Kombo mit Buchcover und Moana Funke und Özge Efendi

Der inklusive Kinderbuchverlag "bli bla blub" aus Kassel ist der erste seiner Art in Hessen. Frisch gegründet, soll bald das erste Buch veröffentlicht werden. Auch wenn die Geschichte steht, gibt es immer noch Hürden.

Illustrierte Doppelseite mit großem Haus und Bewohnern

Was haben eine Wohngemeinschaft junger Frauen, eine italienische Großfamilie und ein homosexuelles Ehepaar mit Baby gemeinsam? Sie alle kochen abwechselnd mittags für ein Geschwisterpaar, das mit ihnen im Haus wohnt.

So spielt sich das in dem ersten Buch ab, das der inklusive Kasseler Kinderbuchverlag "bli bla blub" veröffentlichen wird. Das Buch steht für Diversität ohne erhobenen Zeigefinger und hat außerdem jede Menge Rezepte im Gepäck.

Für mehr Vielfalt in Fantasiewelten

Als "Kinderlieblingsgerichte" bezeichnet Autorin Moana Funke die beigefügten Rezepte. Sie habe alle gemeinsam mit ihren Kindern ausprobiert.

Vordergründig geht es in Pupskraut und Erbsenmus zwar um Essen, doch hintergründig geht es um Diversität. "Es war uns wichtig, dass wir nicht explizit das Thema Rassismus oder Diversität ansprechen. Wir wollten eine Geschichte, die witzig ist und eine Vielfalt zeigt, die normal ist", erklärt Funke.

Illustrierte Innenseite mit Rezept

Özge Efendi, eine der Verlegerinnen, ergänzt, dass es darum gehe, gleichzeitig Vorbilder für Kinder zu schaffen, mit denen sie sich identifizieren könnten. Sie habe als Kind türkischer Eltern nie ein Kinderbuch gelesen, in dem die Heldin ein türkisches Mädchen ist. Das habe sie immer beschäftigt: "

Wenn man sich als Kind nie in diesen Fantasiewelten wiederfindet oder nie in diesen Welten gezeigt wird, dann macht das etwas mit einem."

Der Weg zum inklusiven Verlag

Die eigenen Erfahrungen hätten Efendi schließlich dazu bewegt, einen inklusiven Kinderbuchverlag zu gründen, der explizit Bücher veröffentlicht, in denen möglichst viele Menschen mitgedacht werden. Efendi betont: "Im Besonderen die, die bisher in Kinderbüchern kaum gezeigt wurden. Denen wollen wir eine Stimme geben und sie die Hauptrolle spielen lassen."

Vor Jahren hatte Efendi bereits die Idee, eines Tages einen Verlag für inklusive Kinderbücher zu gründen. Zusammen mit Britta Lützenkirchen machte sie 2020 beim UNIKAT Ideenwettbewerb der Universität Kassel mit und belegte den dritten Platz. Es folgte ein Jahr später das Hessen Ideen Stipendium, welches den beiden Frauen ermöglichte, weiter an der Idee zu arbeiten. Anfang Mai gründeten sie den Verlag. Insgesamt fassen dort acht Personen mit an.

Crowdfunding für die Erstauflage

Bei "bli bla blub" arbeiten alle ehrenamtlich. Damit das erste Buch auch veröffentlicht werden kann, läuft bis Ende Mai eine Crowdfunding-Aktion. Wer möchte, kann den Verlag unterstützen. Das geht bereits ab einem Euro. Zudem besteht die Möglichkeit, sich ein Buch vorzubestellen.

Es ist ebenfalls möglich, eine größere Menge der Bücher vorzubestellen, um diese dann einem Kindergarten oder Hort zur Verfügung zu stellen. Denn auch dort seien inklusive Bücher immer noch selten, sagt Efendi. Im Detail informiert der Verlag auf seiner Internetseite über sich, das Team und das Buch.

Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme

Schon Vierjährige und Erstleser können mit der Geschichte Spaß haben, denkt Moana Funke. Mit den Geschwistern, die bei verschiedenen Nachbarn essen, dadurch unterschiedliche Familienformen und Kulturen entdecken, könne man sich leicht identifizieren. Außerdem gehe es um Essen, das möge bekanntlich jeder.

Illustrierte Doppelseite

Generell sei Essen - so banal es zunächst wirke - ein sehr komplexes Thema. Funkes Mutter kommt ursprünglich aus Indonesien, zu Hause gab es Essen, das Funkes Freunde nicht kannten. Ihre Freunde seien aus diesem Grund immer gerne zum Essen vorbeigekommen. Und so, wie ihre Mutter früher die anderen Kinder aufgenommen habe, so nehmen jetzt die Familien im Buch die Geschwister auf.

Özge Efendi hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Bei ihr sei das Essen von zu Hause allerdings in der Schule mit Hänseleien verbunden gewesen, erzählt sie. Pide mit Sucuk sei bei ihren Mitschülern nicht gut angekommen.

"Das ging dann so, dass wir teilweise unseren Eltern gesagt haben: 'Mama, pack mir bitte das Schwarzbrot ein'", erinnert sie sich. "Damit wir uns angleichen." Sie hofft, dass Kinderbücher wie Pupskraut und Erbsenmus in Zukunft mehr Toleranz bewirken.

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