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documenta: Schon wieder Antisemitismus-Vorwurf

Ein Plakat der documenta in einem Plakatständer vor den Säulen des Museums Fridericianum.

Das Junge Forum der Deutsch-israelischen Gesellschaft wirft der documenta in Kassel vor, ein als antisemitisch kritisiertes Werk überklebt zu haben. So könne man das Problem aber nicht lösen. Wieder geht es um ein Werk der Gruppe Taring Padi.

Auf der von Antisemitismus-Vorwürfen überschatteten documenta in Kassel sorgt ein verändertes Kunstwerk für neue Diskussionen. Das Junge Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) wirft den Machern der Ausstellung vor, eine antisemitische Darstellung in einem Werk in Teilen überklebt zu haben.

Wie das Junge Forum mitteilte, handelt es sich um ein Bild des Künstlerkollektivs Taring Padi, das den Titel "All Mining is Dangerous" trägt. Der Bundesvorsitzende Constantin Ganß bezeichnete die Darstellung als "offen antisemitisch". Das Bild sei anlässlich einer größeren Recherche des Jungen Forums zur documenta am Standort Hallenbad-Ost entdeckt worden.

Kippa wurde abgeklebt

Das Bild zeigt den Angaben zufolge vier Personen, die große Mengen Geld in Form von Geldsäcken unter sich aufteilen. Eine sei mit langer Nase, wulstigen Lippen und hämischem Grinsen abgebildet. Auf dem Kopf trage sie eine Kopfbedeckung, die mit einem schwarzen Stück Klebeband überklebt worden sei, heißt es in der Mitteilung.

Bei der überklebten Kopfbedeckung handele es sich um eine Kippa, wie nähere Betrachtungen vor Ort und der Vergleich mit älteren Aufnahmen des Bildes zeigten. Es sei unfassbar, dass die Verantwortlichen der documenta dächten, durch das Abkleben einer Kippa sei das Problem gelöst, sagte Ganß.

Das Bild „All Mining is Dangerous“ zeigt vier Personen, die große Mengen Geld in Form von Geldsäcken unter sich aufteilen. Eine ist mit langer Nase, wulstigen Lippen und hämischem Grinsen abgebildet. Auf dem Kopf trägt sie eine Kopfbedeckung, die mit einem schwarzen Stück Klebeband überklebt worden ist.

Künstlerische Leitung sieht keinen Antisemitismus

Die documenta teilte der Nachrichtenagentur epd am Dienstag mit, die Künstlerische Leitung der Ausstellung werde das zur Diskussion stehende Bildmaterial unter Beteiligung Taring Padis und unter Zugrundelegung umfangreichen Materials und bildlicher und textlicher Darstellungen erläutern. "Dabei wird auch reflektiert, unter welchen Umständen es zu einer Veränderung der Bildbeiträge gekommen ist."

Unklar ist, wann das Bild abgeklebt wurde - und warum. Denn nach Angaben der documenta bestreitet die künstlerische Leitung, dass das Werk aus dem Jahr 2010 antisemitische Bildsprache enthalte. Es würden derzeit umfassende Informationen zusammengetragen, um dies auch Kritikerinnen und Kritikern deutlich zu machen, heißt es. Wenn die künstlerische Leitung aber glaubt, dass das Werk keine antisemitische Bildsprache enthält, stellt sich die Frage, warum es dann dennoch verändert wurde.

Offenbar soll die Arbeit nun aber doch dem Expertenrat vorgelegt werden, der die documenta bei der Aufarbeitung problematischer Werke berät. "Diese Darlegung wird den Gesellschaftern zugeleitet, damit diese ihrerseits unter Hinzuziehung von fachlicher Expertise zu einer Bewertung gelangen können, die dann durch die künstlerische Leitung der 'documenta fifteen' zu würdigen sein wird", heißt es in der Stellungnahme.

Constantin Ganß vom DIG forderte unterdessen, Taring Padi sofort von der Ausstellung auszuschließen, da die Gruppe ein weiteres Mal durch ihren unmissverständlich gezeigten Antisemitismus auffalle. Dessen scheine man sich auch bewusst zu sein, sagte Lasse Schauder, Sprecher des Jungen Forum der DIG in Kassel: "Ansonsten würde man das Werk schließlich nicht still und heimlich überkleben."

Das Künstlerkollektiv Taring Padi war bereits mit ihrem Bild "People's Justice" durch antisemitische Darstellungen aufgefallen. Das Bild wurde daraufhin abgehängt. Der Fall zog große bundesweite Wellen nach sich.

Die Gruppe hatte sich im Nachhinein entschuldigt. "Wir haben alle darin versagt, in dem Werk diese klassischen antisemitischen Figuren zu entdecken", schrieb das Kollektiv in einem Statement auf der Website der documenta. "Es ist unser Fehler. Wir entschuldigen uns für die Enttäuschung, die Schande, Frustration, Verrat und Schock, die wir bei den Betrachtern verursacht haben."

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