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Hessische Hoheiten

3er Kombo mit Apfelweinkönigin, Kirschkönigin und Milchkönigin

Es klingt wie ein Traum, ist aber ein zeitintensives Ehrenamt: Königin. Eine Königin steht für eine bestimmte Sache, am bekanntesten dürften Weinköniginnen sein. Drei Hoheiten erzählen, warum sie sich für das Amt beworben haben und was ihnen daran gefällt.

In Hessen gibt es zahlreiche Hoheiten: Von der Apfelweinkönigin über die Rosenkönigin bis hin zur Zisselkönigin gibt es nichts, das nicht durch eine junge Frau repräsentiert wird. Sie üben ihre Ämter ehrenamtlich aus und arbeiten häufig Vollzeit. Der Job muss dann mit bis zu 150 zusätzlichen Terminen im Jahr koordiniert werden.

Alle paar Jahre lädt sogar der Ministerpräsident zu einer großen Veranstaltung ein, in deren Rahmen ihm jede Königin ihre Aufwartung macht. Hier erzählen drei Hoheiten von ihren Beweggründen und wie zeitgemäß das Amt noch ist.

Apfelweinkönigin Larissa I.

Die Apfelweinkönigin sitzt strahlend unter einem Apfelbaum auf Streuobstwiese

Die Wiesbadenerin hat Filmproduktion studiert und danach im Online-Marketing gearbeitet. Inzwischen ist die 32-Jährige bei der Stadt Wiesbaden Projektmanagerin für den öffentlichen Nahverkehr. Ihre Amtsperiode dauert normalerweise zwei Jahre, durch Corona wurde diese aber verlängert. Für Larissa I. kam das Amt der Frankfurter Apfelweinkönigin wie gerufen:

"Ich finde, ganz wichtig ist, dass man auch hinter dem Produkt oder der Dienstleistung steht, die man vertritt. In dem Fall ist es ja Apfelwein. Und es ist auch nicht geheuchelt, dass ich sage, dass es wirklich mein Lieblingsgetränk ist. Und bei mir war es der Fall, dass eine Freundin von mir damals Weinprinzessin in Hochheim war. Ich habe immer gesagt: 'Das Einzige, was für mich in Frage kommen würde, wäre Apfelweinkönigin oder Apfelweinprinzessin.' Dann habe ich einfach mal gegoogelt. Und gerade zu dem Zeitpunkt wurde tatsächlich die Frankfurter Apfelweinkönigin gesucht, und das war dann wie so ein Schicksalsschlag. Also hatte ich keine andere Wahl, ich musste mich einfach bewerben.

Es ist eine sehr, sehr aufregende, sehr intensive Zeit. Nicht allein, dass man super viele Menschen kennenlernt, auch Festivitäten in und um Frankfurt herum. Ich war auch schon in anderen Bundesländern unterwegs und durfte dort den Apfelwein repräsentieren. Also super vielfältig. Ich lerne auch immer noch dazu: vom Herstellungsprozess, vom Keltern oder davon, wie Apfelwein hergestellt wird. Und auch wie vielfältig dann die Herstellung ist von kleinen Kelterern, die es noch im Keller machen, bis zur großen Kelterei. Es ist superinteressant.

Ich finde, gerade Brauchtum, Kultur kennt keine zeitgemäße Grenze. Ich finde es schön, dass Traditionen gewahrt bleiben. Tradition heißt ja auch, dass etwas entstanden ist, was bewusst weitergeführt wird, weil es nun mal für etwas steht, was den Menschen Freude bringt, was Menschen schön finden. Und dazu würde ich jetzt auch diese Ämter zählen. Ich finde, sie sollten einfach gewahrt bleiben. Und es ist halt auch immer schön.

Es gibt so viele Menschen, die sagen: 'Ach, ich war auch schon mal die und die Königin.' Das passiert oft auf Festen. Dann, auch ganz stolz: 'Jetzt ist sogar meine Tochter Königin.' Und das ist ja dann das, was es irgendwie ausmacht. Also da entsteht eine riesige Geschichte rund um das Amt selbst."

Kirschenkönigin Stina I.

Die Kirschkönigin inmitten einer Streuobstwiese

Sie ist die 54. Witzenhäuser Kirschenkönigin. Das zeigt bereits, wie wichtig Tradition in Witzenhausen (Werra-Meißner) ist. Stina I. ist gelernte Rechtsanwaltsfachangestellte und arbeitet beim Deutschen Roten Kreuz in Göttingen als Vorstandsassistenz. Nebenbei besucht sie die Abendschule und lässt sich zur Betriebswirtin weiterbilden. Für ihre Heimatverbundenheit musste die 24-Jährige allerdings erst einmal woanders leben:

"Ich war eine lange Zeit im Ausland, zwei Jahre lang. Und da habe ich doch gemerkt: Heimat ist etwas Besonderes. Und da ist die Idee in mir gewachsen, mal Witzenhäuser Kirschenkönigin zu werden. Ich bin mit der Tradition aufgewachsen, komme ursprünglich aus Neu-Eichenberg. Da hat man jedes Jahr immer die Kesper-Kirmes mitbekommen, natürlich auch den Cherryman. Und da war immer das Witzenhäuser Königshaus im Fokus. Als kleines Mädchen ist das schon was ganz Besonderes.

Es ist vorrangig, sodass wir unsere Stadt nach außen hin präsentieren, also insbesondere natürlich in Deutschland, in Partnerstädten. Wir hatten jetzt auch den ersten Auftritt international in Frankreich. Das war sehr interessant und sehr spannend mitzuerleben. Unser Ziel oder unsere Aufgabe ist es, diese Tradition nach außen zu bringen, dass wir überhaupt so ein Witzenhäuser Kirschen-Königshaus haben. Und natürlich auch vielleicht den einen oder anderen Besucher zu uns in die Heimat zu locken.

Viele wissen, dass wir eine Kirschenanbauregion sind. Und ich glaube, das ist auch natürlich der Tradition geschuldet, dass wir es halt jetzt schon seit so vielen Jahren Kirschenköniginnen haben. Und es ist auch toll, dass einfach diese Tradition noch so am Leben erhalten bleibt oder auch hoffentlich noch in Zukunft wird, weil der Nachwuchsmangel nach wie vor da ist. Aber es finden sich immer welche. Ich motiviere oder animiere gerne jeden. Ehrenamt ist etwas Tolles. Die Erfahrung, die bekommt man einfach nicht wieder im Leben.

Wir wurden in Rhetorik geschult, wie wir uns präsentieren sollen, wird uns mitgegeben. Das heißt, dass man ordentlich steht, dass man Ausstrahlung zeigt. Wir müssen auch etwas über die Kirsche und den Kirschenanbau wissen. Auch eine Stadtführung gehört dazu."

Milchkönigin Anne I.

Die lächelnde Milchkönigin neben zwei fressenden Kühen

Anne I. kommt ursprünglich aus Bebra (Hersfeld-Rotenburg), lebt aber im Moment in Fulda. Die 23-Jährige ist gelernte Landwirtin, besucht aktuell die landwirtschaftliche Technikerschule Fulda, arbeitet nebenher im Stall und hat zwei Pferde. Seit 2020 ist sie Milchkönigin. Die Amtszeit läuft normalerweise zwei Jahre, allerdings regiert Anne I. wegen der Corona-Pandemie noch ein Jahr länger. Für das Amt habe sie sich vor allem aus einem Grund entschieden, erzählt sie:

"Mein Anliegen, Milchkönigin zu werden, war, weil ich halt weiß, dass die Landwirtschaft immer weniger wertgeschätzt wird und ich halt die Arbeit mit den Tieren liebe, das ist aber so ein harter Job. Man hat sieben Tage die Woche was zu tun und ist den ganzen Tag beschäftigt. Man muss morgens früh aufstehen und kommt abends spät rein und wenn eine Kuh kalbt, muss man nachts nochmal raus. Dafür muss man einfach viel mehr Wertschätzung kriegen, das wird aber immer weniger. Deshalb habe ich es mir als Ziel gesetzt, der Bevölkerung näher zu bringen, was wir überhaupt mit den Tieren machen.

Ich bin so gut wie jedes Wochenende auf Veranstaltungen unterwegs, meistens in Hessen. Wenn man da herumläuft, kommen die Leute auf einen zu:' Milchkönigin, was ist denn das?' Da kommt man automatisch auf das Thema. Vor ein paar Wochen war ich beim Königinnen-Treffen am Chiemsee. Da waren alle Hoheiten aus Deutschland da, so um die 270. Und ich hatte auch wirklich ein bisschen Schiss davor, dass man da hinkommt und nur angezickt wird und von oben bis unten begutachtet wird. Aber das war gar nicht so. Man wurde so herzlich aufgenommen, als hätte man sich schon ewig gekannt. Wir hatten eine mega schöne Zeit zusammen.

Man lernt viele wichtige und interessante Leute kennen. Generell lernt man viele Leute kennen - ich habe auch schon Freundinnen gefunden, mit denen ich viel Kontakt habe. Für mich persönlich ist es auch einfach schön, das dem Verbraucher näherzubringen. Das ist ja mein Ziel gewesen. Und wenn man auf Veranstaltungen ist, kommt man mit den Leuten ins Gespräch. Da kann man zeigen, was hinter der Milchwirtschaft steckt."

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