Unabhängig vom Rest des Landes, frei von Corona-Regeln: Eine Gruppe von Querdenkern will im Lahn-Dill-Kreis auf einem früheren Bundeswehrgelände ein Wohnprojekt gründen. Der Verfassungsschutz warnt.

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Querdenker liebäugeln mit Wohnprojekt im Lahn-Dill-Kreis

Teilnehmer einer "Querdenken"-Demo in Berlin
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Nach hr-Informationen wollen die Gegner des staatlichen Corona-Managements dazu das ehemalige Sanitätsmateriallager in Brandoberndorf kaufen. Der Ort in den Ausläufern des Taunus gehört zur Gemeinde Waldsolms im Lahn-Dill-Kreis. Das frühere Bundeswehrgelände ist rund 40.000 Quadratmeter groß.

In einem Video auf einer Online-Plattform für Querdenker erzählt einer der Wortführer der Szene in Mittelhessen davon, wie er sich vorstellen könne, dort mit rund 100 Gleichgesinnten ein Lebens- und Wohnprojekt aufzuziehen. "Das ganze Gelände ist eingezäunt, und wenn es in der Welt zu komisch wird, machen wir das Tor zu. Auf unserer Seite ist dann die gute Seite", sagte der Initiator, der sich Heiko nennt.

Genossenschaft gegründet

Allerdings befindet sich das Projekt noch in einer sehr frühen Phase, es gibt zunächst nur die Absichtsbekundung. Die Eigentümerin des Geländes bestätigte dem hr, dass sie es verkaufen will. Ihr sei aber keine Querdenker-Gruppe bekannt, die dort eine Genossenschaft gründen wolle.

Das ARD-Magazin "Report Mainz" berichtete in dieser Woche über die Idee, ohne den Ort zu benennen. Demnach gründete sich die Genossenschaft Mitte Mai mit Beteiligten aus der Corona-Protestszene in Hessen und dem Umfeld der Partei Die Basis, die aus den Anti-Corona-Protesten heraus entstanden war. Wie "Report Mainz" weiter darlegte, werben die Genossenschafter auf Demonstrationen und im Internet für das Projekt. Man wolle sich vom Rest der Gesellschaft autark und unabhängig machen. Anfragen bei den Beteiligten blieben unbeantwortet.

"Schlimmstenfalls zu Straftaten motivieren"

Ohne konkret auf das Gelände in Brandoberndorf einzugehen, warnte das Landesamt für Verfassungschutz (LfV) auf Anfrage des hr allgemein vor solchen Projekten, in denen Querdenker oder Reichsbürger, die die Bundesrepublik nicht anerkennen, sich immer mehr von der Außenwelt abschotten und weiter radikalisieren könnten. Innerhalb einer geschlossenen Gruppe könnten Verschwörungsnarrative "sich noch effektiver entfalten als außerhalb und schlimmstenfalls zum aktiven Widerstand und zur Begehung von Straftaten motivieren", befürchtet das LfV.

Bezüglich von Corona-Leugnern und Querdenkern sind dem Verfassungsschutz nach eigenen Angaben vereinzelte Pläne für autarke Lebens- und Versorgungsgemeinschaften bekannt. Jedoch wisse man von keinem Projekt, das tatsächlich auch umgesetzt worden sei.

Gemeinde hat konkrete Pläne für Gelände

Der Bürgermeister der Gemeinde Waldsolms, Bernd Heine, schrieb dem hr am Freitag, dass die Kommune für das frührere Bundeswehrlager konkrete Pläne verfolge: Dort sollten ein Bike Park, Lagerflächen für den Bauhof und ein Schredderplatz entstehen. Damit sei bereits die Gemeindevertretung befasst.

"Wir als Gemeinde haben die Planungshoheit und werden wie bisher auch in unserem schönen Waldsolms nur Projekte umsetzen, die wir auch haben möchten", betonte Heine. Ein Wohnprojekt für Querdenker gehöre "ganz sicher nicht dazu".

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