Etwa 3.000 Menschen kamen zur Mai-Kundgebung auf den Frankfurter Römerberg.

Am Tag der Arbeit haben hessenweit tausende Menschen für soziale Gerechtigkeit, Frieden und für Solidarität mit der von Russland angegriffenen Ukraine protestiert. Die hohe Inflation nahmen die Gewerkschaften zum Anlass für Forderungen nach deutlich höheren Löhnen.

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Tausende bei Mai-Kundgebungen

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An den insgesamt 33 Veranstaltungen zum Tag der Arbeit am Sonntag hätten sich hessenweit rund 21.000 Menschen beteiligt, teilte der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) mit. Alleine in Frankfurt zählte die Polizei rund 3.000 Menschen bei einer Demonstration und einer anschließender Kundgebung auf dem Römerberg.

Die Teilnehmenden hielten Transparente mit Aufschriften wie "Die Waffen nieder!" und "Es lebe der 1. Mai" in die Höhe. Nach Polizeiangaben verliefen die Veranstaltungen friedlich und störungsfrei.

DGB fordert "kräftige Lohnzuwächse"

Im Fokus standen unter anderem die Belastungen durch die hohen Energiepreissteigerungen für Wirtschaft sowie Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer:

"Wer arbeitet, muss davon leben können, auch dann, wenn Energie- und Lebensmittelpreise steigen", forderte Michael Rudolph, DGB-Bezirksvorsitzender Hessen-Thüringen, auf einer Kundgebung in Marburg und betonte zugleich: "Das beste Rezept gegen steigende Lebenshaltungskosten sind kräftige Lohnzuwächse."

Immer mehr Arbeitgeber wollten sich aber vor der Tarifbindung drücken, diesen Trend gelte es zu stoppen. "Wir müssen als Gewerkschaften stärker werden und unwillige Arbeitgeber in die Tarifbindung zwingen", sagte Rudolph. Auch die Politik sei für ein funktionierendes Tarifvertragssystem verantwortlich. Tarifverträge müssten geschützt werden.

Kritik an Landesregierung

Kritik übte der DGB-Bezirksvorsitzende an der schwarz-grünen hessischen Landesregierung. Er vermisse einen klar erkennbaren gestalterischen Anspruch, die hessische Industrie sozial und ökologisch nachhaltig zu verändern und so Beschäftigung zu sichern.

"Die ökologischen Notwendigkeiten, aber auch die Folgen des Krieges zeigen uns eines: Wir brauchen einen Ausbau der erneuerbaren Energien, Investitionen in neue Antriebstechnologien, Wasserstoff und Energieeffizienz, um klimaneutral zu produzieren, um von Gasexporten unabhängig zu sein", sagte Rudolph.

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Politikwissenschaftler über die Rolle der Gewerkschaften

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Sozialminister: Psychische Belastungen berücksichtigen

Für die Landesregierung hatte Sozialminister Kai Klose (Grüne) zum Tag der Arbeit die Sicherheit und Gesundheit von Arbeitnehmenden in den Fokus gerückt. Neben der Arbeit im Homeoffice wachse auch der Anteil neuer Arbeitsformen wie Plattformarbeit und insbesondere im Dienstleistungssektor die Zahl weiterer neuartiger Beschäftigungsformen, teilte er am Freitag mit.

"Gerade in diesen Branchen wird die gesundheitliche Belastung am Arbeitsplatz oft unterschätzt“, sagte Klose. "Entgrenzung der Arbeit und zeitliche Flexibilisierung, aber auch sogenannter Technostress sind Schattenseiten der Digitalisierung, die zeigen, dass die neue Arbeitskultur nicht nur Chancen, sondern auch Risiken birgt." Klose appellierte an die Arbeitgeber, verstärkt die psychischen Belastungen ihrer Beschäftigten bei der Gestaltung der Arbeitsbedingungen zu berücksichtigen.

SPD: "Zeichen setzen für Solidarität, Respekt und Frieden"

Die SPD als größte Oppositionsfraktion im Landtag hatte angesichts des Krieges in der Ukraine zum Tag der Arbeit dazu aufgerufen, "ein klares Zeichen für Solidarität, Respekt und Frieden zu setzen".

Fraktionschef Günter Rudolph sagte, es zähle auch, dass die weltweiten Verwerfungen, die der Ukraine-Krieg ausgelöst habe, nicht zum Vorwand für Sozialabbau würden. "Die erheblichen Investitionen in die militärische Sicherheit unseres Landes dürfen nicht zu Lasten der sozialen Sicherheit gehen."

900 Teilnehmende beim "kämpferischen 1. Mai" in Frankfurt

Zu einem "kämpferischen 1. Mai" versammelten sich am Sonntagabend in Frankfurt Demonstrierende, die überwiegend linken Gruppen angehörten. Die Polizei sprach von rund 1.000 Teilnehmenden. In Reden wurde Kritik am kapitalistischen Wirtschaftssystem erhoben. Auch der Erhöhung von Militärausgaben im Zuge des Krieges in der Ukraine und die Bereitschaft der Grünen zur Lieferung auch schwerer Waffen an die Ukraine wurden in Redebeiträgen kritisiert.

Aus der Versammlung heraus sei mehrfach Pyrotechnik gezündet worden, sagte ein Polizeisprecher. Im vergangenen Jahr war es in Frankfurt bei einer ähnlichen Demonstration zu gewalttätigen Auseinandersetzungen gekommen. Dabei wurden 13 Polizisten verletzt.

Protest mit Pyrotechnik: Teilnehmende beim "kämpferischen 1. Mai" in Frankfurt
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