Komiker auf Abwegen Faisal Kawusi muss sich entschuldigen
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Komiker auf Abwegen: Faisal Kawusi muss sich entschuldigen

Welche Witze darf man machen – und welche nicht? Darüber wird gern leidenschaftlich gestritten. Auch der hessische Comedian Faisal Kawusi wollte die Diskussion führen. Doch seine Verteidigung eines umstrittenen Instagram-Kommentars ging nach hinten los. Jetzt rudert er zurück.
"Ich bin für eure scheiß Gefühle nicht verantwortlich", grollt Faisal Kawusi in die Selfie-Kamera seines Smartphones. Der Komiker aus Groß-Gerau ist sichtlich aufgebracht. Sein Kommentar unter einem Instagram-Post seiner Comedy-Kollegin Joyce Ilg hat in den sozialen Netzwerken heftige Kritik ausgelöst. Rund einen Tag später hat Kawusi sich entschuldigt.
Was war geschehen? Die Komikerin Joyce Ilg hatte zu Ostern ein Foto von sich und Komiker Luke Mockridge gepostet und dazu geschrieben: "Hat hier irgendwer von euch Eier gefunden? Ich hab nur ein paar K.o.-Tropfen bekommen."

So genannte K.o.-Tropfen kommen oft im Kontext sexualisierter Gewalt zum Einsatz. Laut Bundeskriminalamt handelt es sich um flüssige Drogen, die in geringer Dosis stimulierend und enthemmend, in höherer Dosierung betäubend und einschläfernd wirken. Eine Überdosis kann tödlich sein. Das Betäuben mit K.o.-Tropfen stellt eine gefährliche Körperverletzung da. Allerdings sind entsprechende Substanzen schwer nachzuweisen.
Viele User, darunter auch zahlreiche Prominente wie die Autorin Sophie Passmann, Model Stefanie Giesinger und Influencer Ricardo Simonetti, kommentierten Ilgs Post wütend und fassungslos. "Es ist einfach null witzig, wenn man über Opfer von sexualisierter Gewalt Witze macht", betonte die hessische Unternehmerin Diana zur Loewen. "So geschmacklos und unangebracht."
Kritik nimmt Kawusi zunächst nicht an
In die Debatte schaltete sich schließlich Kawusi ein. Die Youtuberin Silvi Carlsson hatte unter Ilgs Post ihre eigene Geschichte geteilt: "Bin fast mal an K.o.-Tropfen gestorben. Nicht cool, Joyce." Daraufhin kommentierte Kawusi: "Das nächste Mal werde ich dir die Dosis verstärken, versprochen." Und wie schon Ilgs Bemerkung kam auch die von Kawusi in der Online-Community nicht gut an.
Auf die Kritik reagierte Kawusi mit der eingangs erwähnten Instagram-Story. Er kündigte an, Hater "auseinandernehmen" zu wollen. Und drohte: "Ich werde mir eure Accounts ganz genau anschauen und dann werden wir euch mal attackieren." Kawusi erklärte: "Kunst hat keine Grenzen, hat es nie gegeben, wird es auch nie geben." Das verletzende Potenzial seiner Worte erkannte er nicht an. "Faisal, deine Witze haben meine Gefühle verletzt", äffte der selbsterklärte "Großmeister der Comedy" Kritiker nach, nur um zu entgegnen: "Dann heul doch, du Pussy!"
Wie sinnvoll ist es, einen Witz zu verteidigen?
Der Frankfurter Komiker Meilor Bondoc von der Organisation "The Comedy Community" hält nicht viel davon, Witze im Internet zu verteidigen. "Da könnte ich genauso gut mit einer Taube Schach spielen", sagt er. "Die wird sich ein paar Mal um das Schachbrett drehen, dir die Figuren umschmeißen und nachher aufs Brett kacken und wegfliegen."

Allerdings bezweifelt Bondoc, dass Kawusi von Qualität und Berechtigung des umstrittenen Witzes wirklich überzeugt war. "Wenn jemand im Internet einen drittklassigen Witz postet, ist die Absicht doch ziemlich klar", findet er. Es gehe darum, maximale Aufmerksamkeit zu erreichen. "Alle regen sich wunderbar auf, dann flaut das wieder ab – bis die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird."
Fernsehsender distanziert sich
Für Kawusi könnte der Schuss in diesem Fall nach hinten losgegangen sein. Sein ehemaliger Fernsehsender Sat.1 distanzierte sich auf Twitter von ihm. "Mit dem Promibacken im vergangenen Herbst hat Sat.1 die Zusammenarbeit mit Faisal Kawusi klar beendet. Aus Gründen. Und das bleibt natürlich so", hieß es dort.
Nun scheint Kawusi, wenn auch nicht den ursprünglichen Kommentar, jedenfalls die Drohungen in seiner Instagram-Story zu bereuen. "Ich möchte aufrichtig für meine gestern getroffene Aussage um Entschuldigung bitten", schreibt er auf der Plattform. Er werde sich für ein paar Tage aus der Öffentlichkeit zurückziehen, um sich Gedanken darüber zu machen, wie er sich künftig in der Öffentlichkeit verhalten möchte.
"Ich habe die Hoffnung, dass er vielleicht irgendwann mal lernt, dass das unter Umständen so nicht ganz funktioniert", sagt Bondoc. Er findet, Comedy gehört auf die Bühne und nicht in die Kommentarspalte. "Die ist für alles geeignet, nur nicht für schöne Diskussionen."