Zwei Menschen stehen auf einem großen Gerüst und bauen eine großformatige, farbige Stoffarbeit ab. Davor stehen viele Menschen und schauen zu.

Der Antisemitismus-Eklat auf der documenta beschäftigt jetzt auch den Bundestag. Im Kulturausschuss warf Kulturstaatsministerin Roth der documenta Versagen und Wortbruch vor. Generaldirektorin und Aufsichtsratvorsitzender der Weltkunstschau waren auch geladen - erschienen aber nicht.

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Bundestags-Kulturausschuss thematisiert documenta-Eklat

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Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) hat den Verantwortlichen der documenta Versagen in der Planung und Durchführung der Ausstellung vorgeworfen. Über Monate habe die documenta ihr persönlich versichert, dass dort für Antisemitismus kein Platz sei, sagte Roth am Mittwoch im Kulturausschuss des Bundestages.

"Im Vertrauen darauf habe ich die documenta gegen Angriffe verteidigt und ihren Freiraum geschützt." Die Grenzen der Kunstfreiheit seien hier aber überschritten worden, so Roth.

Roth kritisierte nicht geklärte Zuständigkeiten und fehlende internationale Expertise bei der documenta. Außerdem sei der Projektprozess nicht gut begleitet worden. "Das hätte bedeutet, sich darauf zu verständigen, wo die Menschenwürde ihre Grenzen setzt." Am Donnerstag ist im Bundestag eine Debatte zu dem Eklat auf der documenta angesetzt.

Geselle und Schormann nicht im Ausschuss

Für den Zentralrat der Juden sprach Geschäftsführer Daniel Botmann von "Judenhass in reinster Form" und einer "massiven Entgleisung". Botmann macht die documenta-Leitung direkt dafür verantwortlich, namentlich den Aufsichtsratsvorsitzenden, Kassels Oberbürgermeister Christian Geselle (SPD), und die Generaldirektorin Sabine Schormann.

Beide waren nicht im Ausschuss am Mittwoch erschienen. Während Schormann krankheitsbedingt abgesagt hatte, machte Geselle andere Termine geltend. Das wurde im Ausschuss fraktionsübergreifend kritisiert.

"Der Kasseler OB drückt sich vor jeglicher Verantwortung und ist nicht bereit, Transparenz herzustellen", twitterte Jürgen Frömmrich, Parlamentarischer Geschäftsführer der hessischen Grünen-Fraktion. Die Aussage, er habe Terminprobleme, sei nicht aktzeptabel. "Das Bild, das Oberbürgermeister Christian Geselle in diesem Zusammenhang abgibt, ist für die weltweit größte Ausstellung zeitgenössischer Kunst in Kassel eher peinlich", so Frömmrich in einer Stellungnahme.

#documenta 15. @JFroemmrich : "Der Kasseler OB drückt sich vor jeglicher Verantwortung und ist nicht bereit, Transparenz herzustellen und den Abgeordneten des Deutschen Bundestags für ihre Fragen im Zusammenhang mit dem #Antisemitismus -Skandal zur Verfügung zu stehen."/F #HLT 👇

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Erneute Entschuldigung der Künstlerkollektive

Bei der weltweit wichtigsten Ausstellung für Gegenwartskunst war nach der Eröffnung Mitte Juni eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt worden. Das Banner "People's Justice" des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi zeigte rund hundert Figuren, darunter einen orthodoxen Juden mit Raffzähnen und SS-Symbol auf dem Hut sowie einen Uniformierten mit Schweinerüssel und der Aufschrift "Mossad" auf dem Helm. Das Kunstwerke wurde inzwischen abgehängt. Bereits vor der Eröffnung hatte es Antisemitismusvorwürfe gegen das kuratierende Kollektiv Ruangrupa gegeben, das ebenfalls aus Indonesien stammt.

Vor dem Ausschuss bat der Vertreter von Ruangrupa, Ade Darmawan, "für den Schmerz und die Angst, den diese antisemitischen Elemente in den Figuren und Zeichnungen bei all denjenigen hervorgerufen haben, die sie gesehen haben", erneut um Entschuldigung.

Der kuratorische Ansatz der Künstler sei kein "klassischer, autoritärer Ansatz, der die volle Kontrolle über die Elemente der Arbeit bei der Schaffung der Ausstellung ausübt". Dies könne zu Werken führen, die die Kuratoren selbst überraschen könnten.

Ruangrupa: Jüdische Künstler wollen nicht genannt werden

Er widersprach Anschuldigungen, dass die Ausstellung israelische Künstler ausschließe. "Es gibt keinen stillen Boykott gegen Israelis oder auch Juden", so Darmawan. Die documenta zeige sowohl israelische als auch jüdische Künstlerinnen und Künstler, die auf eigenen Wunsch aber nicht genannt werden wollten.

Die hessische Kunstministerin Angela Dorn (Grüne) kritisierte, die Entschuldigung von Ruangrupa sei zu spät erfolgt. Ein Kollektiv aus Kuratoren habe offenbar dazu geführt, dass die Sorgfalt und Verantwortung des Kuratierens gelitten habe.

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