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Endlich! Die Filme sind zurück

Lichter Filmfest 2019 - ein voller Kinosaal

Die Filmfestivals sind zurück - im echten Kino, mit echtem Publikum. Die Macher des Lichter Filmfests in Frankfurt berichten von mehr Arbeit, als einem lieb sein kann. Der Themenschwerpunkt "Freiheit" wird von der Aktualität überrollt.

Die Filmfestivals erwachen aus dem coronabedingten Streamingformat und locken wieder Publikum in die Kinos. Vom 10. bis 15. Mai zeigt das Lichter Filmfest in Frankfurt hessische und internationale Filme - darunter viele Weltpremieren. Im Interview berichten Festival-Direktor Gregor Maria Schubert und Festival-Direktorin Johanna Süß, wie ihr Motto "Freiheit" von der Aktualität überrollt wurde. Und Tipps für besondere Perlen gibt es auch.

hessenschau.de: Wegen Corona war das Lichter Filmfestival zwei Jahre eine Online-Veranstaltung. Jetzt geht es wieder richtig los. Wie fühlt sich das an?

Gregor Maria Schubert: Es macht mehr Arbeit, als einem lieb ist. Wir sind ein bisschen überrascht. Nicht, dass wir zwei Jahre faul im Stuhl gesessen hätten, aber es ist doch ein himmelweiter Unterschied, ob man ein Festival vorbereitet, das dann im Netz stattfindet, oder eins, das über die ganze Stadt verteilt in vielen Kinosälen stattfindet.

Der Stress ist hoch, aber der Lohn auch schon vor Augen, denn wir haben ein tolles Programm zusammengestellt und sind da sehr stolz drauf. Es kommen sehr viele Gäste aus ganz Europa, dazu haben viele Regisseurinnen und Regisseure, die ihre Filme persönlich vorstellen und die im Anschluss mit dem Publikum darüber reden. Und ja, es ist wieder ein Ort der Begegnung.

hessenschau.de: Das Festival-Thema in diesem Jahr ist "Freiheit". Durch den Krieg in den Ukraine ist es zu einem sehr ernsten Thema geworden. Schlägt sich das im Programm schon nieder?

Johanna Süß: Ja, also das Thema haben wir uns natürlich naiv vor etwa einem Jahr ausgedacht und wir wussten nicht, was auf uns zukommt. Es gibt ganz viele Aspekte von Freiheit, die man in den Filmen sehen kann. Es geht um persönliche Freiheit, es geht um Freiheit von Religion, von politischen Systemen, um nur einige zu nennen.

Um das Thema Ukraine gut abzubilden, haben wir eine offene Veranstaltung geplant. Im Rahmen unserer Konferenz, wo wir Filmschaffende aus der Ukraine zu Wort kommen lassen und auch einige Hilfsorganisationen, die sich innerhalb der deutschen Filmbranche entwickelt haben. Über diese Themen möchten wir sehr offen reden und aber vor allem auch zuhören.

Gregor Maria Schubert: Wir haben auch noch einen ganz interessanten Dokumentarfilm, der bei uns Weltpremiere feiert. Da geht es um den Tschetschenienkrieg, der ja zwischen 1994 und 2009 die Welt erschüttert hat. Und dieser Film, der begleitet Geflüchtete, die hier in Deutschland gelandet sind und beschreibt die Entwurzelung und auch, wie der Alltag dann hier Einkehr gefunden hat. Und ist natürlich nur ein indirekter Bezug, aber auch ein wichtiger Film in dem Zusammenhang.

hessenschau.de: Eines der Festival-Highlights ist der Film "Adults in the Room" des zweifachen Oscar-Preisträgers Costa-Gavras, der auch nach Frankfurt kommt. In dem Film spielt Ulrich Tukur Wolfgang Schäuble, das macht schon sehr neugierig. Worum geht es da?

Johanna Süß: Der Politthriller zeigt die dramatischen Verhandlungen um die Schuldenkrise Griechenlands. Im Zentrum steht der griechische Finanzminister Yanis Varoufakis. Seinen deutschen Gegenpart - Wolfgang Schäuble - spielt Ulrich Tukur. Das macht Ulrich Tukur übrigens sehr gut. Ich konnte Schäuble wiedererkennen. Der Film basiert auf einer Buch-Grundlage von Yanis Varoufakis.

Nach den für ihn gefühlt gescheiterten Verhandlungen zur Entschuldung Griechenlands in der EU hat er das geschrieben und teilweise protokolliert, was gesagt wurde. Das fanden die anderen Beteiligten der Europäischen Union nicht so gut, vor allem auch Herr Schäuble. Deshalb ist der Film in Deutschland meistens nur zu sehen, wenn der Regisseur anwesend ist.

hessenschau.de: Zur Tradition des Lichter Filmfests gehört es, einen starken Fokus auf hessische Filme zu haben. Was sind da die beiden herausragenden Streifen, die man auf jeden Fall nennen sollte?

Gregor Maria Schubert: Einmal "Fritz Bauers Erbe - Gerechtigkeit verjährt nicht". Ein Film, der Weltpremiere feiert. Regie geführt haben Isabel Gathof, Sabine Lamby und Cornelia Partmann. Es geht um den Prozess gegen den 95-jährigen Johannes R., der unter Anklage stand zur Beihilfe zum Mord in Hunderten von Fällen im Konzentrationslager Stutthof. Der Mann war damals nur zur Aufsicht dort, und der Film stellt die sehr schwierige und moralische Frage, inwieweit sind diese Personen auch haftbar zu machen?

Ein zweiter Film, den ich noch empfehlen möchte, kommt von der 22-jährigen Janina Lutter. Ein Langfilm, der im Rahmen ihres Studiums an der Hochschule Darmstadt entstanden ist. "Brennnesselbad" feiert auch Weltpremiere bei uns. Der Film ist in der Pandemie entstanden und Lutter hat aus der Not eine Tugend gemacht hat. Sie hat eine Schauspielerin gefunden und begleitet sie bei einem Ausbruchsversuch aus ihrem normalen Alltag.

hessenschau.de: Es ist das 15. Lichter Filmfest und in der Einladung steht, dass man darüber auch einen Film drehen könnte. Was wäre das für ein Streifen?

Johanna Süß: Also, es ist auf jeden Fall eine Komödie. Ich habe das Gefühl, so eine etwas schwarze Komödie, so wie beispielsweise die österreichischen Komödien funktionieren. Es ist eine Geschichte, die von vielen verrückten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erzählt. Es ist eine Geschichte, wo auf jeden Fall auch mal was schief geht. Aber sie ist auf jeden Fall bunt und lebendig.

Weitere Informationen

Lichter Filmfest

10. bis 15. Mai
An verschiedenen Orten in Frankfurt
Festivalzentrum: Cantate-Saal Volksbühne
Großer Hirschgraben 15-21, 60311 Frankfurt

Neben Filmvorführungen zeigt das Festival mit dem Lichter Award zeitgenössische Videokunst in einer Ausstellung in den Räumen des Vereins basis und vergibt einen "Virtuality Reality Storytelling Award". Im regionalen Wettbewerb geht es für junge Filmschaffende um den "Lichter-Bembel". Parallel findet der Kongress "Zukunft Deutscher Film" statt, der sich filmpolitischen Fragen widmet.

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Das Gespräch führte Christoph Scheffer.

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