Dieser Sommer war einer der wärmsten seit Jahrzehnten. Gleichzeitig explodieren die Energiekosten. Beides ist ein Riesenproblem für die hessischen Eissporthallen.

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Eissporthallen: Energiefresser mit Zukunft?

Zwei Kinder beim Schlittschuhlaufen in einer Eissporthalle
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Das ganze Jahr über ist die Willinger Eissporthalle im Betrieb, auch während der heißen Sommertage und in Zeiten knapper Energie. Um die Eisfläche in Schuss zu halten, verbrauchen die Eismeister nach Angaben des Willinger Tourismus-Managers Norbert Lopatta so viel Energie wie 50 Privathaushalte.

Abwärme heizt Schwimmbad, Schwimmwasser wird zu Eis

Vereinzelt bemängelten Besucher diesen Umstand in ihren Online-Rezensionen, bestätigt Lopatta. Aber die Halle sei für Willingen und den Tourismus wichtig. Und es soll sich was ändern. "Wir prüfen gerade die Statik des Hallendachs, um dort eventuell eine Photovoltaikanlage zu installieren." So soll die Sporteinrichtung durch die Nutzung erneuerbarer Energien weitgehend energieautark werden.

Bei der Eisproduktion für die Willinger Eissporthalle (Waldeck-Frankenberg) falle Abwärme an - im Prinzip wie bei einem Kühlschrank. "Die haben wir schon jahrelang dafür hergenommen, um damit das Wasser im Schwimmbad nebenan zu heizen", berichtet Lopatta. Derzeit werde diese Praktik allerdings nicht angewendet, weil das Bad gerade neu gebaut werde. Danach solle die Abwärme aber noch stärker genutzt werden.

Eishockey-Profis brauchen ideale Bedingungen

Ähnliches plant die Stadt Frankfurt nach eignen Angaben für ihre Eissporthalle und das in unmittelbarer Nähe entstehende Familienbad Bornheim. Dort sollen Energie und gleichzeitig Wasser gespart werden: Auf der einen Seite soll durch die Abwärme der Eishalle das Wasser fürs Schwimmbad erwärmt werden und dieses Badewasser wiederum könnte hinterher verwendet werden, um Eis zu produzieren.

Die Ideen für eine Synergie zwischen Schwimmbad und Eishalle, die spätestens im kommenden Jahr umgesetzt werden sollen, helfen bei der Bewältigung der aktuellen Energiekrise nach Angaben der Betreiber aber wenig. Ans Energiesparen sei in der Eissporthalle Frankfurt derzeit gar nicht zu denken. Das Eis müsse trotz der sommerlichen Temperaturen eine Topqualität haben, damit gerade die Profisportler der Frankfurter Löwen dort ideale Trainings- und Spielbedingungen hätten.

Lauterbach begibt sich auf dünnes Eis und erhöht die Preise

In der Eissporthalle Lauterbach (Vogelsberg) dagegen gibt es erste Energiesparmaßnahmen. Die Halle wird durch den Verein EC Lauterbach betrieben. "Wir versuchen, das Eis so dünn wie möglich zu halten", sagt Manfred Naumann, Mitglied im Vorstands-Team. Zu dünn dürfe es aber nicht werden, sonst komme die Werbung darunter durch. Auf dieser könne man nicht Schlittschuh fahren.

Bei der Beleuchtung werde ebenfalls gespart und in den Duschen gebe es Hinweise, mit dem Warmwasser sparsam umzugehen. Aber trotz aller Bemühungen könne der Verein die steigenden Energiekosten damit nicht ganz auffangen, sagt Neumann. "Um weiterarbeiten zu können, müssen wir die Preise erhöhen." Denn man habe einen kleineren finanziellen Spielraum als viele kommunale Hallen.

Für manche Halle steht die Existenz auf dem Spiel

Die Eisporthalle Darmstadt wird von einer private Firma betrieben. Angesichts der aktuellen Energiekrise hat sie nach eigenen Angaben den Trainingsbeginn für Eishockey und Eiskunstlauf zwei Wochen nach hinten verschoben, auf Mitte September. So habe man Zeit gewonnen, um besser abschätzen zu können, wie stark die Kosten für Gas und Strom steigen werden. Dass zum Ende des Jahres die entsprechenden Verträge bei den Energieanbietern auslaufen, sei ein Problem. Langfristig komme man auch hier um Preiserhöhungen nicht herum. Und sollten die Energiekosten wie bisher immer weiter so stark steigen, sei der Betrieb auf Dauer nicht aufrecht zu erhalten.

Land sieht bislang keine Einschränkungen

Die Lage bereitet auch vielen hessischen Eissportvereinen Kopfzerbrechen. "Die Eishallen sollen wie geplant öffnen und die Kosten für die Vereine nicht exorbitant in die Höhe getrieben werden", fordert etwa Jobst Braun vom Eishockeyverband Hessen. Auch langfristig müsse der Eissport bezahlbar bleiben.

Zu den Kosten könne man nichts sagen, heißt es beim hessischen Innenministerium. Man gehe zwar angesichts der steigenden Energiepreise davon aus, dass die Betreiber solcher Sportstätten Vorkehrungen zum Energiesparen treffen würden. Aber so wie man es wahrnehme, werde der Betrieb dadurch bisher nicht maßgeblich eingeschränkt.

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