Nach Schormann-Rücktritt Alexander Farenholtz übernimmt documenta-Geschäftsführung
Nur zwei Tage nach dem Rücktritt von Sabine Schormann als documenta-Generaldirektorin hat der Aufsichtsrat einen Interims-Geschäftsführer bestellt. Alexander Farenholtz soll nach dem Antisemitismus-Skandal Ruhe in die Kunstschau bringen.
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Neuer Interims-Geschäftsführer bei documenta

Der Aufsichtsrat der documenta und Museum Fridericianum gGmbH hat am Montag einstimmig den Kulturmanager Alexander Farenholtz zum Interims-Geschäftsführer der documenta 15 bestellt. Das erklärten Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), Aufsichtsratsvorsitzender der documenta, und seine Stellvertreterin im Aufsichtsrat, die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Angela Dorn (Grüne).
Farenholtz tritt die Nachfolge von Sabine Schormann an. Die bisherige Generaldirektorin der documenta war am Samstag zurückgetreten. Die 60-Jährige zog damit die Konsequenzen aus den Antisemitismus-Vorwürfen, die die Kunstschau von Anfang an überschatteten.
Bei der weltweit wichtigsten Ausstellung für Gegenwartskunst war nach der Eröffnung Mitte Juni ein Banner mit antisemitischer Bildsprache ausgestellt worden. Bereits vor der Eröffnung hatte es Antisemitismusvorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa gegeben. In den vergangenen Wochen wurden deshalb immer wieder Rücktrittsforderungen gegen Schormann erhoben.
"Erfahrener und renommierter Kulturmanager"
Die Gesellschafter der documenta seien froh und dankbar, in einer für die documenta herausfordernden Situation einen so erfahrenen und renommierten Kulturmanager für die bedeutende Weltkunstausstellung in Kassel gewonnen zu haben, hieß es in einer Mitteilung. Farenholtz' Engagement sei zunächst bis zum 30. September befristet.
Es sei der Wunsch von Farenholtz, nach der Abstimmung mit den Gesellschaftern nun zunächst mit der künstlerischen Leitung und dann selbstverständlich auch mit dem Team der documenta gGmbH Gespräche aufzunehmen.
Alexander Farenholtz
Kassel und die documenta sind dem 1954 in Helmstedt geborenen Farenholtz gut vertraut: Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaft und ersten beruflichen Stationen war er 1989 unter anderem für die Realisierung der documenta 9 unter der künstlerischen Leitung von Jan Hoet verantwortlich.
1993 wechselte er als Leiter des Ministerbüros ins baden-württembergische Kunstministerium und übernahm 1996 zusammen mit Tom Stromberg die Leitung des Kulturprogramms der Weltausstellung EXPO2000 in Hannover. Mit Beginn des Jahres 2002 wurde er zum Gründungsvorstand und Verwaltungsdirektor der Kulturstiftung des Bundes bestellt. Dieses Amt übte er an der Seite von Hortensia Völckers als Künstlerischer Leiterin bis zum Erreichen der Altersgrenze im Januar 2020 aus.