Kindersitzen auf Stühlen und haben mit Lolli-Tests in ihren Mündern.

Anders als in Grundschulen gilt für Kita-Kinder keine Testpflicht. Ob auf Corona getestet wird, entscheiden die Träger selbst. Dabei hat die Landesregierung dafür 16 Millionen Euro an die Kommunen überwiesen.

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Corona-Testchaos in Kitas

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Seit einigen Wochen gibt es in einer Petersberger Kita (Fulda) einen neuen Programmpunkt. Jeden Dienstag und Donnerstag um 9 Uhr verteilt Leiterin Christine Haustein weiße Corona-Lolli-Teststäbchen an die kleinen Kinder, die mit erwartungsvollen Blicken im Stuhlkreis sitzen. Wenn das letzte Kind das Teststäbchen in der Hand hat, sagt die Erzieherin: "Los geht's!", und alle lutschen eine halbe Minute am Teststäbchen wie an einem Lolli.

Mittags ist dann das Ergebnis der Corona-Tests da. Kita-Leiterin Haustein freut sich über ein bisschen "mehr Sicherheit, weil die Inzidenz im Landkreis Fulda zurzeit über 400 liegt." Anfangs habe man zwar überlegt, ob die regelmäßigen Testungen zu viel Arbeit verursachen könnten. Doch als die Gemeinde die Kostenzusage erteilt hatte und zwei Drittel der Eltern dafür gestimmt hatten, legte die Petersberger Kita mit den Tests los.

16 Millionen Euro für Kita-Corona-Tests

Corona-Tests in Kitas sind in Hessen eine Ausnahme. Anders als Grundschüler müssen sich kleinere Kinder nicht regelmäßig testen. Stattdessen entscheiden die Träger der Einrichtungen selbst, ob sie kindgerechte Corona-Tests anbieten. Das Land hat dafür 16 Millionen Euro an die Kommunen und Städte ausgezahlt. Allein Frankfurt erhielt 1,9 Millionen Euro für diesen Zweck.

Dass trotzdem keine kostenlosen Tests in der Kita ihrer Tochter bereitstehen, ärgert Jessica Hoffmann aus Frankfurt. Ihr dreijähriges Kind geht in eine Kita des Vereins BVZ. Die Mutter wünscht sich, dass dort regelmäßig Lolli-Tests gemacht werden. Jessica Hoffmann hat ihrer Tochter den Umgang damit beigebracht. "Das geht problemlos und schmerzfrei", sagt sie. Man könne das üben und angstfrei etablieren, sagt sie. Die Kosten für die Tests bezahle sie aus eigener Tasche.

Frankfurter Elterninitiative fordert kostenlose Tests

Mit ihrem Frust ist Jessica Hoffmann nicht allein. Mit anderen hat sie sich zur Initiative "Frankfurter Eltern für Kita-Tests" zusammengetan. Sie fordern "einen sicheren Kita-Betrieb, kostenfreie Kita-Tests und dass sich die Stadt Frankfurt mit unterschiedlichen Kita-Trägern über Lösungen austauscht". Die Initiative geht davon aus, dass die Inzidenz unter Kita-Kindern höher ist, weil diese nicht flächendeckend getestet werden. Bei den Null bis- Vierjährigen lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag bei 172, bei den Fünf- bis 14-Jährigen bei 577.

Stadt hält Tests in Kitas nicht für sinnvoll

Obwohl das Robert-Koch-Institut Lolli-PCR-Tests für Kita-Kinder empfiehlt, um Infektionen rechtzeitig zu erkennen, ist man beim Frankfurter Trägerverein BVZ anderer Meinung. Auf Anfrage teilt die Geschäftsführung mit, dass sie dem Ratschlag des städtischen Gesundheitsamts folge, "das die Testungen von Kindern in der Kita unter infektiologischen Gesichtspunkten nicht für zielführend hält".

Auch die Frankfurter Bildungsdezernentin Sylvia Weber hält nichts von einer von einer Testpflicht für kleine Kinder. Die SPD-Politikerin verweist auf bestehende Maßnahmen wie feste Kitagruppen, kostenlose Tests für Erzieherinnen und Erzieher und das Kita-Personal, von dem aktuell über 90 Prozent geimpft seien. In Offenbach, berichtet sie, sei ein Pilotprojekt in Offenbach eingestellt worden, "weil nur 30 Prozent der Eltern mitgemacht haben".

Hohe Nachfrage in Kassel und Fulda

In Kassel können Eltern nach Angaben eines Sprechers der Stadtverwaltung kostenlose Lolli-Tests aus den städtischen Kitas mitnehmen und zu Hause durchführen. Daran gebe es großes Interesse. Auch in Fulda kommen die Lolli-Tests sehr gut an. Dort machten inzwischen drei Viertel aller Kita-Kinder mit, sagt ein Sprecher der Stadt. Die Leiterin des Sozialamts in Friedrichsdorf (Hochtaunus) berichtet, "dass die Kinder mit Freude an den Testungen teilnehmen und dort Spucktests sehr gut angenommen werden".

Darmstadt hingegen hält eine generelle Testpflicht für Kita-Kinder, wie sie ab dem nächsten Jahr in Bayern gilt, nicht für sinnvoll. Es gebe eben auch Eltern, die das ausdrücklich nicht wünschen, sagt ein Sprecher der Stadt. Allerdings können die Kitas in Darmstadt demnach jede Woche zwei bis drei kostenlose Tests an jedes Kind verteilen. Das Land Hessen bezahlt die Tests zu 50 Prozent. Den Rest bezahlt die Stadt Darmstadt. Selbiges wäre in Frankfurt möglich, vorausgesetzt die Kitas beschaffen die Tests.

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