Ein Foto von der Buchmesse vor Corona im Jahr 2019: Menschen auf der Agora.

Nach zwei Pandemie-Formaten will die Buchmesse wieder den Rahmen für echte Begegnungen schaffen: Es gibt kaum Corona-Einschränkungen, dafür aber royalen Besuch aus Spanien. Die Buchmesse erwartet ein "Kulturereignis der Völkerverständigung".

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Frankfurter Buchmesse: Wie geht es dem Buchhandel?

Boos
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Der Vorverkauf brummt fast wie vor der Pandemie, Corona-Auflagen gibt es kaum, die internationalen Promis sind zurück. Die Frankfurter Buchmesse hofft nach zwei Jahren Buchmesse in abgespecktem Pandemie-Format auf ihr richtiges Comeback (19. bis 23. Oktober). Das Ziel: Die Besucherzahlen vom bisherigen Rekordjahr 2019, das Jahr vor Covid.

So politisch wie nie

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sprach am Dienstagmittag bei der Eröffnungspressekonferenz von einer "fast normalen" Buchmesse 2022, die "schon jetzt wahrscheinlich inhaltlich alles bei weitem übertreffen wird". Die Buchmesse sei ein "Kulturereignis für Völkerverständigung". Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Proteste für Freiheitsrechte im Iran und die Situation in Afghanistan: Zahlreiche Debatten, Vorträgen und Lesungen widmen sich in dieser Woche den drängenden politischen Themen.

Erwartet wird unter anderem eine Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Donnerstag (20. Oktober, 12.30 Uhr, Saal Harmonie), seine Frau Olena Selenska wird am Samstag (22. Oktober, 17.30 Uhr, Saal Harmonie) live für einen Talk zugeschaltet. Die Lage der russischen Opposition im Exil wird mit den Nawalny-Vertrauten Leonid Wolkow und der Friedenspreis-Nobelpreisiträgerin Irina Scherbakowa der russsichen Menschenrechtsorganisation "Memorial" diskutiert (20. Oktober, 14.30 Uhr, Frankfurt Pavilion).

Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, spricht während der Eröffnungspressekonferenz der Frankfurter Buchmesse.

So viel Präsenz wie möglich

Statt nur übereinander werde auf der Buchmesse miteinander gesprochen, betonte Schmidt-Friderichs. Vor Ort, an fünf Tagen und mit echtem Austausch. Und das in einer von Social Media geprägten Zeit, in der sonst nur "gesendet und empfangen" werde. Auch Buchmesse-Direktor Juergen Boos betonte zum Auftakt der Messe die Dringlichkeit der Präsenz-Veranstaltung: "Die Buchmesse ist das Gegenmodell zu einer Echokammer".

Präsenz helfe gegen Polarisierung. Die gesellschaftlichen Entwicklungen und Spannungen abzubilden, sei eine der Kernaufgaben der Buchbranche und damit auch der Messe. Nur so könne man einer vergifteten Debattenkultur entgegenwirken, den demokratischen Diskurs stärken und Diversität eine Bühne geben.

Rund 4.000 Aussteller aus 95 Ländern sind der Buchmesse zufolge in diesem Jahr zu Gast. Im letzten Jahr vor der Pandemie hatten mehr als 300.000 Menschen die Buchmesse besucht. 2021 - das Jahr der hybriden Messe - zählte die Buchmesse nur 70.000 Besucher, weitere 130.000 nutzen die digitalen Angebote.

Juergen Boos (links), Direktor der Frankfurter Buchmesse, spricht während der Eröffnungspressekonferenz. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, und Schriftsteller Mohsin Hamid sitzen auf der Bühne.

Spanisches Königspaar kommt zur Eröffnungsfeier

Am Dienstagnachmittag wird die 74. Frankfurter Buchmesse dann feierlich eröffnet - mit prominentem Besuch: Zur offiziellen Eröffnungsfeier bringen König Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien royalen Glanz nach Frankfurt. Ihr Land ist in diesem Jahr Ehrengast der Buchmesse. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) kommen ebenfalls zur Eröffnung. Für die kommenden Tage angekündigt haben sich auch Innenministerin Nancy Faeser (SPD) und Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne).

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Auch die Liste der Autorinnen und Autoren ist wieder internationaler. Zu den prominentesten Namen zählt die US-amerikanische Autorin Donna Leon, die keinen neuen Krimi vorstellt, sondern über ihr Leben und ihre Arbeit berichtet. Literaturnobelpreisträger Abdulrazak Gurnah ist am Samstag zu Gast.

Andere prominente Namen, die ihren Buchmesse-Besuch angekündigt haben, sind der Fußball-Weltmeister Philipp Lahm, der deutsch-amerikanische Hollywood-Star Diane Kruger und Schlagersängerin Vanessa Mai. Aber auch Stimmen wie Luisa Neubauer von der Fridays for Future-Bewegung in Deutschland sowie Tupoka Ogette, Antirassismus-Aktivistin und Autorin, treten an mehreren Tagen auf verschiedenen Bühnen auf - unter anderem auf der ARD-Bühne in der Halle Forum.

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Das bietet die ARD-Bühne

Talkreihen, Poetry Slams und viele bekannte Namen und Gesichter: Die ARD lädt auch in diesem Jahr von Mittwoch bis Sonntag Prominente aus Literatur, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft auf ihre Bühne in der Halle Forum ein. Die Autorinnen und Autoren wechseln im Halbstunden- bis Stundentakt.
Das Programm: Mittwoch I Donnerstag I Freitag I Samstag I Sonntag

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Ein Tag früher für alle geöffnet

Ab Mittwoch dürfen dann auch zunächst die Fachbesucher und Fachbesucherinnen auf das Messegelände. Ab Freitagmorgen öffnet die Buchmesse dann aber schon für alle ihre Tore: Der Zeitpunkt, zu dem das Lesepublikum nach den Fachbesuchertagen auf die Messe darf, hat sich in den vergangenen Jahren stetig nach vorn verschoben. Mittwoch und Donnerstag sind die Messehallen weiterhin den Fachbesuchern vorbehalten.

Auch in der Stadt und nach Messeschluss finden im Rahmen von Open Books, dem begleitenden Lesefest der Stadt, und dem Bookfest city von der Buchmesse etliche weitere und kostenlose Veranstaltungen rund um das Buch statt.

Was ist sonst noch neu?

Erstmals ist die soziale Plattform TikTok Partner der Buchmesse. Unter dem Hashtag #BookTok sind Bücher bei den meist jungen Nutzern durchaus ein Thema. In Frankfurt sollen Nutzer und Anbieter real zusammenkommen: Dafür baut TikTok am Messesonntag (23. Oktober) von 10 bis 17 Uhr eine Outdoor-Bühne auf der Agora auf und organisiert zum Thema "BookTok" Workshops, Gesprächsrunden und lädt bekannte Booktoker ein.

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