Kulturgüterschutz in Hessen Eckhard Laufer und seine Jagd nach Schatzräubern
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Wenn Spuren der Vergangenheit zerstört werden

Sie sind mit Metallsonden unterwegs, plündern hemmungslos und zerstören wichtige Spuren der Vergangenheit: Raubgräber. Aber Eckhard Laufer und sein LKA-Team sind ihnen immer dicht auf den Fersen.
Drei verwüstete Gräber. Zahlreiche, wertvolle vormittelalterliche Grabbeigaben, mögliche Reste von Stoffen, Knochen oder Keramik - alles weg oder zerstört. Es ist vor allem dieser Fall aus dem Jahr 2012 bei Limburg, der Kriminalhauptkommissar Eckhard Laufer vom Hessischen Landeskriminalamt auch heute noch wütend macht.
Denn die Schatzsucher damals waren besonders dreist: Die Gräber lagen direkt an einer Ortschaft bei Limburg und neben einem stark frequentierten Weg, nur geschützt von einem Sonnenblumenfeld. Die Räuber wussten also genau, wann sie kommen mussten und welches Werkzeugs sie brauchten, um schnell zu sein.
"Die meisten Räuber sind Profis"
"Die meisten Schatzräuber sind Profis", verrät Laufer, "das ist meine persönliche Erfahrung auch auf Grund von Vernehmungen." Diese Profis wüssten meist genau, wo wertvolle archäologische Schätze zu finden sind: an alten Wegkreuzen von Handelsrouten zum Beispiel oder entlang des Limes. Auch der erfolgreiche Einsatz von Metalldetektoren brauche Geschick und Übung, betont der Raubgräber-Jäger.

"Raubgrabungen finden in Hessen Tag für Tag statt", sagt Laufer, "allerdings ist die genaue Anzahl unbekannt." Immerhin spürt das LKA die illegalen Jäger inzwischen effektiver auf, sagt der Kommissar.
Laufer ist seit 2010 speziell für den Kulturgüterschutz zuständig. Er ermittelt dabei wie in einem Mordfall, befragt Zeugen, überprüft auffällige Autos, findet die Fahrzeughalter heraus, macht Hausdurchsuchungen.
Täter suchen "Indiana-Jones-Feeling"
Die Motivation der Räuber: "Natürlich gibt es auch bei dem einen oder anderen Interesse an Geschichtsforschung", weiß Laufer. Doch um ein gewisses "Indiana-Jones-Feeling" zu bekommen, betreiben diese Menschen ihr Hobby bewusst illegal.
Wertvolle Münzen oder Schmuck landen bei diesen Tätern oft in einer Vitrine im Keller. Aber es gibt auch die Schatzräuber, die Pfeilspitzen oder Edelsteine im Internet verticken - wo Laufer ihnen oft auf die Spur kommt. Besonders verblüfft waren die Ermittler zum Beispiel, als sie eine große Sammlung illegaler Funde bei einem hessischen Bankfilialleiter aufspürten.
Bevölkerung meldet Löcher im Boden
Immer öfter hilft auch die Bevölkerung dabei, Räuber zu finden - etwa, indem sie unbekannte Sondengänger oder seltsame Löcher im Boden meldet. "Seit 2015 haben wir pro Jahr zehn bis 20 solche Fälle", berichtet Laufer. Allein im vergangenen Jahr seien 17 Raubgrabungen bemerkt worden.
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Schatzräuber zerstören Grabungsstätte

Der Fall der Ausgrabung bei Rodenbach im Main-Kinzig-Kreis zeige, dass es nicht machbar sei, alle Zeugnisse aus der Vergangenheit zu schützen. Die Grabstelle war mit Stahlplatten gesichert, wurde im Dezember aber trotzdem mehrfach geplündert. Deswegen sei die Mithilfe der Bevölkerung willkommen.
Eckhard Laufer schult außerdem seit Jahren seine Kollegen zum Thema, berät Ermittler in anderen Bundesländern und arbeitet als Experte mit an Bundesgesetzen zu dem Thema.
Legale Schatzsuche möglich
Menschen, die legaler Schatzsuche nachgehen wollen, rät Laufer, sich mit dem Landesamt Hessenarchäologie in Verbindung zu setzen. Dort können Hobbyarchäologen eine offizielle Genehmigung bekommen, auf Äckern oder bewirtschafteten Flächen suchen und Funde ausgraben - allerdings nur in Pflug-Tiefe. Alles was tiefer liegt, sollen Fachleute übernehmen.
"Archäologie ist ein spannendes Hobby", sagt Laufer, der schon als Achtjähriger mit seinem Vater und Archäologen unterwegs war. Ein Hobby, das sich zudem lohnt: Wird ein Fund gemeldet, wird er zunächst begutachtet. "In der Regel darf er dann auch behalten werden", weiß Laufer.
Wer dagegen illegal unterwegs ist, muss etwa mit Bußgeldern bis zu 25.000 Euro oder sogar mit einem Strafverfahren rechnen.