Menschenauflauf vor dem 6PM-Popupstore

Bunte Streetwear, präsentiert vor dicken Sportwagen: Achraf Ait Bouzalim bedient viele Klischees. Und ist mega erfolgreich damit. Sein Modelabel 6PM schießt durch die Decke und sorgt für Menschenaufläufe - nicht nur in Frankfurt.

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Achraf Ait Bouzalim: "Frankfurt ist Heimat"

Achraf Ait Bouzalim posiert mit einem Stapel Koffer von einem grauen Ferrari
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Achraf Ait Bouzalim trifft mit seinem Streetwear-Label 6PM einen Nerv: Innerhalb von Minuten sind seine Kollektionen online ausverkauft. Aber auch in der realen Welt funktioniert der Hype: Mit einem Pop-Up Store lockte der 26-jährige Frankfurter kürzlich mehr als tausend Menschen in die Innenstadt - stundenlanges Ausharren auf Campingstühlen inklusive.

Ein Pop-Up-Event, den es neben Frankfurt auch in Berlin und Hamburg gab: Als Pre-Launch der Kollektion, die 6PM erstmals mit einem Onlinehändler auf den Markt gebracht hat. Allein in Frankfurt setzte Bouzalim innerhalb weniger Stunden einen sechsstelligen Betrag um.

Vom Internet ins reale Leben

"Ich konnte mir das nicht vorstellen, dass da Leute Stunden vor dem Laden chillen und warten, um Klamotten zu bekommen", sagt der Label-Gründer. "Das hätte ich nicht gedacht, dass ich so viele Leute ziehen kann." Kann er aber. Und das liegt nicht nur daran, dass seine Streetwear offenkundig einen Nerv trifft, sondern auch an seinem Erfolg auf der Plattform Instagram.

Bouzalim hat auf seinem Insta Account mehr als 220.000 Follower, sein Label 6PM nochmal mehr als 170.000. Tendenz steigend. Und wenn von denjenigen, die ihm auf Social Media folgen nur ein kleiner Prozentsatz zu einem analogen Verkaufsevent erscheint, gibt es schnell einen Massenauflauf. "Man sieht bei Insta so eine Zahl, aber dass diese Leute sich auch im realen Leben dafür interessieren und sogar auf eine Reise gehen, das ist schon krass." Manche hätten sich dafür Neun-Euro-Tickets gekauft und seien durch ganz Deutschland gefahren, sagt Bouzalim.

Woher kommt der Hype?

Ein Foto-Post der Mode bekommt bei Instagram schnell zehntausende Likes und tausende Kommentare. Achraf Ait Bouzalim inszeniert sich und seine Mode immer nach dem selben Schema: Knallige Farben, dicke Autos, Mittelfinger. Witzige Bildgestaltungen, nette Plots für Kurzfilme, in denen die Kollektionen vorgestellt werden.

Die Follower sorgen mit ihren Likes und dem Teilen selbst dafür, dass die Kunde von neuen Kollektionen oder "Drops" die Runde macht. Drops sind angekündigte Online-Verkaufsaktionen, bei denen sich die Community auf die angebotenen Stücke stürzt. Verknappung und Exklusivität sind Marketingstrategien des Labels, das ansonsten ohne bezahltes Marketing auskommt.

Wir-Gefühl in der Community

Ganz entscheidend dürfte der Community-Gedanke sein, den das Label auch durch direkte Kommunikation erzeugt und pflegt. Der Label-Chef gibt sich nahbar und antwortet auf seinem Account persönlich auf Kommentare - zumindest weitgehend, wie er sagt. Er sieht 6PM nicht nur als Label, sondern als "Movement". "Das sind nicht nur Klamotten, die man im Internet kauft. Wir sind ein Kosmos."

Der Traum von der eigenen Mode

In jedem Fall ist Mode der Kosmos von Achraf Ait Bouzalim. Schon im Kindergarten habe er selbst aussuchen wollen, was er trägt. Später, wenn andere sich eine Playstation wünschten, habe er sich Klamotten gewünscht, später selbst Geld dafür verdient. "Ich habe mir immer etwas ausgesucht, was ich als nächstes kaufen wollte. Das habe ich dann als Hintergrundbild auf dem Handy genommen. Das war dann mein Ziel und ich habe mir ausgerechnet, wie lange ich dafür arbeiten muss."

Schließlich sei er auf die Idee gekommen, selbst Mode herzustellen, neben seinem BWL-Studium. Nach drei erfolglosen Jahren mit vielen Schulden rette der Einstieg eines Investors sein Label. Das habe ihm die Freiheit gegeben, sich nur noch um die Mode und die eigene Kreativität zu kümmern. Inzwischen hat er ein Team aus sieben Leuten um sich, bald sollen es acht sein. Aber um das Design kümmere er sich immer noch selbst, so Bouzalim.

Frankfurt ist Heimat

Der 26-Jährige ist viel unterwegs, hier ein Shooting, dort eine Schau. "Wenn ich Glück habe, bin ich drei Tage die Woche in Frankfurt. Dann bin ich happy. Je länger ich in Frankfurt bin, desto glücklicher bin ich." Aufgewachsen ist er in einer mittelständischen Unternehmer-Familie in Frankfurt, seine Eltern stammen aus Marokko. Sein Traum? Von Frankfurt aus sollen seine Klamotten in die ganze Welt gehen. "Ich will in der Welt unterwegs sein und überall Leute mit meiner Mode auf der Straße sehen."