Gedreht im Bahnhofsviertel Warum dieser Liebesfilm in Frankfurt spielen muss

In ihrem Debütfilm erzählt die hessische Regisseurin Lisa Bierwirth von zwei Menschen aus ganz unterschiedlichen Welten, die sich im Frankfurter Bahnhofsviertel kennenlernen. Ein große Geschichte von Liebe, Vorurteilen und Missverständnissen.
Jede vierte Ehe, die in Frankfurt geschlossen wird, ist binational. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass hier Menschen aus 178 Nationen leben. Aber wie erleben binationale Pärchen ihre Außenwelt? Insbesondere, wenn der eine Teil schwarz und der andere weiß ist?
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"Le Prince"-Premiere: Liebesfilm made in Hessen

Diese Frage stellt sich die junge Regisseurin Lisa Bierwirth in ihrem Debütfilm "Le Prince", der im Frankfurter Bahnhofsviertel gedreht wurde und der jetzt in den Kinos anläuft. In den Hauptrollen eine weiße Frau und ein schwarzer Mann, in den Nebenrollen die kongolesische Community und ein Bahnhofsviertel im Prozess der Gentrifizierung.
Zwei Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten
Im Frankfurter Bahnhofsviertel begegnen sich zwei Menschen, deren Lebenswelten unterschiedlicher kaum sein könnten: Monika ist Mitte vierzig und gehört als Kuratorin zur Kunst- und Kulturszene der Stadt. Sie wohnt im Bahnhofsviertel und gerät auf dem Heimweg zufällig in eine Razzia. Da begegnet ihr Joseph, ein kongolesischer Geschäftsmann, der Investoren für eine Diamantenmine im Kongo sucht und sich mit "Business" über Wasser hält.
Aus diesem ungewöhnlichen Zusammentreffen entsteht eine Liebesgeschichte. Aber schon beim ersten Wiedersehen wird klar, dass diese Liebe viele Hürden zu nehmen hat - allen voran Monikas Künstler-Freunde. "In diesem Film geht es um Misstrauenskonstrukte", erklärt Regisseurin Lisa Bierwirth. "Monika glaubt dieses Misstrauen nicht zu haben. Sie glaubt anders zu sein als ihre Freunde, frei davon. Aber dann muss sie feststellen, dass sie auch nur Kind einer gewissen Generation und Gesellschaft ist."
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Liebesfilm "Le Prince" spielt im Frankfurter Bahnhofsviertel

In "Le Prince" sehen wir Monika als eine resolute und unabhängige Frau, sehr einfühlsam gespielt von der österreichischen Schauspielerin Ursula Strauss. Als Kuratorin für zeitgenössische Kunst in einer großen Frankfurter Galerie muss sie sich täglich gegen männliche Kollegen behaupten. Aber als sie sich auf den Kongolesen Joseph einlässt, gespielt von einem brillanten Passi Balende, verliert sie immer wieder den Boden unter den Füßen. Denn diese Beziehung stellt auch ihr Weltbild auf die Probe.
Inspiriert von der Lebensgeschichte der Mutter
Das Spielfilmdebut von Lisa Bierwirth ist inspiriert von der Lebensgeschichte ihrer Mutter, die 20 Jahre in Frankfurt gelebt hat und mit einem Mann aus dem Kongo verheiratet war. "Ich fand dieses Paar extrem schillernd und mutig, trotz ihrer Probleme und Gegensätze", erinnert sich Lisa Bierwirth und beschreibt, dass auch sie als junge Tochter sich fragte, ob die Unterschiede nicht zu groß seien. "Und dann habe ich verstanden, wie mutig es ist, so eine Liebe zu leben und so eine Integrität und Privatheit zu behalten, obwohl man von allen Seiten misstrauisch beäugt wird."
Regisseurin Lisa Bierwirth
Geboren in Hessisch-Lichtenau. Sie studierte Regie an der Deutschen Film und Fernsehakademie Berlin (dffb). "Le Prince" ist ihr erster Spielfilm. Er läuft ab Donnerstag, 30. September, im Kino.
Ende der weiteren InformationenIn "Le Prince" gibt es eine starke Szene, in der Monika ihren neuen Freund Joseph ihrer besten Freundin vorstellt, gespielt von einer sehr überzeugenden Victoria Trauttmansdorff. Ein scheinbar gemütlicher und ausgelassener Abend eskaliert. Denn in jedem Blick und in jedem Satz spürt Monika ein subtiles Befremden ihrer Freunde, das auch ihre Beziehung zu Joseph vergiftet.
Lisa Bierwirth schildert auch, wie Monika Teil von Josephs Welt zu werden versucht, wie sie sich bemüht, bei Treffen mit Freunden und Kollegen von ihm die Regeln und Konventionen zu begreifen - und daran scheitert.
Ein Film, der unter die Haut geht
"Le Prince" von Lisa Bierwirth geht unter die Haut. Die Message: Lasst uns unsere eigenen Vorurteile gegenüber Menschen fremder Kulturen überdenken. Alle Schauspieler, allen voran Ursula Strauss und Passi Balende, machen den Film zu einem nachhaltigen Erlebnis. Wenn wir demnächst wieder mal durchs Bahnhofsviertel laufen und uns jemand Fremdes anspricht, erinnern wir uns hoffentlich an diesen wunderbaren Film.