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Kassel und zeitgenössische Kunst - das gehört einfach zusammen! Was gibt es auf der documenta 15 zu sehen? Wie plane ich meinen Besuch und kann ich mir auch Kunst mit nach Hause nehmen? Unser Überblick.

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Das gibt es auf der documenta zu erleben

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Die documenta 15 wird ein Abenteuer und Kassel für 100 Tage ein Zentrum für zeitgenössische Kunst aus der ganzen Welt. 32 Orte, über 50 Kollektive, Künstler und Künstlerinnen, Workshops, Veranstaltungen, Partys und Essen. Damit niemand den Überblick verliert, hier unsere Tipps für einen documenta-Besuch:

Wie plane ich am besten einen documenta-Besuch?

Die einen studieren vor einem Besuch Kataloge und Künstler, die anderen mögen es spontan und lassen sich treiben: Egal wie, etwas Vorbereitung hilft bei dieser documenta 15, vor allem, wenn nur ein Tag Zeit ist. Die 32 documenta-Orte sind über die ganze Stadt verteilt. Ein kleiner Plan ist sinnvoll, etwa um die Orte im Osten der Stadt zu besuchen, die relativ weit auseinander liegen.

Tickets gibt es online oder vor Ort im sogenannten ruruHaus - dem informellen Herz und "Wohnzimmer" der documenta 15, Ecke Treppenstraße und Obere Königsstraße. Ein Tagesticket kostet 27 Euro ohne Ermäßigung, eine Dauerkarte 125 Euro. Außerdem sollten documenta-Gäste den virtuellen Kalender im Blick haben, dort finden sich Workshops, Veranstaltungen, Filmvorführungen und Konzerte für jeden einzelnen Tag. Allein am Eröffnungswochenende gibt über 60 Veranstaltungen. Wer viel Tumult genießt, sollte an einem der Wochenenden kommen, wenn die Maydans stattfinden - dann gibt es zusätzliches Programm und Festivalgefühle.

Um schon vorher etwas über die Künstler und Künstlerinnen zu erfahren, lohnt sich ein Blick ins offizielle documenta-Handbuch. Das Buch kostet 25 Euro und ist auch auf Englisch erhältlich. Es werden jeden Tag Führungen angeboten, die sogenannten Walks and Stories. Die können vorab über die documenta gebucht werden, Gruppenangebote sind möglich, auch in verschiedenen Sprachen. Worum es bei der documenta geht, haben wir hier zusammengefasst.

Wie komme ich hin und in Kassel von A nach B?

Nach Kassel fahren ICE der Deutschen Bahn und Regionalzüge. Auch mit dem 9-Euro-Ticket kann man aus ganz Deutschland anreisen. Wer mit dem Auto nach Kassel kommt, sollte beachten, dass fast überall in der Stadt ein Parkticket gebraucht wird.

Weitere Informationen
Logo zum hr-Thementag documenta

Vom 18. Juni an wird Kassel für 100 Tage das Zentrum für zeitgenössische Kunst sein. Alles Wissenswerte um die documenta fifteen beleuchtet der hr an einem Thementag am Freitag.

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Die documenta-15-Orte in der Innenstadt, an der Fulda und in der Karlsaue lassen sich zu Fuß erlaufen. Wer nach Bettenhausen in den Osten will, braucht etwa 30 Minuten zu Fuß, aber auch die Wege zwischen den Orten sind recht weit. Mit dem documenta-Ticket kann man Straßenbahn und Busse nutzen. Fahrpläne finden sich beim NVV. Wer nicht laufen will, kann für eine Tour zu abgelegeneren Orten auf einen elektronischen Tretroller oder ein Mietfahrrad ausweichen - oder gleich das eigene Rad mitbringen.

Barrierefreiheit auf der documenta

Die documenta 15 bietet Führungen in Gebärdensprache und in leichter Sprache an. Außerdem gibt es Führungen, die im Sitzen stattfinden. Die documenta 15 ist allerdings nicht vollständig barrierefrei, das betrifft auch die Ausstellungsorte und die Wege dazwischen. Wer Fragen hat oder Hilfe benötigt, kann sich vorab an die documenta wenden.

Das britische Kunst-Kollektiv Project Arts Works beschäftigt sich auf der documenta inhaltlich mit dem Thema Barrierefreiheit und Pflege in der Kunst. Sie arbeiten im Friedericianum.

Wo bekomme ich vor Ort Infos?

Das ruruHaus in der Oberen Königsstraße 43 in der Innenstadt war seit 2020 der Treffpunkt und Arbeitsort des Kuratorenkollektivs Ruangrupa. Während der documenta 15 wird es für Besucherinnen und Besucher zu einem "Welcome Center": Dort gibt es Tickets, man kann sich für Rundgänge anmelden und bekommt weitere Informationen zu allen Themen rund um die documenta 15. Auch die Publikationen, Bücher und Merchandise-Artikel werden dort verkauft.

Das Gebäude, in dem das documenta fifteen-Team arbeitet. Die Fassade ist in den Farben des Designs der documenta 15 bemalt.

Was gibt es auf der documenta 15 wo zu sehen?

Die Ausstellungsorte der documenta 15 sind über die Kasseler Innenstadt, die Nordstadt, das Fuldaufer, den Park Karlsaue und den östlichen Stadtteil Bettenhausen verstreut. Den Osten hat sich das Kuratorenkollektiv Ruangrupa als Ausstellungsort ausgesucht, dort wird Kunst in Fabriketagen, auf Brachflächen, in einem neu gestalteten Hallenbad, einer Kirche und in einer Unterführung gezeigt.

Welche Künstler wo ausstellen, erfahren Besucher und Besucherinnen auf der Internetseite der documenta oder im offiziellen Handbuch. Es lohnt sich vorab ins Programm zu schauen, die Orte wechseln täglich. Im Gloria-Kino finden während der documenta 15 Filmfestivals statt, dazu gibt es Film- und Videokunst zu sehen.

Das Museum Friedericianum wird für hundert Tage zum "fridskul": Ein Ort für Begegnung, der Sammlung von Wissen, auch eine Bibliothek wurde eingerichtet. Die beteiligten Kollektive entscheiden gemeinsam über die Nutzung, es gibt ein Programm der Gruppe Gudskul aus Indonesien mit Workshops, Seminaren und auch Karaoke-Abenden. Außerdem ist dort Rurukids: Hier geht es um die Zusammenarbeit von Kindern, Jugendlichen, Künstlern und Künstlerinnen.

Essen mit Kunst - Essen ist Kunst

Auf der documenta 15 ist Essen Teil der Kunst und hat auch eine politische Dimension. Britto Arts Trust aus Bangladesh beschäftigen sich mit Gerichten und Lebensmitteln in ihrer Region, die zunehmend verschwinden. Sie wollen documenta-15-Gäste in den documenta-Hallen zum gemeinsamen Kochen, Zusammensitzen und Essen einladen. Am Ende soll eine internationale Rezeptsammlung entstehen, eine Anmeldung ist nötig.

In den documenta-Hallen wird es tunesische Küche geben, im Hübner-Areal im Osten von Kassel entsteht ein China Restaurant. Das Hallenbad Ost ist ein ehemaliges Schwimmbad, das von Architekten zu einem modernen Ausstellungsort umgestaltet wurde - mit einem Biergarten vor der Tür, der documenta-Gäste zu einer Pause einlädt. Nur wenige Meter entfernt ist der syrische Imbiss Al Wali. Der Inhaber hat extra ein documenta 15-Gericht auf der Karte, das an seine alte Heimat erinnert.

Auf dem Friedrichsplatz in der Innenstadt wird es einen Foodcourt mit verschiedenen Ständen, regionalem Essen und rund 400 Plätzen geben. Rund um den Platz gibt es außerdem viele Restaurants und Cafés.

Füße hochlegen - schöne Orte für eine Pause

Kassel hat viele grüne Ecken, für eine Pause bieten sich der weitläufige Park Karlsaue und das Fulda-Ufer an. Dort sind auch verschiedene Ausstellungsorte. Wer einen schönen Blick haben möchte, sollte das Rondell über der Fulda besuchen, einen ehemaligen Geschützturm über der Fulda mit Biergarten. Dort stellt die Künstlerin und Filmemacherin Nguyen Trinh Thi aus Hanoi aus.

Drei Rentner machen Fotos in der Karlsaue

Ein anderer schöner Ort zum Runterkommen ist das Dach des Grimm-Museums und der Grimm-Garten hinter dem Museum: Dort gibt es Kaffee, Kuchen und kleine Gerichte - und einen der schönsten Ausblicke der Stadt. In der Perle, einem Café mit Außenbereich im Hugenottenhaus in der Nähe vom Rathaus gibt es auch ohne documenta 15 immer wieder Kunst, Veranstaltungen und Musik. Um kurz die Füße hoch zulegen ist es der passende Ort.

Kann ich mir documenta-Kunst mit nach Hause nehmen?

Das Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa will nicht die Logik des Kunstmarktes bedienen. Horrende Preise und Spekulation sollen so weit wie möglich vermieden werden. In zwei lumbung kios (indonesisch für Kiosk) werden selbstorganisiert Arbeiten verkauft. Die Einnahmen werden dann ganz nach der Idee von Ruangrupa wieder gemeinsam verwaltet und sollen finanzielle Grundbedürfnisse und Produktionskosten der Künstlerinnen und Künstler tragen sowie nachhaltig für weitere Projekte eingesetzt werden. Alternatives Wirtschaften ist hier das Ziel.

Die Kioske sind im Ruruhaus und im Hübner-Areal im Osten der Stadt, dazu kommen Partnergeschäfte in Kassel. Auf lumbung space gibt es einen Katalog. Zusätzlich gibt es eine lumbung gallery, organisert von Künstlern und Künstlerinnen, auch die Galerie soll Wege finden, sich von den kapitalistischen Marktzwängen zu befreien.

Verstehen Sie documenta? Das Wörterbuch für Einsteiger

Besucherinnen und Besucher dieser documenta werden ihr Vokabular noch etwas mit indonesischen Wörtern aufstocken müssen. Hier ein kleines Wörterbuch der Begriffe, mit denen das Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa arbeitet:

ruruHaus ist das "Wohnzimmer" Kassels in einem ehemaligen Kaufhaus am unteren Ende der Treppenstraße in der Innenstadt. Während der documenta wird es zu einem Ort, an dem auch Besucher und Besucherinnen Informationen bekommen. Seit 2020 arbeitet das indonesische Kuratoren-Kollektiv Ruangrupa im ruruHaus.

Fridskul ist im Museum Friedericianum. Es soll eine Art Kiez sein und dient auch als Wohnraum für Künstler und Künstlerinnen. Elf Kollektive verwalten den Ort und die dort entstandene Bibliothek.

Im Friedericianum ist außerdem RURUKIDS: Hier sollen Kinder und Erwachsene einen Erholungsort finden mit Büchern und Ruheraum. Für Kinder gibt es dort auch künstlerische Angebote. "Wir glauben an magische Momente, wenn Künstlerinnen und Künstler und Kinder aufeinander treffen", sagt Ruangrupa.

Lumbung-Werte sind die Grundlage der künstlerischen Praxis während der documenta: Großzügigkeit, lokale Verankerung, Humor, Unabhängigkeit, Regeneration, Transparenz und Genügsamkeit. Ruangrupa hat für die Zusammenarbeit nach Künstlerinnen und Künstlern, aber auch Organisationen und Initiativen gesucht, die diese Werte bereits vertreten und langfristig weiter entwickeln wollen.

Nongkrong ist indonesisch und bedeutet "gemeinsam abhängen". In einer ungezwungenen Atmosphäre sollen Ideen und soziale Beziehungen entstehen, es wird gemeinsam gegessen.

Sobat-Sobat sind die Kunstvermittler auf der documenta, der Begriff bedeutet Freund oder Freundin. Sie machen die "Walks and Stories" genannten Führungen.

Ekosistem ist das indonesische Wort für Ökosystem und beschreibt voneinander abhängige Kreisläufe. Kollektive, die miteinander verbunden sind, bilden ein solches soziales Ekosistem.

Harvester heißt Ernte. Bei der documenta sind damit künstlerische Formen gemeint, die Diskussionen und Treffen dokumentieren. Das kann eine Erzählung sein, Zeichnungen, Memes oder Klangarbeiten. Die Dokumentation und Reflexion dessen, was auf der documenta passiert, wird so gleichzeitig zu einem künstlerischen Projekt.

Maydan bedeutet im Türkischen und Arabischen "öffentlicher Raum" oder "Marktplatz". Die documenta 15 bezeichnet damit ihr Begleitprogramm, in dem es darum geht, einen Austausch mit der Öffentlichkeit herzustellen.

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