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Erneut keine Bahnhofsviertelnacht in Frankfurt

Menshenmasse in der Dunkelheit auf Straßen.

Zwei Jahre fiel sie wegen Corona aus - nun ist die Frankfurter Bahnhofsviertelnacht erneut abgesagt worden. Das sorgt vor Ort für eine Menge Frust.

Nach 2020 und 2021 fällt die Bahnhofsviertelnacht in Frankfurt auch im Jahr 2022 flach. Zu wenig Zeit für ein Programmkonzept, das der Vielfalt des Bahnhofsviertels gerecht wird, und Arbeitskräftemangel im Veranstaltungssektor: Diese Gründe nannte die Stadt Frankfurt am Dienstag für die erneute Absage des für Mitte August geplanten Stadtteil-Events. Zunächst hatte die FNP darüber berichtet. Hinzu kämen "logistische und sicherheitsrelevante Leistungen […], die infolge der Corona-Pandemie nicht erbracht werden" könnten, schreibt die Stadt in ihrer Absage-Mail.

Im Bahnhofsviertel ist die Enttäuschung groß. Nazim Alemadar, Besitzer des Yok-Yok-Kiosks, sagt, für ihn sei das Fest eine Herzensangelegenheit. "Ich habe mich jedes Mal so über das Fest gefreut, weil es zeigt, dass wir mehr als eine Quelle für schlechte Nachrichten sind." Es sei ein Zeichen für die Vielfalt, die Verständigung und das Zusammenleben im Viertel.

Organisiert sich das Bahnhofsviertel selbst?

Erste Pläne für die diesjährige Bahnhofsviertelnacht hatte er bereits gemacht, blieb damit aber wohl alleine. Von der Stadt, die sich sonst ein halbes Jahr im Vorfeld bei Gastronomen und Vereinen zwecks Planung gemeldet hätte, habe er dieses Jahr gar nichts gehört, kritisierte Alemadar, der Vorsitzender des Gewerbevereins im Bahnhofsviertel ist.

Bahnhofsviertelnacht Frankfurt

Das Argument, es gebe zu wenig Leute für die Durchführung, will er nicht gelten lassen - und bringt spontan ein selbst-organisiertes Fest ins Spiel. "Bisher haben sich Gewerbetreibende und Vereinsmitglieder bei der Bahnhofsviertelnacht immer beteiligt. Man könnte doch sagen, wir machen ein bisschen mehr mit, damit es dieses schöne Fest dieses Jahr wieder geben kann", so Alemadar. Konkret sind solche Pläne freilich (noch) nicht.

Doña Carmen: Stadt nimmt Corona als Vorwand

Auch bei Juanita Henning vom Verein Doña Carmen, der sich für die sozialen und politischen Anliegen von Sexarbeiterinnen und Sexarbeitern einsetzt, herrscht Frust über die Absage. Die Bahnhofsviertelnacht zeige die kulturelle Vielfalt des Stadtteils und helfe dabei, Vorurteile abzubauen, sagte Henning. So könne das Fest gerade Frauen die Angst vor dem Bahnhofsviertel nehmen. "Es fördert ein realistisches Bild dieses Viertels und trägt dazu bei, dass sich der Gedanke, das sei hier alles kriminell und man dürfe sich hier nicht auf der Straße bewegen, sozusagen in Luft auflöst."

Henning vermutet, logistische Probleme infolge der Corona-Pandemie seien ein Vorwand der Stadt, das Fest abzusagen. Die Museumsufernacht sei im Vergleich größer und solle nach wie vor stattfinden. Auch die Begründung, die Zeit für die Planung fehle, kann sie nicht nachvollziehen. Schließlich gebe es das Fest bereits seit vielen Jahren.

50.000 Besucher kamen 2019

Die Bahnhofsviertelnacht fand zuletzt 2019 in ihrer zwölften Auflage statt. Rund 50.000 Besucherinnen und Besucher kamen, um zu feiern und die unterschiedlichsten Einblicke ins Viertel zu erlangen. Ihre Türen öffnen zum Fest traditionell Galerien, Kneipen, Kioske und Bars. Auch ein Hochhaus stand zuletzt offen, ebenso Druckräume.

Die Stadt Frankfurt verweist aufs kommende Jahr. Dann, so heißt es in der Mail zur Absage, wolle man wieder eine lebendige und offene Bahnhofsviertelnacht feiern.

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