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Verbotsschilder wegen Brandgefahr in Fechenheimer Wald

Baumhaus im Fechenheimer Wald

In Hessen gilt die zweithöchste Gefahrenstufe für Waldbrände. Waldbesetzer in Frankfurt betreiben trotzdem Holzöfen, grillen und rauchen. Nun will das Forstamt mit Verbotsschildern dagegen vorgehen.

"Autonome Zone - no cops, no nazis". Das Transparent im Fechenheimer Wald macht klar: Dieses Waldstück ist besetztes Gebiet, Ordnungshüter und Gesinnungsfeinde sind unerwünscht. Waldbesetzer campieren dort seit fast einem Jahr in Baumhütten. Sie wollen die drei Fußballfelder große Fläche vor der geplanten Rodung bewahren. Doch zugleich verstoßen sie offensichtlich gegen Brandschutz-Regeln: Sie betreiben Öfen, grillen und rauchen.

Nun will das Forstamt Groß-Gerau mit Verbotsschildern dagegen vorgehen. 10 bis 15 Schilder sollen rund um das Waldstück aufgestellt werden, wie der Leiter des Forstamtes, Klaus Velbecker, am Montag gegenüber dem hr mitteilte. Aus seiner Sicht ist die Waldbrandgefahr dort sehr hoch: Laub, vertrocknete Sträucher, Totholz – eine Zigarettenkippe könne einen Großbrand auslösen.

Waldstück vor Abholzung retten

Rauchen sei in dem Wald keine einfache Ordnungswidrigkeit, sondern eine Straftat, so Velbecker. Im schlimmsten Fall drohten drei Jahre Gefängnis. Das brandgefährliche Treiben der Waldbesetzer war durch einen hr-Bericht bekannt geworden, erst daraufhin wurde das Forstamt aktiv.

Rund zwei Dutzend Menschen leben derzeit in dem Besetzer-Camp, schätzt ein Bewohner, der sich Timon nennt. Seinen echten Namen verrät er nicht. Auch ist er stets vermummt, so wie alle anderen Besetzer. Sie wollen die Autobahn GmbH daran hindern, ab Oktober die Bäume zu fällen und die A 66 weiterzubauen. Die Autobahn soll später über den Riederwaldtunnel an die A661 angeschlossen werden.

Viele Verbotsschilder haben die Besetzer errichtet: "Keine Fotos, keine Filmaufnahmen!" Rauchverbotsschilder finden sich dagegen nicht, im Gegenteil: Zwischen Gartenstühlen stehen Aschenbecher und Kugelgrill. Auf einem alten, holzgefeuerten Herd liegt ein angebranntes Croissant.

Ein Holz-Kochofen im Lager der Baumschützer im Fechenheimer Wald

Timon sagt, dass die Besetzer auf dem Herd kochen und gelegentlich auch rauchen und grillen. Aber man passe auf und habe auch überall Feuerlöscher griffbereit. Einige Baumhäuser sollen sogar mit Rauchmeldern ausgestattet sein.

Bereits zwei Brände im Camp

Dennoch gab es schon zwei Brände im Camp. Im März brannte eine Baumhütte aus, in der ein Holzofen stand. Ein Camp-Bewohner wurde dabei verletzt. Die Besetzer veröffentlichten damals eine Erklärung, dass sie den Ofen als Brandursache ausschließen könnten, aber Brandstiftung für möglich hielten. Die Polizei kann das bisher nicht bestätigen, es werde weiter ermittelt.

Laut Frankfurter Feuerwehr ist im Juni eine weitere Baumhütte abgebrannt, Ursache unklar. Beide Brände konnten aber gelöscht werden, ohne dass die Flammen auf andere Bäume übergriffen. Jetzt aber schätzt die Feuerwehr das Risiko für einen Großbrand viel höher ein – und ergänzt: "Der Regen der letzten Tage trägt nur wenig zur Entspannung der Gesamtlage bei."

Verständnis - aber Angst vor Bränden

Die Nachbarn der Waldbesetzer sind 22 Kleingärtner der Kleingartenanlage Teufelsbruch. Und von denen haben nicht alle Verständnis für das Grillen und Rauchen im Protest-Camp. Zum Beispiel Raffaelle Filocomo, der dort seit vielen Jahren einen Garten hat. Er hat die Feuerwehreinsätze im Besetzer-Camp mitbekommen: "Wenn die nicht kommt, brennt der ganze Wald."

Dabei sieht auch er - wie die meisten Kleingärtner in der Anlage - den Weiterbau der A 66 kritisch. Die Trasse soll direkt neben den Gärten verlaufen. In gewisser Weise hat er auch Sympathie für die Baumbesetzer: "Nur wegen dem Wald, nur deswegen. Wenn die Feuer machen, bin ich nicht einverstanden."

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