Menschenmasse zwischen Gebäuden, Zelten und Bühne in der Innenstadt Darmstadts - aus der Froschperspektive fotografiert. Im Hintergrund ein leuchtender Abendhimmel.

Für die Festivalbetreiber in Hessen kann der Sommer kommen. Große und kleine Festivals hoffen wieder auf Normalbetrieb, aber die Unsicherheit bleibt. Bei der Finanzierung greift das Land unter die Arme.

In der Corona-Pandemie ist von der Kulturbranche weiter Flexibilität gefordert. Zwar sind seit dem 20. März Veranstaltungen ohne jegliche Teilnehmerbegrenzung wieder möglich, doch wie sich die Pandemie entwickelt und welche gesetzlichen Vorschriften im Sommer greifen, ist ungewiss.

Um den Organisatoren von Freiluftkinos, Pop-up-Bühnen und Festivals mehr Planungssicherheit zu geben, will das Land Open-Air-Veranstaltungen auch in diesem Jahr mit zusätzlichen Mitteln fördern.

Fünf Millionen Euro sind an Fördermitteln geplant, denn Freiluftveranstaltungen seien nach wie vor sicherer als Veranstaltungen in Innenräumen, erklärt Kunstministerin Angela Dorn (Grüne). Bei den Festival-Organisatoren sorgt das für Zuversicht. Nach zwei Jahren Pause oder mit kleineren Ersatzveranstaltungen, wollen sie wieder groß durchstarten. Hier eine kleine Festival-Auswahl und deren Stand der Dinge:

Hessens größtes - das Open Flair

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So kann die Festival-Saison gelingen

Luftaufnahme Open Flair Eschwege - Bühne - davor eine riesige Menschenmasse
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Das Open Flair soll vom 10. bis 14. August wieder in Eschwege stattfinden. In den zwei Jahren Pandemie fand als Ersatzveranstaltung das Inselflair mit Abstandsregeln und Teilnehmergrenze statt. 2022 will das Festival in gewohnter Größe Fans begrüßen. Bei dem Musikmix ist auch für viele etwas dabei. Headliner sind Biffy Clyro, AnnenMayKantereit, SDP, Clueso und Kontra K.

Dafür gibt es allerdings nur wenige Karten, da die bereits verkauften Tickets aus 2020 in diesem Jahr gültig sind. Die noch verbleibenden freien Plätze, zuletzt waren es noch 15 Prozent, dürften nach Schätzungen der Festivalorganisation bis Juni ausverkauft sein.

Egal welche gesetzlichen Corona-Maßnahmen im August gelten, müssen sich die Feiernden wahrscheinlich auf die 2G-Regel einstellen. "2G, weil wir für das Impfen sind. Das Virus bleibt und wir müssen uns damit arrangieren", sagt Alexander Feiertag von der Open Flair-Organisation. Über die konkreten Corona-Regeln entscheidet das Team erst acht Wochen vor Festivalbeginn.

Neues System beim Schlossgrabenfest Darmstadt

Menschenmasse zwischen Gebäuden, Zelten und Bühne in der Innenstadt Darmstadts - aus der Froschperspektive fotografiert. Im Hintergrund ein leuchtender Abendhimmel.

Auch das Schlossgrabenfest in Darmstadt setzt auf die umfassende Lockerung der Teilnehmerbegrenzungen. Geplant ist es, das Pop-Festival vom 2. bis 6. Juni mit 3G-Nachweis durchzuführen. "Feste feiern mit Maske und Abstand, sehen wir kritisch. Aber wir sind vorbereitet und können uns anpassen", sagt Thiemo Gutfried, einer der Veranstalter. Freiwillige Einschränkungen seitens des Festivals sind nicht geplant.

In diesem Jahr wird es in Darmstadt zum ersten Mal ein klassisches Ticketsystem für den Eintritt geben. Es löst den bisherigen "Becher-Eintritt" ab. Ein Tagesticket wird circa 15 Euro kosten, das 4-Tages-Ticket rund 30 Euro. Grund für die Umstellung seien die extremen Preissteigerungen in der Branche. Es gebe Material- und Zulieferprobleme und auch die Gagen seien gestiegen, erklärt Gutfried. Zudem könnten durch das Ticketsystem Kontakte und Teilnehmerzahlen leichter erfasst werden, um eventuell geltende Coronarichtlinien einzuhalten.

Sound of the Forest - aus 2020 wird 2022

Sound of the Forest - Festival-Aufnahme aus dem Jahr 2016 - viele Menschen vor der Bühne

Auch beim südhessischen Sound of the Forest können Ticket-Inhaber aus dem Jahr 2020 das in diesem Jahr endlich zum Einsatz bringen. Weitere Tickets werden verkauft bis die Besuchergrenze von 4.999 erreicht ist. Die Veranstalter haben kurzerhand die komplette Planung des Indie-Newcomer-Festivals von 2020 für 2022 übernommen.

Wie das Hygienekonzept auf dem Festival vom 4. bis 7. August aussehen soll, ist noch unklar. Das Organisationsteam hat bei der Entscheidung vor allem die Feiernden im Blick: "Es geht ja letztlich um die Wünsche und Gefühle der Besuchenden, dass sie sich sicher fühlen.." Deshalb werde man die Coronalage täglich beobachten und im August eine aktuelle Entscheidung treffen.

Ehrenamtlich: Besser als nix-Festival

Foto vom Besser-als-nix-Festival in Geisenheim aus dem Jahr 2019 - eine Musikbühne, davor vereinzelt Menschen, ein Mann im Rollstuhl. Auf der Bühne singt eine Frau, ein Mann spielt Gitarre. Die Bühne steht unter Bäumen. Im Hintergrund sind Pavillons zu sehen.

Das kostenlose "Besser als nix-Festival" bei Geisenheim (Rheingau-Taunus) hofft, auch in diesem Jahr zwischen 10.000 und 12.000 Besucherinnen und Besucher anzuziehen. Das ehrenamtlich organisierte Festival geht nach einer zweijährigen Coronapause in die 10. Runde.

Vom 20. bis 22. Mai können sich rund 100 Newcomer aus einem Umkreis von 100 Kilometern präsentieren. Die Musik ist bunt gemischt, lediglich an den einzelnen Tagen versucht das Orga-Team die Musik thematisch zusammenzulegen. Dazu kommt eine Electronic Stage für DJanes und DJs und eine lebende Wiese mit Walk-Acts und Bummel-Möglichkeiten.

Als "Geburtstagsspezial" werden erstmalig Bands aus den vergangenen Jahren zurück auf die Bühne geholt und eine kleine Ausstellung mit Blick zu den Anfängen organisiert. Denn beim "Besser als nix-Festival" ist auch das hinter der Bühne wichtig. Dort arbeiten die Helfer ehrenamtlich, integrativ, inklusiv und generationenübergreifend.

30-jähriges Jubiläum beim Trebur Open Air

Impression vom Trebur Open Air 2012

Zum 30. Geburtstag erwartet das Trebur Open Air (Groß-Gerau) in diesem Jahr wieder rund 3.500 Musikliebende. In den vergangenen Pandemiejahren gab es auch hier Ersatzveranstaltungen, die Tickets aus 2020 sind jedoch erst in diesem Jahr wieder gültig. Bislang können sich die Fans auf Kakkmaddafakka und das Lumpenpack freuen, doch noch sind nicht alle Bühnenacts bekannt.

Hinsichtlich Corona ist das Festival flexibel, erklärt Veranstalter Stefan Kasseckert: "Wir können die Größe reduzieren, Testzentren aufbauen, Maskenpflicht durchsetzen, vielleicht gib es am Ende eine 3G-Regelung." In Hygiene habe man investiert und solange es keine neue Variante gebe, sei man auf alles vorbereitet. "Wir gehen davon aus, dass Festivals stattfinden können." Welches Jubiläumsprogramm es in diesem Jahr zusätzlich gibt, hängt von der Förderung ab, auf die das Trebur Open Air hofft.

Ein Kind der Pandemie: Endlich Open Air

Szene vom Endlich Open Air in Darmstadt - 2021 ... Menschen sitzen in lockerer Anordnung in Liegestühlen vor einer Bühne.

Das Endlich Open Air in Darmstadt wurde mitten in der Pandemie ins Leben gerufen. In diesem Jahr geht es in die zweite Runde mit den Acts Lea, Danger Dan, Aurora und Element of Crime. Im vergangenen Jahr als Sitzkonzerte in Strandkörben, hofft das Festival in diesem Jahr auf mehr Besucher. Bis zu 3.000 Tickets sind angedacht, weiterer Platz ist möglich, sagen die Veranstalter.

Als Neulinge in der hessischen Festivallandschaft machen sie sich deshalb keine Sorgen über die Coronamaßnahmen. "Im vergangenen Jahr hatten wir keine Probleme, dass die Besucher sich nicht an die Coronaregeln gehalten haben. Alle waren sehr glücklich, dass es endlich wieder Live-Erlebnisse gab. Und das wollen wir für die Zeit nach Corona auch wieder schaffen", erklärt Carla Schweitzer vom Endlich-Open-Air-Team.