Eine Frau schiebt einen Container mit Möbelstücken durch den Neubau des Klinikums Höchst.

Vier Jahre dauerte die Vorbereitung - mit 7.000 Umzugskisten, 400 Lkw-Ladungen und der Hilfe hunderter Mitarbeiter ist die Klinik in Frankfurt-Höchst an nur einem Wochenende in ihr neues Gebäude umgezogen. Das ist weltweit einmalig.

Videobeitrag

Video

Umzug eines Krankenhauses an nur einem Wochenende

hs 05.02.2023
Ende des Videobeitrags

Wenn ein Krankenhaus umzieht, ist Planung alles. Vor allem, wenn der Umzug im laufenden Betrieb stattfindet und rund 350 Patienten die Räume wechseln müssen - darunter Intensivpatienten an Beatmungsgeräten, Frühchen in Brutkästen und Menschen mit Demenz. Das Klinikum im Frankfurter Stadtteil Höchst hat diese Herkulesaufgabe nach eigenen Angaben erfolgreich gestemmt.

"Es ist geschafft!", teilte die Klinik am Sonntagmittag mit. Der Umzug sei reibungslos verlaufen. Aus den Altgebäuden A und B sowie Teilen der Neurologie im Gebäude D seien die Patientinnen und Patienten in das neue Haus verlegt worden. Der letzte Patient sei am Sonntag um 13 Uhr in sein neues Zimmer gekommen.

Weltweit erste Passivhaus-Klinik

Der Neubau im Frankfurter Westen sei "ein Quantensprung für Patienten und Mitarbeitende", sagt Martin Menger, Geschäftsführer der Varisano-Kliniken Frankfurt-Main-Taunus, zu denen das nach wie vor kommunale Klinikum Höchst gehört. Er sei das weltweit erste Krankenhaus, das im besonders energiesparenden Passivhaus-Standard errichtet wurde. Während andere Kliniken über die gestiegenen Energiepreisen stöhnen, rechnet Menger mit Einsparungen im siebenstelligen Bereich.

Rund 260 Millionen Euro hat der Neubau gekostet, der aus vier Querriegeln mit sechs Stockwerken besteht. Er bietet Platz für fast 700 Betten. Herzstück ist ein neuer OP-Trakt mit zehn Sälen und Medizintechnik im Gesamtwert von 30 Millionen Euro. Ein Stockwerk ist allein frischgebackenen Eltern und ihren Kindern vorbehalten.

"Dieser Umzug war eine logistische und herausfordende Mammutaufgabe", sagte Menger. Er dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz, aber auch den Patienten und ihren Angehörigen. "Sie alle haben großes Verständnis gezeigt für die Umstände, die ein solcher Umzug mit sich bringt. Wir freuen uns sehr, dass alle sicher in die neue Klinik gebracht werden konnten."

Drei beatmete Schwerstkranke seien mit dem Intensivtransportwagen verlegt worden. Die übrigen wurden in Begleitung eines Arztes und einer Pflegefachkraft geschoben. Für einen trockenen Umzug waren eigens zwei beheizte Schleusen angelegt worden.

Insgesamt waren laut Klinik über 1.000 Mitarbeiter aus allen Berufsgruppen auf den Beinen, darunter rund 400 freiwillige Helfer. Ab Montag sollen die Notaufnahmen, OP-Säle und Ambulanzen im Neubau im Regelbetrieb laufen. Auch die Hubschrauberlandeplattform auf dem Dach kann angeflogen werden.

Hell und freundlich: die neue Kinder-Intensivstation

Modernste Arbeitsplätze

Den rund 1.600 Mitarbeitern biete der Neubau "die aktuell in Hessen modernsten Arbeitsplätze, die ein Krankenhaus überhaupt bieten kann", sagte Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) bei der offiziellen Schlüsselübergabe vor knapp zwei Wochen. Das sieht auch der Chefarzt der Kardiologie so, Hans Ulrich Hink. Statt eines alten, großen Röntgengeräts hat das Herzkatheterlabor jetzt ein modernes kleines. "Das bedeutet weniger Strahlung und bessere Bilder."

Videobeitrag

Video

Klinikum Frankfurt Höchst zieht um

hs
Ende des Videobeitrags

Während im Altbau vieles verstreut war, liegen nun alle kardiologischen Bereiche nebeneinander. Am Donnerstag setzte testweise der erste Rettungshubschrauber auf dem neuen Dachlandeplatz auf. Die Patienten werden von dort mit einem Aufzug in die Notaufnahme gebracht. In die neue Wagenhalle vor der Notaufnahme passen sechs Rettungswagen. Durch die kürzeren Wege vergehen zwischen Eintreffen und Versorgungsbeginn laut Klinikleitung nur zwei Minuten.

Mehr Komfort für Patienten

Auch Patienten werden es schöner haben. Im Altbau gab es zum Teil noch Etagenduschen. Nun haben die Zimmer maximal zwei Betten, je ein eigenes Bad und sollen - dank der Passivhaus-Bauweise - konstant angenehme 22 Grad warm sein. Der Zuschnitt der Zimmer wurde von Pflegekräften mitentwickelt. Die Maße erlauben es, das hintere Bett bei Bedarf aus dem Zimmer zu schieben, ohne den vorderen Bettnachbarn zu stören. Terminals am Bett zeigen Ärzten medizinische Daten, während Patienten darauf Filme schauen können.

Die neuen Zimmer bieten mehr Komfort für Patienten.

Während die Privatzimmer im obersten Stockwerk mit Sitzgruppe, Schreibtisch und Holzvertäfelung eher einer Hotelsuite gleichen, müssen manche Klinikbereiche noch in den alten Räumen ausharren, etwa die Augenklinik, die Psychiatrie und das Labor. Diese Gebäude wurden erst in den den 1980er Jahren gebaut und werden vorerst weiter genutzt.

Die Altbauten aus den 1950er und 1960er Jahren werden nach Ende des Umzugs dem Erdboden gleichgemacht. Dort sollen später mit dem zweiten Bauabschnitt weitere Neubauten entstehen.

Weitere Informationen Ende der weiteren Informationen