Deniz Yücel, Präsident der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrums Deutschland steht zu Beginn der Mitgliederversammlung am Rednerpult.

Nach den Querelen bei der Schriftstellervereinigung PEN haben Autorinnen und Autoren einen neuen Verband gegründet. Mit an der Spitze: der aus Flörsheim stammende Journalist Deniz Yücel. Er war erst kürzlich als Präsident des "alten" PEN zurückgetreten.

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Autorin Jasmin Schreiber über den PEN Berlin: "Ich sehe uns als Ergänzung"

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Nach Streitigkeiten bei der Schriftstellervereinigung PEN haben deutschsprachige Autorinnen und Autoren am Freitag einen alternativen Verband gegründet. Der in Flörsheim (Main-Taunus) geborene Journalist Deniz Yücel wurde gemeinsam mit Eva Menasse, österreichische Schriftstellerin und Preisträgerin des Frankfurter Ludwig-Börne-Preises 2019, an die Spitze des Verbandes gewählt.

Rund 150 Mitglieder stimmten bei der hybriden Versammlung in Berlin sowie einer Online-Schalte ab. Yücel erhielt 136 Stimmen bei 8 Gegenstimmen, Menasse 143 von 143 Stimmen. Neun weitere Mitglieder wurden für das paritätische Board des neuen Vereins bestimmt. Zudem wurde der in Großbritannien inhaftierte "Wikileaks"-Gründer Julian Assange als Ehrenmitglied benannt.

Fokus soll auf verfolgten Schriftsteller liegen

Weitere Ämter sollen nicht vergeben werden. "Titel wie Präsident, Vizepräsident und Generalsekretär, die von ihrem Pomp und Dekorum abgesehen keinerlei intrinsische Notwendigkeit tragen, halten wir für überholt", hieß es in einer Erklärung von Dienstag.

Am Dienstag hatten 232 Autorinnen und Autoren angekündigt, eine neue Schriftstellervereinigung gründen zu wollen, darunter hessische Publizisten wie Thea Dorn, Michel Friedman und Jasmin Schreiber. In einer Mitteilung erklärten sie, es brauche einen neuen PEN, der gemeinsam und unabhängig von Herkunft und Haltung Missstände anprangere und denjenigen helfe, die in ihrer freien Meinungsäußerung bedroht werden.

Der Fokus soll demnach auf der materiellen und ideellen Unterstützung verfolgter Schriftstellerinnen und Schriftsteller liegen. Das zeigte schon die erste Amtshandlung des PEN Berlin. Die Hanauer Schriftstellerin Simone Buchholz und der Übersetzer Alexandru Bulucz, beide in das Board gewählt, holten den von der russischen Justiz zur Fahndung ausgeschriebenen Schriftsteller Dmitry Glukhovsky am Flughafen in Berlin ab.

"Kein Club von Gleichgesinnten"

"Das ist jetzt kein Club von Gleichgesinnten und das will er auch nicht sein", sagte Yücel der Nachrichtenagentur dpa nach der Gründungsversammlung. Der divers besetzte PEN Berlin sei vielmehr ein "Club von Autorinnen und Autoren in dieser ganzen Bandbreite". Man wolle sich zukünftig kompetent zu bestimmten Debatten äußern, etwa zur Meinungsfreiheit und ihren Grenzen.

Yücel war zuvor Präsident des PEN-Zentrums Deutschland. Mitte Mai war er nach monatelangen Streitigkeiten über den Führungsstil und einer Neuausrichtung des Verbands von seinem Amt zurück- und dann aus dem PEN ausgetreten.

Darmstädter PEN sieht neuen Verband als Bereicherung

Yücel und Menasse betonten am Freitag, nicht in Konkurrenz zur bestehenden Organisation stehen zu wollen. Man teile etwa die Charta des PEN, in der Solidarität mit verfolgten Autorinnen und Autoren festgeschrieben ist. "Was wir dem PEN Darmstadt voraushaben, ist der Schwung, die Energie, auch der gute Wille und die Hoffnung von so vielen, die dort wirklich dramatisch verloren gegangen ist", sagte Menasse.

Auch das deutsche PEN-Zentrum betonte, der neue Verband sei eine Bereicherung und Ergänzung. Man wolle den Kontakt suchen, erklärte die Generalsekretärin des deutschen PEN-Zentrums, Claudia Guderian, am Dienstag in Darmstadt.

Weltweit gibt es mehr als 140 Schriftstellervereinigungen, die im internationalen PEN vereint sind. Die drei Buchstaben stehen für die Wörter Poets, Essayists und Novelists. Das PEN-Zentrum Deutschland hatte bislang rund 770 Mitglieder.

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