Ärztin schneidet Teddy auf

Nach zwei Jahren Pandemiepause darf die Marburger Teddyklinik wieder öffnen. Sie will Kindern die Angst vor dem Arzt nehmen. Für Schnuffi, Hasi und Co gibt es sogar ein Kuscheltier-MRT und einen OP-Saal.

Audiobeitrag

Audio

Röntgen, MRT und OP-Saal für Kuscheltiere

Kinder mit Kuscheltieren
Ende des Audiobeitrags

Ein schlimmer Unfall sei passiert, erzählt die sechsjährige Cecilia aufgeregt. Hasis lange Schlappohren tun weh. "Er ist über die Straße gehoppelt, und dann sind ihm mehrere Autos über die Ohren gefahren." Auch ihre Freundin Lea hat ein verletztes Kuscheltier dabei: Ihr Hund Keks habe sich die Pfote gebrochen, berichtet die Siebenjährige.

Deshalb sind die beiden hier: In der Teddyklinik, die derzeit von Marburger Studierenden im Hörsaalgebäude der Philipps-Universität organisiert wird. Am Eingangszelt nimmt Medizinstudent Lucas Oberlack die Kinder in Empfang und bringt sie samt Kuscheltieren in den Untersuchungsraum.

Vorsichtig untersucht der "Teddy-Arzt" dort Keks und seine Pfote, misst seine Temperatur und steckt ihm dann eine lange Spritze ins Fell. Lea und Keks müssten jetzt ganz tapfer sein, erklärt er. Aber nur so könne Keks wieder gesund werden. Ganz nebenbei fragt der Student: "Hast du auch schon mal Blut abgenommen bekommen, Lea?" Mit großen Augen nickt die Siebenjährige und streichelt ihrem Hund über das weiche Fell. "Jetzt braucht Keks noch ein MRT", sagt Oberlack und bringt die beiden zu einer bunt beleuchteten Röhre.

"Es geht darum, die Angst vorm Arzt zu nehmen"

Die Idee der Teddyklinik stammt ursprünglich aus Norwegen. In den vergangenen 20 Jahren sind auch in Deutschland an vielen medizinischen Fakultäten Teddykliniken entstanden, so auch in Marburg, Gießen und Frankfurt.

Medizinstudent untersucht Kuscheltier

"Es geht darum, den Kindern die Angst vorm Arzt zu nehmen, indem sie ihren Teddy begleiten", erklärt Alannah Glück, die im zehnten Semester Medizin studiert und dem Verein vorsitzt, der die Aktion in Marburg durchführt. Man könne den Kindern die medizinischen Geräte und Abläufe spielerisch zeigen. "Und wir können erklären, dass manchmal auch mal ganz kurz was weh tun muss, um dann wieder besser zu werden."

In Marburg findet die Aktion dieses Jahr sogar vier Tage lang statt. Vormittags können Kita-Gruppen kommen, nachmittags Eltern mit ihren Kindern ohne Termin. Durchgeführt wird alles ehrenamtlich von Studierenden aus den Fachbereichen Medizin, Pharmazie und Zahnmedizin.

Röntgen, MRT, OP-Saal

Im Foyer des Hörsaalgebäudes haben die Studierenden in mühsamer Detailarbeit die Untersuchungsbereiche vorbereitet: Es gibt zum Beispiel eine Röntgen-Ecke, bei der die Kinder ein digital bearbeitetes Foto ihres Kuscheltiers ausgedruckt bekommen.

bunte Plastikröhre mit Kuscheltier

Für die ganz schweren Fälle gibt es die bunte MRT-Röhre und einen - fast - original ausgestatteten OP-Saal. "Meistens tun wir natürlich nur so, als ob wir die Tiere aufschneiden", erzählt dort Medizinstudentin Sophia Born. "Aber wir haben auch schon erlebt, dass Kinder wollten, dass wir ihren Teddy echt an der Naht auftrennen und dann wieder zunähen."

Corona hatte noch niemand hier

Alannah Glück ist froh, dass die Teddyklinik nach zwei Jahren Pandemiepause wieder ihre Türen öffnen kann. Die Nachfrage sei groß, sowohl von Kindergärten als auch von Studierenden, die mitmachen wollten. "Auch die Studenten können ja was im Umgang mit den Kindern lernen und ausprobieren, ob sie vielleicht sogar später mal mit dieser Altersgruppe arbeiten wollen", sagt Glück.

Am ersten Vormittag seien schon rund 100 Kinder dagewesen, berichtet Glück. Die Kuscheltiere hätte alle denkbaren Krankheiten gehabt: "Schnupfen, Fieber, bei den Einhörnern ist gerne mal das Horn gebrochen." Nur eines habe bisher noch kein Teddy oder Plüschhase hier gehabt: Corona.

Weitere Informationen

Termine Teddykliniken

Uniklinik Marburg: noch bis 20. Mai
Uniklinik Frankfurt: 31. Mai bis 1. Juni
Uniklinik Gießen: 27. bis 29. Juni

Ende der weiteren Informationen
Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen