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Steve McCurry in Frankfurt

Kamele vor einer gigantischen Feuerwand

Die Fotografien von Steve McCurry haben Geschichte geschrieben. Eine Auswahl seiner Werke ist nun in Frankfurt zu sehen. Im Gespräch verrät der Amerikaner, an welchen Projekten er in Zukunft arbeiten möchte.

Wenn Steve McCurry fotografiert, fühlt er sich manchmal wie in einem Film. Er fotografierte, während in der Nähe Bomben fielen. Er fotografierte, wie Menschen sich hoffnungsvoll auf den Weg in ein möglicherweise besseres Leben machten. Und er fotografierte, als ihm das Wasser in Indiens Straßen zur Monsunzeit bis zur Brust stand.  

Die Situation, die ihn am meisten schockiert hat, erlebte er 1991 im Golfkrieg in den brennenden Ölfeldern Kuwaits. "Das war wahrscheinlich die surrealste Erfahrung in meinem Leben. Es war, als wäre ich in einem riesigen Filmset. Es war ein Schlachtfeld, weil über 600 Ölquellen bombardiert worden waren. Es war eine Szene wie aus der Hölle."

Resultate, die den Einsatz wert sind

In solchen Momenten muss Steve McCurry funktionieren. In extremen Situationen, sagt er, macht ihm das Fotografieren zeitweise auch keinen Spaß mehr. Doch dann sieht er die Resultate und weiß, dass es all das wert war.   

Winzig kleine Menschen stehen in den Trümmern des eingestürzten Hochhauses.

McCurry gilt als einer der besten Dokumentarfotografen weltweit. Mit seinen Fotos erzählt der 72-jährige US-Amerikaner Geschichten von Menschen und ihren Schicksalen, von verschwindenden Kulturen, von Zerstörung und vom Krieg. Aber auch von der Schönheit der Welt.  

Das Mädchen mit den grünen Augen

Sein Durchbruch gelang ihm mit Aufnahmen, die er 1979 im Afghanistankonflikt einfing. 1984 nahm er sein berühmtestes Foto auf: ein Porträt eines afghanischen Flüchtlingsmädchens mit leuchtend grünen Augen. Dieses Foto ging um die Welt. 20 Jahre später fotografierte er die Frau nocheinmal, inzwischen vom harten Leben gezeichnet.

Ein Mann steht zwischen zwei Frauenportraits.

Seit mehr als 40 Jahren fotografiert Steve McCurry in unzähligen Ländern. Wenn man ihn heute nach der Botschaft hinter seiner Arbeit fragt, sagt er: "Ich hoffe, dass durch das, was ich gesehen, erlebt und fotografiert habe, andere Menschen verschiedene Seiten der menschlichen Erfahrung schätzen und sehen können, die sie sonst vielleicht nicht hätten sehen können."

Menschlichkeit ist sein Thema

Um Menschlichkeit geht es auch in der Ausstellung "The Eyes of humanity" (deutsch: "Die Augen der Menschlichkeit"). Für diese Ausstellung in der Leica Galerie Frankfurt hat McCurry rund 70 Farb-Motive selbst ausgewählt. Sie sind in den letzten vier Jahrzehnten in 26 Ländern entstanden. Neben Kuwaits Ölfeldern sind unter anderem auch die zerstörten Türme des World Trade Centers in New York zu sehen. Aber auch Fotos, die McCurry von traditionellen Stelzenfischern aufgenommen hat - in der Brandung vor den Küsten Sri Lankas.  

Fischer mit Turbanen sitzen auf Stangen im Meer

Die Abgründe der Menschlichkeit werden für McCurry insbesondere durch Kriegsfotografien deutlich. Zu den jüngsten Entwicklungen in der Ukraine hat er eine klare Meinung: "In der Ukraine ist dies ein klarer Fall von Gut gegen Böse. Du kannst nicht versuchen, die Leute zu zwingen, dich zu lieben, durch den Lauf einer Waffe, wie sie es jetzt mit den Ukrainern versuchen." 

Ob er in Zukunft in der Ukraine fotografieren möchte, weiß Steve McCurry noch nicht. Denn auch Tier- und Naturaufnahmen faszinieren ihn mittlerweile zunehmend. Für die Zukunft kann er sich vorstellen, noch mehr auf den Galapagos-Inseln und in der Antarktis zu arbeiten. Und eines Tages, sagt er, würde er gerne noch einmal nach Kalkutta in Indien reisen, um festzuhalten, wie sich dieser Ort verändert hat.  

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"The Eyes of humanity"

Die Ausstellung eröffnet am 29. April in der Leica Galerie Frankfurt. Bis zum 30. Juli sind hier rund 70 eigens von Steve McCurry ausgewählte Farbmotive zu sehen. 

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