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Studentenwohnungen verzweifelt gesucht

Im Bildfokus ein Wohnungsangebot auf einem gelben Zettel, der an der Wand einer Hochschule hängt. Ein Studierender sitzt vor einer Wand auf einer Bank.

Das Wintersemester an den Universitäten und Hochschulen hat vor zwei Monaten begonnen. Und noch immer suchen tausende Studierende eine Wohnung oder ein WG- oder Wohnheim-Zimmer zur Miete. Ein Problem, das ganz Hessen betrifft.

Für viele neue Studierende beginnt mit dem ersten Semester an einer Universität oder Hochschule auch ein neuer Lebensabschnitt in der ersten eigenen Wohnung oder in einer Wohngemeinschaft. Jedenfalls in der Theorie.

Denn die Praxis zeigt, dass die Wohnsituation von einigen tausend Studierenden in Hessen auch zwei Monate nach dem Start des laufenden Wintersemesters weiterhin ungeklärt ist.

3.000 Studierende in Frankfurt wohnungslos

Insbesondere in den Uni-Städten des Rhein-Main-Gebiets sind die Wartelisten für eine bezahlbare Wohnung in den Studentenwohnheimen lang. In Frankfurt suchen rund 3.000 Studierende nach wie vor nach einer bezahlbaren Wohnung. Die Liste im Studierendenwerk ist in den vergangenen zwei Monaten nicht geschrumpft.

"Unsere Studienberaterinnen und -berater hören immer öfter den Satz: Ich habe einen Studienplatz, aber ich kann nicht kommen, denn ich finde kein Zimmer", berichtet Christiane Thompson, Vizepräsidentin für Lehre, Studium und Weiterbildung der Frankfurter Goethe-Universität in einer gemeinsamen Pressemitteilung der Hochschule und des Studierendenwerks.

6.500 Erstsemester an Frankfurter Uni

Sie appellieren dringend an die Bürger und Bürgerinnen in Frankfurt und Umgebung, freie Zimmer an Studierende zu vermieten. Die Universität plane zwar mittelfristig zusätzliche Wohnheime auf unieigenem Baugelände zu errichten. Jedoch linderten diese Pläne nicht die aktuelle Wohnungsnot.

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Frankfurt am zweitteuersten

Der bundesdeutsche Durchschnittspreis für ein WG-Zimmer liegt laut "Hochschulstädte-Scoring 2022" des Moses Mendelssohn Institut in einer Hochschulstadt bei 435 Euro. Frankfurt ist nach München mit einem durchschnittlichen Zimmerpreis von 580 Euro auf Platz 2 der teuersten Hochschulstädte.

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An der Frankfurter Goethe-Universität sind dieses Jahr rund 6.500 Erstsemester und insgesamt rund 75.000 Studierende registriert. Das Studierendenwerk ist derzeit laut eigenen Angaben in der Lage, rund fünf Prozent - also etwa 3.700 Studierende - unterzubringen.

Für ein WG-Zimmer müssen Studierende laut einem Vergleich der Mietpreise auf der Plattform wg-gesucht.de zwischen 260 Euro bis 830 Euro für 15 Quadratmeter in einer 10er-WG rechnen. Wer eine kleine Wohngemeinschaft mit maximal drei Bewohnern sucht, muss mit bis zu 1.500 Euro für ein 20 Quadratmeter-Zimmer rechnen.

Lange Warteliste auch in Darmstadt

Ähnlich prekäre Zustände herrschen in Darmstadt mit den Standorten der Technischen Universität (TU) und der Hochschule Darmstadt (HDA). "Aktuell stehen bei uns noch 2.154 Studierende auf der Warteliste", sagt Detlef Gollasch vom Studierendenwerk.

Insgesamt werden an den Hochschulen über 40.000 Studentinnen und Studenten wissenschaftlich ausgebildet. Lediglich sechs Prozent - das entspricht rund 2.400 Studierende - von ihnen könne das Studierendenwerk ein Mietangebot machen. Allein die Hochschule hat im Oktober 3.000 Erstsemester begrüßt.

Ziel des Studierendenwerks in Darmstadt sei nach wie vor, das Angebot auszubauen. Es fehle jedoch an geeigneten Grundstücksangeboten. Daher könne derzeit kein weiterer Wohnheimbau geplant werden. Zusätzlich seien Anfang Dezember gleich zwei Mietverträge für angemietete Wohnanlagen ausgelaufen.

In Darmstadt müssen sich Studierende laut wg-gesucht.de eher auf größere WGs einlassen, wenn sie ein Zimmer unter 500 Euro suchen. Ein Zimmer in einer 7er-WG kann in Darmstadt schon ab 200 Euro bezogen werden.

Wohnungslage in Nord- und Mittelhessen entspannter

Die Lage in Gießen, Marburg und Kassel ist im Vergleich zu Darmstadt und Frankfurt etwas entspannter, aber auch hier haben die Studierendenwerke für ihre Wohnheime noch Wartelisten.

Auf der Warteliste in Gießen stehen derzeit rund 920 Studierende für ein Zimmer in einem der elf Studentenwohnheime. Insgesamt kann das Studierendenwerk über 2.676 Wohnheimplätze anbieten. Die Zahl der Erstsemester an der Uni Gießen liegt in diesem Jahr bei rund 5.300 Studierenden.

Ein Preisvergleich auf der Plattform wg-gesucht.de zeigt: In Gießen gibt es vor allem 4er-WGs. Der Preis für ein Zimmer liegt bei 200 bis 400 Euro.

300 Studierende warten auf Wohnung in Kassel

In Kassel warten noch rund 300 Studierende auf ein Zimmer im Studentenwohnheim. Das Studierendenwerk kann laut eigenen Angaben rund 1.100 Mietangebote machen. Jedoch seien die Notbetten derzeit alle leer. An der Universität Kassel haben im Oktober rund 4.600 Studierende ihr Studium begonnen.

Ein Preisvergleich auf wg-gesucht.de zeigt hier: In Kassel werden eher 3er-WGs gegründet. Zimmer sind bereits ab 250 Euro zu haben.

Kürzeste Warteliste in Marburg

Zwei Monate nach Semsterbeginn stehen auf der Warteliste des Marburger Studierendenwerks noch 51 Wohnungssuchende. Zwar habe die Nachfrage stark nachgelassen, aber dennoch sei das Signal von seiten der Studierenden deutlich: An bezahlbarem Wohnraum in der Stadt mangelt es.

Studierende finden auf wg-gesucht.de Zimmerangebote zwischen 175 und 415 Euro in 4er-WGs. Rund 4.100 Studierende haben an der Universität in Marburg ihr Studium aufgenommen.

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