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Studentinnen berichten: So leben Sie nachhaltig im Alltag

Portraits: links Christiane Alt, rechts Arevik Beglaryan

Den Alltag möglichst ressourcenschonend zu gestalten - darum geht es beim Projekt "Nachhaltigkeitspraktiker" einer Frankfurter Stiftung. Zwei Studentinnen haben daran teilgenommen und berichten hier, inwiefern sie Gewohnheiten verändert haben.

Wie lebe ich eigentlich nachhaltig? Das Projekt "Nachhaltigkeitspraktiker" der Stiftung Polytechnische Gesellschaft in Frankfurt unterstützt junge Menschen dabei, ihren Alltag ressourcenschonender zu gestalten. Innerhalb der drei bis vier Projektmonate treffen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer regelmäßig zu Workshops und Vorträgen zum Thema.

Die 24 Jahre alte Arevik Beglaryan, Kompositionsstudentin, und die 22 Jahre alte Geographiestudentin Christiane Alt haben mitgemacht. Sie berichten im Interview, wie viel sie von dem Projekt im Alltag übernommen haben.

hessenschau.de: Im Projekt setzt man sich ein Nachhaltigkeitsziel. Welche Ziele hatten Sie?

Arevik Beglaryan: Zum einen, Konzerte nachhaltig zu organisieren. Sei es zum Beispiel, in der Kommunikation und der Werbung auf Papier zu verzichten, oder nachhaltiges Catering. Was für Technik benutzt man? Was für Strom benutzt man? Also, dass bei gewissen Fragen darauf geachtet wird, wie man ein Konzert umweltbewusst organisieren und umsetzen kann. Aber dann auch: Wie kann ich vielleicht auf dieses Thema aufmerksam machen?

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Zum siebten Hessischen Tag der Nachhaltigkeit am 29. September blickt der hr auf all seinen Kanälen an diesem Tag auf das Thema. Besonders geht es dabei um Ernährung, Mobilität und Energie.

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Christiane Alt: Mein Ziel hat sich ganz schön gewandelt zwischendurch. Ich habe mir vorgenommen, Plastik zu sparen. Das hat mehr oder weniger gut geklappt. Es braucht eine gewisse Zeit, um wirklich Routinen zu ändern. Man muss nach dem Projekt, wenn man losgelassen wird in die freie Welt, auch weiter daran arbeiten, dass man das beibehält.

Beispielsweise ist es ziemlich anstrengend, in die Innenstadt zu fahren mit dem Fahrrad, um dort unverpackt einkaufen gehen zu können. Das sind immer so kleine Herausforderungen, bei denen man sich dann überlegt: Mache ich das jetzt? Oder gehe ich einfach zum nächstgelegenen Supermarkt und kaufe da meine Sachen? Das ist Arbeit. Und dann muss man sich jedes Mal aufs Neue überwinden.

hessenschau.de: Sie sagten, Ihr Ziel habe sich gewandelt. Inwiefern?

Christiane Alt: Ich wollte Plastikmüll reduzieren. Das hat mäßig gut geklappt. Dann habe ich überlegt: Okay, vielleicht stelle ich auch noch meine Ernährung um. Das hat mehr oder weniger geklappt. Ich konnte aber meine Familie überzeugen, dass wir weniger Fleisch essen. Und das war für mich auch ein sehr großer Meilenstein: dass wir auch was Vegetarisches auf dem Grill akzeptieren oder nicht jeden Tag Fleisch essen.

hessenschau.de: Wie schwer war das?

Christiane Alt: Für mich war es nicht so schwer, weil ich halt auch schon durch die Schule viel wusste. Man hat Filme gezeigt bekommen, wo auch das Leid der Tiere gezeigt worden ist. Es ist halt trotzdem schwierig, daraus wirklich die Konsequenz zu ziehen. Und wir haben keine strikten Regeln, so dass wir sagen würden: montags, dienstags, mittwochs vegetarisch, freitags ist nur vegan. Sondern wir probieren es einfach aus. Wenn wir Lust auf Fleisch haben, dann ist das auch mal drin.

Denn wenn wir anfangen, uns selbst eiserne Regeln aufzulegen, dann arbeiten wir gedanklich dagegen. Dann macht es für uns keinen Sinn, sondern wir müssen es auf eine freiwillige Art und Weise machen und mit Spaß - ohne Spaß funktioniert es nicht.

Portrait Christiane Alt

hessenschau.de: Was hat Ihnen das Projekt gebracht?

Arevik Beglaryan: Mir hat es Impulse gegeben und irgendwo auch Mut. Ich habe gesehen: Okay, auch andere beschäftigt dieses Thema, auch anderen fällt es vielleicht nicht so leicht. Es ist ein Prozess. Wenn man da zusammen durch geht, ist es ein bisschen einfacher. Dann kann das mehr Stärke und Motivation und Mut geben. Und ich fand es einfach schön, mit verschiedenen Menschen zu reden. Wo haben die Personen ihre Probleme? Und wie finden sie Lösungen für diese Probleme?

Christiane Alt: Einen Teil wusste ich schon vorher, den anderen Teil habe ich gelernt. Und das ist ja immer noch die eine Sache, wenn man etwas lernt und wenn man etwas umsetzt. In diesem Projekt erkennt man, dass man seinen Standpunkt auch wirklich umsetzen kann. Ich habe die Unterstützung im Rücken von meiner Gruppe, von den Leitern des Projekts, auch von den Freunden und meiner Umgebung.

hessenschau.de: Was lernt man bei den Nachhaltigkeitspraktikern?

Arevik Beglaryan: Es gibt Vorträge von Spezialisten auf dem Gebiet. Es gibt Workshops zu verschiedenen Themenbereichen. Wie kann man zum Beispiel weniger Plastik verbrauchen? Wie kann man nachhaltige Waschmittel herstellen für zu Hause? Oder andere Dinge, die nicht kompliziert sind?

hessenschau.de: Was haben Sie davon mit in Ihren Alltag genommen?

Arevik Beglaryan: Einerseits natürlich mein Engagement an der Hochschule, andererseits achte ich im Alltag einfach auf gewisse Kleinigkeiten. Zum Beispiel kaufe ich weniger Dinge mit Plastikverpackungen. Ich frage mich auch mehr, wo ich meine Kleidung kaufe. Wo kaufe ich meine Kosmetik? Und wie wird das alles hergestellt? Wie ernähre ich mich? Ich habe vorher sehr viel Fleisch konsumiert - das hat sich jetzt sehr verringert. Das Projekt hat mich dazu angeregt, noch mal wirklich nachzudenken über meine Gewohnheiten und wie sich das eigentlich auswirkt auf den Planeten.

Portraits Arevik Beglaryan

hessenschau.de: Warum haben Sie bei dem Projekt mitgemacht?

Christiane Alt: Weil ich mein Leben, so wie ich es momentan führe, lieber noch einmal prüfen wollte in Sachen Nachhaltigkeit. Ich bin einfach begeistert von dem Projekt, was es mir gebracht hat: verschiedene Sichtweisen, aber auch die Feststellung, dass ich nicht perfekt sein muss.

hessenschau.de: Warum das?

Christiane Alt: Weil ich gelernt habe, dass jeder einen kleinen Schritt machen kann. Und das ist das Wichtigste. Dass man damit anfängt, weil es einfach geht, weil man nachhaltig sein kann. Wenn jeder ein bisschen etwas macht, kann man auch voneinander lernen. Wenn man weiß, dass sie funktionieren, ist es einfacher, Sachen auch umzusetzen. Wenn jeder seinen kleinen Beitrag leistet, ergibt das ein großes Ganzes. Und dann können wir etwas verändern.

hessenschau.de: Was sind denn Kleinigkeiten, die jeder verändern kann?

Christiane Alt: Zum Beispiel regelmäßig die Mails löschen oder statt Feuchttücher einen nassen Waschlappen mit zum Kinderspielplatz nehmen, um den Kleinen die Hände sauber zu machen. Oder Mehrwegsysteme nutzen, eine Brotbox mitnehmen, wenn ich mal essen gehe. Dann kann ich Reste selbst einpacken und muss das nicht vom Restaurant machen lassen. Das sind so Kleinigkeiten. Ich kann auch eine Brotbox mit selbstgemachten Sachen mit in die Uni oder auf die Arbeit nehmen, Wasserflaschen nutzen, sie wiederverwenden und dafür am besten eine Glasflasche oder eine Flasche nehmen, die nicht aus Plastik ist und die man nicht nur einmal benutzen kann, sondern öfter.

hessenschau.de: Wie einfach ist es, nachhaltig zu leben?

Arevik Beglaryan: Alte Gewohnheiten zu ändern, ist nicht so leicht. Wenn man 24 Jahre lang auf die eine Art und Weise gelebt hat und gewisse wirklich fest verankerte Gewohnheiten entwickelt hat, kann man sie nicht über Nacht ändern. Das ist ein Prozess. Deswegen fühlt sich das für mich auch nach Arbeit an, weil ich einfach kontinuierlich Energie investieren muss.

Christiane Alt: Was gut klappt, sind einfache Sachen. Routinen ändern, die schon länger laufen. Beispielsweise wenn man mit Warmwasser Zähne putzt, das kalte Wasser in der Gießkanne aufzufangen. Was ich jetzt auch mache, ist, das Kartoffelwasser in extra Schälchen abzugießen, dann warten, bis es kalt wird, und damit die Blumen vor der Tür zu gießen. Das sind so Sachen, die einfach gehen.

Die Fragen stellte Tobias Weiler-Mattes.

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