dazu sei etwa der Synodale Weg da. Auch das Erzbistum München und Freising habe bis spätestens in einem Jahr Reformen in Aussicht gestellt. "Daran wird man die Bistumsleitung messen dürfen", machte Bätzing deutlich.

To-do-Liste umfasst 60 Punkte

Zwar habe es auch im Bistum Limburg seit 2010 Präventionsmaßnahmen gegeben. Damals waren die ersten Missbrauchsfälle ans Licht gekommen und hatten die Reformdebatte ausgelöst. 60 einzelne Empfehlungen habe das Bistum seitdem von einem unabhängigen Aufklärungsbeauftragten der Bundesregierung erhalten, die nun nach und nach umgesetzt würden.

Doch es brauche in der gesamten katholischen Kirche mehr Anstrengungen, mahnte der Bischof: "Das reicht alles noch nicht, es muss weitergehen." Trotzdem sei er überzeugt, dass die Kirche für Kinder und Jugendliche mittlerweile ein sicherer Ort sei. Inzwischen sei klar geregelt, was nach Bekanntwerden eines Missbrauchsfalles und zur Verhinderung solcher Delikte zu tun sei.

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