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Aufarbeitung des Missbrauchs im Bistum Fulda - Akten werden gesichtet

Dom St. Salvator zu Fulda

Eine unabhängige Kommission soll Fälle von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrach im Bistum Fulda untersuchen. Nun hat sie ihre Arbeit aufgenommen. Neben verschiedenen Experten sind auch Betroffene beteiligt.

Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch im Bistum Fulda hat mit der Untersuchung von Unterlagen und Akten begonnen. Im Rahmen der Aufarbeitung sollen außerdem Betroffene angehört werden. Zudem soll die Kommission "das Verhalten und Reagieren von Verwaltung und kirchlichen Organisationen" bewerten, teilte das Bistum am Donnerstag mit.

"Auch im Bistum Fulda hat es in der Vergangenheit Fälle sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch gegeben." Diese sollten jetzt systematisch und konsequent aufgearbeitet werden.

Experten und Betroffene

Die Kommission hatte sich bereits im September vergangenen Jahres gebildet und sich seitdem dem Bistum zufolge über Fragen zur Organisation und Herangehensweise abgestimmt. Neun Mitglieder hat die Kommission, darunter seien Juristen und verschiedene Fachleute, zum Beispiel aus dem Bereich Psychologie. Nur ein Mitglied stehe in einem Arbeitsverhältnis mit dem Bistum.

Auch zwei Betroffene von sexualisierter Gewalt gehören demnach der Kommission an. Sie stammen aus dem gemeinsamen Betroffenenbeitrat der Bistümer Fulda, Mainz und Limburg.

Aufarbeitung und Prävention

Die Kommission könne auch entscheiden, ob sie externe Dienstleistungen für ihre Arbeit hinzuziehe. Das können Gutachten sowie Dienstleistungen im rechtlichen Bereich oder in der Aktenaufarbeitung sein. "Wenn die Kommission einzelne Fälle sichtet, führt sie ihre Untersuchungen ohne Rücksicht auf etwaige Funktionsträger oder Personen mit exponierten Namen aus", erklärte das Bistum.

Neben der Aufarbeitung soll auch Prävention im Fokus stehen. Es gehe darum vorzubeugen und einzugreifen, hinzusehen und zu handeln. Dazu gehörten Schutzkonzepte in allen katholischen Einrichtungen, Verbänden und Pfarreien, Positionspapiere zur Prävention sexualisierter Gewalt, Leitlinien, Verhaltensregeln sowie Schulungskonzepte und direkte Kontaktmöglichkeiten.

"Verharmlosungen, Relativierungen, geringschätzige Vergleiche oder ein Kleinreden der vergangenen Vorkommnisse sind für das Bistum Fulda nicht akzeptabel", heißt es in der Mitteilung. Derzeit sind im Bistum Fulda 89 Opfer von sexuellem Missbrauch bekannt, 34 Beschuldigte wurden ermittelt.

Missbrauchsgutachten belastet Papst

Immer wieder werden Vorwürfe gegen Verantwortliche der katholischen Kirche bekannt. Zuletzt belastete ein Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising den emeritierten Papst Benedikt XVI. schwer: Während dessen Amtszeit als Erzbischof vor rund 40 Jahren wird ihm in vier Fällen Fehlverhalten vorgeworfen. Die Gutachter gehen davon aus, dass er Priester, die Kinder missbraucht hatten, wieder in der Seelsorge einsetzte.

Am Dienstag reagierte der emeritierte Papst mit einer Stellungnahme. Er bat darin Opfer sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche zwar ganz generell um Verzeihung. Konkrete Vertuschungsvorwürfe gegen sich aber wies er entschieden zurück. Sein Anwalt erhebt schwere Vorwürfe gegen das Münchner Gutachten.

Insgesamt ergeben sich laut dem Gutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum Hinweise auf rund 500 Betroffene sexualisierter Gewalt. Untersucht wurden die Jahre 1945 bis 2019.

Weitere Informationen

Kontakt

Menschen, die sich an die Unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum Fulda wenden möchten, erhalten auf der Webseite (nurmitmut.de) mehrere Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme.

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