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Neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim

Marion Poschmann lehnt an einen Baum und lächelt in die Kamera.

Die neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim heißt Marion Poschmann. Für ein Jahr darf sie in dem Frankfurter Stadtteil das Haus an der Oberpforte bewohnen. Mit so einem Wohnen auf Zeit hat sie schon Erfahrung.

Marion Poschmann wird neue Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim. Sie bekommt damit neben dem Preisgeld in Höhe von 20.000 Euro auch für ein Jahr das Wohnrecht in dem Frankfurter Stadtteil im Haus "An der Oberpforte 4".

Poschmanns Leitmotiv: Natur

Die Jury des Literaturpreises lobt Poschmanns "poetische Worterkundungen" und "das Schaffen neuer imaginärer Räume". Tonangebend sei bei Poschmann die Natur - in ihren Gedichten genauso wie in der Prosa.

Die Autorin sehe sich einer "Naturlyrik" verpflichtet, die zwangsläufig auf wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen reagieren müsse. Ihr Essay "Laubwerk" sei ein literarisches Manifest zur Klimaveränderung. "Voller Verve und voller Nachdenklichkeit."

Was von Bergen-Enkheim in ihren Büchern landet?

Poschmann sieht die Auszeichnung als große Ehre. "Eingeladen zu werden, in der Mitte der Gemeinschaft zu wohnen und dort zu arbeiten", das sei etwas Besonderes. "Ich bin sehr gespannt, was von Bergen-Enkheim am Ende in meine Arbeit einfließen wird."

Der Preis wird von der Kulturgesellschaft in Bergen-Enkheim verliehen, die Bekanntgabe der Preisträgerin fand am Donnerstagabend bei der traditionellen Ammes-Schneider-Lesung statt. Diese erinnert an Annemarie ("Ammes") Schneider, die Frau des Preis-Begründers Franz Joseph Schneider.

"Große poetische Kraft"

Poschmanns große poetische Kraft zeige sich auch in ihrem Roman "Die Kieferninseln", findet die Jury. Das Werk stand 2017 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis und schaffte es zwei Jahre später auf die Shortlist des Man Booker International. Darin begibt sich ein eheflüchtiger Privatdozent und Bartforscher unvorbereitet nach Japan.

Facettenreiche Schilderungen, dabei oft auch melancholisch oder skurril - das macht die Schreibe der diesjährigen Preisträgerin aus. Wie sich die neue Umgebung wohl auf ihre Arbeit auswirken wird? "Am 2. September ist die Schlüsselübergabe", berichtet Marion Poschmann und in den ersten Monaten werde sie vermutlich relativ viel arbeiten. Zwei Manuskripte müssten zeitnah fertig werden, das für ihren neuen Roman bis November.

Von Bergen-Enkheim zum Nobelpreis? Möglich!

Und sonst? "Ich möchte gerne die Landschaft erkunden und viel Zeit im Naturschutzgebiet Berger Hang verbringen." Dass sie nun in ein Stadtschreiberhaus einzieht, ist für die 52-Jährige übrigens keine ganz neue Erfahrung. 2019 bewohnte sie als erste Landschreiberin das Ubbelohde-Haus in Lahntal (Marburg-Biedenkopf). "Ich hatte dort eine schöne Zeit."

Dass der Titel einer Stadtschreiberin von Bergen-Enkheim sie eines Tages zum Literaturnobelpreis führen könnte, bringt Marion Poschmann zum Lachen. "Stimmt. Herta Müller war ja auch in Bergen-Enkheim. Da kann man nur das Beste hoffen", scherzt sie.

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Stadtschreiber von Bergen

In dem Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim wird das symbolische Amt seit 1974 verliehen. Der Stadtschreiberpreis war damals der erste seiner Art. Seither haben zahlreiche deutsche Städte die Idee des Stadtschreibers aufgegriffen. Über den Sieger entscheidet eine Jury aus Schriftstellern und Bürgern von Bergen-Enkheim.

Bekannte bisherige Stadtschreiber in Bergen-Enkheim waren unter anderem Nobelpreisträgerin Herta Müller, Peter Härtling, Peter Rühmkorf oder Eva Demski. Erster Stadtschreiber war der Schriftsteller Wolfgang Koeppen, im Vorjahr trug die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elminger den Titel.

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