Corona und Event-Geschenke Was man bei Tickets unterm Weihnachtsbaum beachten sollte

Sie sind ein Klassiker unter den Weihnachtsgeschenken: Eintrittskarten für Festival, Konzert oder Theateraufführung. Gilt das auch in Corona-Zeiten?
Eigentlich eine gute Idee: Erlebnisse verschenken statt irgendwelches Zeug. Das Konzertticket für die Schwester, Theaterkarten für Oma und Opa - das Geschenk ist unkompliziert online zu besorgen. Und gerade bei schnell ausverkauften Konzerten und Events lohnt es sich, schon Monate vorher zuzuschlagen. Aber wie sieht das in Corona-Zeiten aus, wenn niemand weiß, welche Veranstaltungen in den nächsten Wochen und Monaten überhaupt stattfinden können?
Das sagt der Verbraucheranwalt
Vorverkauf stagniert
Symphonic Rock, ein Falco-Musical, die Musik zu 'Game of Thrones': Auf der Webseite des Veranstalters Shooter Promotions sind für die kommenden Monate jede Menge Konzerte angekündigt. Sie hatten eigentlich im vorigen und diesem Jahr stattfinden sollen und waren in eine bessere Zukunft verlegt worden - so hatte man es zumindest gehofft. Doch jetzt stehen auch die Nachholtermine wieder auf der Kippe. Wer kauft unter diesen Umständen überhaupt Tickets?
"Die Unsicherheit der Leute merken wir 1:1 im Kartenverkauf", sagt Alex Manitz von dem Frankfurter Konzertveranstalter. Als Anfang November das Weihnachtsgeschäft losging, habe es noch ganz gut ausgesehen, aber jetzt merke man von Tag zu Tag, dass die Leute vorsichtiger würden. Zahlen mag er nicht nennen, aber im Moment fühle sich einfach alles "unglaublich schwierig" an.
„Je größer die Veranstaltung und ferner in der Zukunft, desto besser läuft der Kartenvorverkauf.“Zitat Ende
Oliver Hoppe, Geschäftsführer der Konzertagentur Wizard Promotions, bestätigt das: "In der Tendenz kann man sagen, dass eine Indoor-Show, die in den nächsten vier Wochen terminiert ist, wenig bis gar nichts verkauft. Für unsere Open-Air-Stadion-Shows im nächsten Sommer sieht das hoffnungsvoller aus, aber auch dort spüren wir die Unsicherheit der Fans. Je größer die Veranstaltung und ferner in der Zukunft, desto besser läuft der Kartenvorverkauf. Aber, wir reden hier bei Weitem nicht von Pre-pandemischen Zahlen."
Eingebrochene Verkäufe auch bei Musicals
Auch der Musical-Produktionsfirma Spotlight aus Fulda macht Corona zu schaffen. Nicht nur, dass die lange geplante Weltpremiere des Musicals "Robin Hood" schon zweimal wegen der Pandemie verschoben werden musste. Der mit erfolgreichen Produktionen wie "Die Päpstin" bekannt gewordene Produzent berichtet nun im zweiten Corona-Winter wieder von großer Zurückhaltung der Kunden.
Das Verkaufsvolumen liege nur bei einem Viertel im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. "Aber da sind wir nicht die Einzigen. Alle Veranstalter haben mit Rückgängen zu kämpfen", beobachtet Musical-Produzent Peter Scholz. "Wie sich das Weihnachtsgeschäft entwickelt, ist unklar. Aber die Stimmung ist wegen der Pandemie einfach schlecht." Die Kunden neigten dazu, sich beim Ticketkauf nicht mehr so langfristig festzulegen. Sie agierten eher kurzfristig. "Aber klar ist auch: Die Menschen wollen was erleben." Scholz ist zuversichtlich, dass die für den 3. Juni geplante "Robin-Hood"-Premiere stattfinden werde.
Verbraucheranwalt rät zum Abwarten
"Das ist im Moment eine ganz schwierige Lage für die Veranstalter", sagt auch Peter Lassek von der Verbraucherzentrale Hessen. Für Kundinnen und Kunden sei die Rechtslage zwar klar: Fällt das Konzert aus oder wird auf einen neuen Termin verschoben, dann können sie das Ticket zurückgeben und sich den Kaufbetrag erstatten lassen.
Aber Lassek weiß auch: Die aufgelaufenen Verpflichtungen und die unsicheren Zukunftsaussichten könnten manche Veranstalter schlicht in die Insolvenz treiben. Dann bestehe die Gefahr, dass man als Kundin sein Geld gar nicht mehr wiedersieht. Das habe man in den vergangenen Monaten zum Beispiel schon bei Reiseveranstaltern feststellen müssen.
Der Verbraucheranwalt rät deshalb lieber zur Zurückhaltung, was Ticketgeschenke angeht : "Ich würde solche Käufe wirklich erst sehr kurzfristig machen."
Open Air-Veranstaltungen haben bessere Karten
Einfacher ist die Lage für die Macherinnen von sommerlichen Freiluft-Veranstaltungen wie den Burgfestspielen in Bad Vilbel oder den Bad Hersfelder Festspielen. Große Auswirkungen von Corona auf das Kaufverhalten bei den Tickets und Gutscheinen beobachtet eine Sprecherin der Bad Hersfelder Festspiele nicht: "Die Leute kaufen eigentlich immer. Vor allem gibt es viele Leute, die immer sehr früh Tickets kaufen, weil sie ganz bestimmte Plätze haben wollen."
Ticket zurück bei 2G und anderen Auflagen?
Ich habe ein Ticket gekauft, die Veranstaltung findet auch statt, aber: Mir ist der Besuch angesichts der steigenden Corona-Zahlen nicht mehr geheuer. Oder: Die Veranstalterin hat aufgrund einer verschärften Corona-Verordnung eine 2G-Regelung eingeführt, ich bin aber weder genesen noch geimpft. Muss die Veranstalterin das Ticket zurücknehmen? Nein, meint Verbraucheranwalt Lassek: "Wir als Verbraucherzentrale stehen auf dem Standpunkt: Dieses Risiko trägt der Kunde, wenn der Veranstalter seinen Vertragsteil erfüllt, aber aufgrund behördlicher Vorgaben gezwungen ist, Zutrittsbeschränkungen zu verhängen." Die Rechtslage ist komplex. Letztlich kommt es auf den konkreten Einzelfall an und im Zweifel müsse man es auf eine Klage ankommen lassen, sagt Lassek." In dem Fall würde ich dann eher versuchen, das Ticket selbst weiter zu verkaufen."
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