Im Alter von 96 Jahren Frankfurter Jazzlegende Emil Mangelsdorff ist tot

Der Frankfurter Jazzmusiker und Träger des Bundesverdienstkreuzes Emil Mangelsdorff ist tot. Der weit über die Grenzen Hessens hinaus bekannte Solist starb im Alter von 96 Jahren.
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Jazz-Legende Emil Mangelsdorff gestorben

Er war einer der profiliertesten Jazzmusiker und Saxophonisten Deutschlands, eine Legende aus Frankfurt und bis zuletzt aktiv. Und er war wichtiger Zeitzeuge, der in seiner Jugend die Swing-Musik als Widerstand gegen die Nazi-Diktatur begriff und über diese Zeit später aufklärte. Nun ist Emil Mangelsdorff gestorben.
Der Tod des Musikers, der 96 Jahre alt wurde, wurde über Mangelsdorffs Pianisten über das Netzwerk Facebook bekanntgegeben und schließlich dem hr von dessen Angehörigen bestätigt. Nach Informationen des Jazzinstituts Darmstadt starb Mangelsdorff bereits am Donnerstag.
Ministerpräsident kondoliert
Auf die Nachricht reagierte am Freitagabend auch die Hessische Staatskanzlei. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) zeigte sich in einer Stellungnahme auf dem Kurznachrichtendienst Twitter betroffen. "Er hat sich nicht nur um die Kultur in Hessen verdient gemacht, sondern als Zeitzeuge der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte wertvolle Erinnerungsarbeit geleistet", würdigte Bouffier Mangelsdorffs Leben und Wirken.
Ministerpräsident Volker #Bouffier hat tief betroffen auf den Tod des hessischen #Jazz -Musikers Emil #Mangelsdorff reagiert, der für sein Engagement für das Land #Hessen unter anderem mit der Wilhelm Leuschner-Medaille und dem hessischen Jazzpreis ausgezeichnet wurde.
"Gemeinsam mit der deutschen Jazz-Szene trauere ich um einen ihrer profiliertesten und renommiertesten Solisten", erklärte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). "Schon früh entdeckte er gemeinsam mit seinem Bruder die Liebe für den Jazz - in einer Zeit, in der jeder, der damals Jazz hörte oder gar selbst spielte, schwerste Strafen riskierte." Seine Musik und sein Wirken bleibe in Erinnerung.
Mangelsdorff sei "nicht nur wegweisend für den Jazz und prägend für seine Heimatstadt Frankfurt" gewesen, twitterte Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann (SPD) am Freitagabend. "Mit ihm verlieren wir auch einen Zeitzeugen der Nazizeit, der am eigenen Leibe spürte, was es hieß sich als Künstler dem Regime zu widersetzen."
Meistermusiker und Zeitzeuge
Emil Mangelsdorff war der ältere Bruder des Jazz-Posaunisten Albert Mangelsdorff (1928-2005). Die beiden gingen musikalisch getrennte Wege, spielten aber auch immer wieder zusammen. 1925 in Frankfurt geboren, spielte Emil Mangelsdorff in der Zeit des Dritten Reiches in einer illegalen Swing-Gruppe, was ihm Schikanen und eine Verhaftung durch die Gestapo einbrachte.
Nach dem Zweiten Weltkriegs schloss sich Mangelsdorff der wiederauflebenden deutschen Jazzszene an und spielte in verschiedenen Bands. In Frankfurt spielte er Klarinette und prägte die Szene der Mainmetropole. Der Musiker nahm viele Neuerungen des Jazz kreativ auf. 1958 gehörte er zu den Gründern des Jazz-Ensembles des Hessischen Rundfunks.
Geprägt von Swing und Bebop
Geprägt wurde Mangelsdorff von Swing und Bebop. Seine Vorbilder: Charlie Parker und Lee Konitz, der oft in Frankfurt bei Mangelsdorff zu Gast war. Mit Charles Mingus spielte er zusammen in New York. Am Altsaxofon ließ Mangelsdorff mit einfühlsam-melodiösen Balladen die Herzen im Publikum schmelzen. Emil Mangelsdorff liebte auch die sogenannte klassische Musik - seine 1973 gestorbene erste Frau Simone war Opernsängerin. Seinen besonderen Sound brachte er in Bands ein, die Namen trugen wie Two Beat Stompers oder Frankfurt All Stars. 1966 gründete er die Swinging Oil Drops.
Mangelsdorff trat zu Konzerten in ganz Deutschland auf. Auch im hohen Alter spielte er mit seinem Quartett regelmäßig im Frankfurter Holzhausen-Schlösschen.
Daneben engagierte sich Mangelsdorff Zeit seines Lebens auch als Musikpädagoge und Aufklärer über die NS-Zeit. Für sein Können und seine Verdienste wurde Mangelsdorff vielfach ausgezeichnet - unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz und der Wilhelm-Leuschner-Medaille des Landes Hessen.