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Zuschauerstimmen zum Konzert von Beck und Depp

Jeff Beck und Johnny Depp - beide mit Gitarren - bei einem Konzert in der Royal Albert Hall in London

Gitarristen-Legende Jeff Beck versteht sein Handwerk und rockt die Offenbacher Stadthalle. Mehr Aufmerksamkeit bekommt allerdings sein "very special guest": Johnny Depp.

Punkt 20 Uhr greift Jeff Beck zum ersten Mal in die Saiten. Rock vom Feinsten, virtuos gespielt und mit einer unglaublichen Intensität. Mal treibend, mal mit Funk-Anklängen, dazwischen eine Ballade - und Jeff Beck mit grauer Hose, gestreiftem Hemd und Sonnenbrille scheint dabei alle Aufmerksamkeit seiner E-Gitarre zu widmen.

Keine Ansprache an die Fans, keine Moderation zwischen den instrumentalen Höhenflügen und schnell wird klar: Jeff ist nicht der Typ, der eine abgefahrene Bühnen-Show liefert.

Im Mittelpunkt: die Musik - zunächst

Er wirkt bescheiden, so als ob er zeigen will: Das Wichtige hier ist die Musik, nicht ich. Immer wieder tritt er in den Hintergrund, überlässt seiner Bassistin oder seiner Schlagzeugerin das Rampenlicht und nur einmal, ganz kurz, nach dem begeisterten Applaus für seine Riffs und Slides, lüpft er die Sonnenbrille und strahlt sein Publikum an.

Seine Fans sind übrigens überwiegend männlich, mit grauem oder schon ziemlich lichtem Haar, oft mit einem kleinen Bauchansatz. Und wie die Gitarren-Legende Beck scheinen auch seine Fans nicht von der extrovertierten Art. Zwar leuchten die Augen begeistert, es wird eifrig im Takt mit den Köpfen gewippt, auch ein Bein wippt da mal mit, aber Ekstase geht anders.

Neuer Mittelpunkt: Johnny Depp

Das ändert sich schlagartig rund 40 Minuten später. Kreischende Frauenstimmen, frenetischer Applaus und gezückte Handys: Auftritt Johnny Depp. Auch er mit Sonnenbrille. Und mit Gitarre. Wobei erst gar nicht zu hören ist, wie gut er das weiße Instrument in seinen Händen spielen kann, die Fans sind einfach zu laut.

Und dann fängt Johnny zu singen an: "This is the song for Miss Hedy Lamarr", der Song aus dem Album "18", das Johnny Depp mit Jeff Beck aufgenommen hat. "Hat der 'ne geile Stimme", entfährt es einer Besucherin, die ergriffen auf die Bühne starrt. Aber nur kurz, dann wird wieder das Handy gezückt und versucht, Johnny so weit wie möglich heranzuzoomen.

Es ist eindeutig: Die meisten weiblichen Fans sind wegen Depp gekommen und sie sind ein weit gemischteres Publikum als die Jeff-Beck-Fans im Saal. Junge Frauen mit bauchfreien Tops und Plateau-Heels jubeln dem Piraten-Darsteller genauso zu wie die Mittfünfzigerin im Frida-Kahlo-Look. Auf jeden Fall senken die Depp-Fans den Altersschnitt im Saal auf etwa 45 Jahre.

Depp bringt Bewegung in den Saal

Dass der Schauspieler Johnny Depp auch Musiker ist, wussten viele vor dem Konzert gar nicht. Auch nicht, dass Depp und Beck befreundet sind. Und beim Auftritt der beiden ist davon auch nichts zu merken. Denn kaum ist Depp auf der Bühne, tritt der dreifache Grammy-Gewinner Beck fast komplett in den Hintergrund.

Fakt ist: Johnny Depp bringt mehr Bewegung in den Saal. Arme wiegen über den Köpfen. Mädels klettern auf männliche Schultern, um ihrem Idol noch besser in die Augen sehen zu können und weiter hinten wird ausgelassen getanzt.

Persönliche Ansprache? Fehlanzeige!

Es scheint die Fans auch nicht zu stören, dass Depp sich über manche Textstelle hinwegnuschelt oder auch mal einen Ton nicht ganz sauber trifft. Es reicht, wenn er in einem Song die Textzeile "I love you" ins Mikro haucht und schon kommt ein Kreischen aus überwiegend weiblichen Kehlen. Obwohl auch Depp nicht die ganz große Show abzieht.

Nur ab und zu versucht er sich in den typischen Rock-Musiker-Posen: zieht die rechte Hand beim Anschlag betont cool durch oder schwenkt den Gitarren-Hals nach oben und unten. Aber das war's auch schon, auch er spricht das Publikum nicht direkt an.

Johnny Depp Offenbach

Das Konzert selbst ist kurz. Um halb zehn ist schon alles vorbei. Es war zwar nicht ausverkauft, aber die Fans, die da waren, waren begeistert. Die einen, weil sie die Musik der großen Gitarren-Legende Jeff Beck live erleben durften, die anderen, weil sie "ihrem Johnny" so nah waren – dessen Musik war da eher Beiwerk.

Manche Passagen habe Depp sogar mit Playback gesungen, meint eine Musikkennerin nach dem Konzert. Und der junge Mann neben ihr fügt hinzu: "Gitarristische Künste hat er keine, singen so naja, dafür kann er halt schauspielern."

Dass der Schauspieler Johnny Depp monatelang wegen körperlicher Gewalttätigkeiten und der Schlammschlacht mit seiner Ex-Frau Amber Heard in den Schlagzeilen war, ist übrigens den befragten Fans vor der Offenbacher Stadthalle nicht wichtig, oder sogar "völlig wurscht", wie eine Konzertbesucherin es formuliert.

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Jeff Beck und Johnny Depp touren derzeit gemeinsam durch Europa. Am kommenden Mittwoch treten sie beim Tollwood-Festival in München auf. Zwei Tage später (15. Juli) bringen sie ihr gemeinsames Album mit dem Titel "18" heraus.

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