Coldplay in Frankfurt

Wie buntes Popcornkino mit süßer Cola: Am Samstagabend haben Coldplay in Frankfurt ein Feuerwerk der guten Laune abgefackelt. 50.000 Gäste feiern zwei Dutzend Hits und das Leben.

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Coldplay - Gute Stimmung bei Frankfurt-Konzert

Fans in bunten Bandshirts stehen im Deutsche Bank Park beim Coldplaykonzert in der ersten Reihe.
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Ausverkauft, und zwar schon wenige Minuten nach Beginn des Ticketverkaufs im vergangenen Jahr mitten während Corona: Die britische Band Coldplay bewegt die Massen, in diesem Fall am Samstagabend die Fans im Frankfurter Waldstadion.

Mit "Higher Power" vom aktuellen Album "Music oft the Spheres", das auch der Tour ihren Namen gegeben hat, ist die Show um kurz vor 21 Uhr eröffnet, da ist es zwar nicht dunkel, aber so richtig wird es das auch im Verlauf des Konzerts nicht. Zu hell strahlt Leadsänger Chris Martin mit seiner überirdisch guten Laune von der Bühne in die große Runde.

In Frankfurt geben die vier Briten das erste Europa- und Deutschlandkonzert ihrer Welttour, eines von zwei hintereinander, das dritte in Frankfurt folgt am Dienstag. Coldplay sind seit Jahren eine der kommerziell erfolgreichsten Bands der Welt, da gehen auch drei Shows ein einem Ort - oder neun, wie in Buenos Aires (Argentinien).

Chris spielt Mamas Lieblingslied

Coldplay liefern einen bunten Mix aus den neun Studioalben, die alle mehrfach Gold oder Platin geholt haben und insgesamt über 70 Millionen Mal verkauft wurden. Und so singen gefühlt alle 50.000 Besucherinnen und Besucher die Ohrwürmer textsicher mit, egal, ob "Higher Power", "People oft the Pride" oder "My Universe" vom jüngsten Album. Und natürlich Mega-Hits wie "Viva la Vida" aus dem Jahr 2008, "Yellow" - bereits über 20 Jahre alt - oder "Paradise", der Hit zum Mitschunkeln von 2011. "Sparks" widmet Chris Martin seiner Mutter, ihr Lieblingslied, und Mama ist offenbar auch im Publikum.

Auf der Bühne entladen sich Feuerfontänen, bunte Videos und Animationen laufen über eine halbrunde Leinwand. Eine kreisrunde Leinwand schwebt hoch über der Bühne und zeigt Martin und Band hautnah in Action. Alle Zuschauer tragen Blinkearmbänder, die am Eingang verteilt wurden und von der Veranstaltungstechnik angesteuert werden. Sie verwandeln das ganze Stadion in ein wechselnd buntes Lichtermeer, wie es Handylampen nie hinkriegen würden. Nach dem Motto: Mehr ist mehr ist Lichtermeer.

Coldplay in Frankfurt

Konfetti, bunte Lichter, weinende Menschen

Die Bühne zieht sich mit einem Laufsteg weit in die Arena, da kann Martin in seinen farbenfrohen Hightech-Sportklamotten ordentlich Strecke machen. Alles ist bunt, groß und ständig in Bewegung. Bei "Hymn for the Weekend" explodiert eine regenbogenfarbene Konfettiwand entlang des Laufstegs, es bleibt nicht die einzige Konfettibombe des Abends. Mal trägt die Band Helme, die sie wie Außerirdische aussehen lassen, mal laufen Videoanimationen mit Herden von Maschinenmenschen.

Bei "Clocks", der Coldplay-Hit-Ikone schlechthin, gibt es eine grüne Lasershow von der Bühne ins Publikum, Paare um die 50 machen ekstatisch Selfies, zwei kleine Mädchen in hellblauen Kleidchen hüpfen schreiend neben ihren Eltern auf ihren Sitzen, ein junger Mann hält ganz still den Kopf in den Händen, seine Freundin tröstet ihn, er weint. Wahnsinn. Ein Paar deutlich im Seniorenalter in flotten Bandshirts lächelt sich an, beide tragen Watte in den Ohren. Es ist laut. Sehr laut.

"Frankfurt, ei gude, wie?"

Leadsänger Chris Martin ist in dem ganzen Spektakel die Lichtgestalt, er springt, rennt, singt und schwitzt mit großer Energie drei T-Shirts durch, seine Band mit Jonny Buckland, Will Champion und Guy Berryman gibt dem 45-Jährigen einen stabilen Rahmen. Das Stadion bebt von dem nicht perfekt ausgesteuerten Bass, glücklicherweise hat die Technik nach der Vorband H.E.R. noch einmal nachgeregelt, irgendetwas war da verrutscht, so dass sich die Menschen die Ohren zuhielten wegen des gruselig schmerzenden Sounds nahe an der Körperverletzung.

Locker und fröhlich spricht der Frontmann mit seinem Publikum, begrüßt Frankfurt auf Deutsch und ruft tatsächlich ein "Ei gude, wie?" in die Runde. Bei "Sky Full of Stars" bittet Martin alle, die Handys wegzulegen und einfach den Moment zu genießen, "right now, right here", manchmal sei es doch gut, einfach nur Mensch zu sein. Und gut war es dann auch, dass jeder sein Leuchtarmband trug, so musste "Sky Full of Stars" nicht ohne Sternenmeer auskommen - im Gegenteil.

Coldplaysänger Chris Martin sitzt am Klavier

Finale mit pinkfarbener Kermit-Schwester

Der Charme-Moment des Abends war sicherlich, als Martin "Magic" präsentiert - komplett auf Deutsch gesungen. "Willst Du mich fragen, glaub ich an Magic? Natürlich ja!" Klingt irgendwie nach Schlager, aber so wahnsinnig nett und freundlich, spätestens da sind alle in die Sphäre eingetaucht und feiern im Coldplay-Universum ab.

Zwei Dutzend Songs geben Coldplay ihren Fans, als Zugabe kommen "Fix You", "Humankind" und das brandneue "Biutyful" zum großen Finale mit Feuerwerk, Konfettiregen und blinkendem Lichtermeer. Das Lied hat Coldplay mit der fiktionalen Alien-Puppen-Band The Weirdos aufgenommen. Sängerin Angel Moon singt auf der Bühne mit Chris Martin im Duett, sie sieht aus wie ein pinkfarbener Kermit. Kein Wunder, stammt sie doch vom Muppets-Papa Jim Henson. Und so ist auch dieses Finale ein bisschen wie aus einer anderen Welt - oder eben Sphäre. Music of the Spheres.

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Nachhaltigkeitsversprechen

Coldplay versprachen 2019, erst wieder zu touren, wenn das nachhaltiger und umweltfreundlicher möglich ist. Nun betreiben sie die ganze Tour mit erneuerbaren Energien wie etwa Solarstrom vom jeweiligen Spielort. Ein kinetischer Stadionboden ermöglicht, dass tanzende und hüpfende Fans einen Teil der Energie selbst erzeugen. Es soll so wenige Plastikflaschen wie möglich geben, für jedes verkaufte Ticket soll ein Baum gepflanzt werden. Mit diesen und weiteren Ideen für Nachhaltigkeit ist die "Music of the Spheres Worldtour" nach Angaben der Band eine der umweltschonendsten Touren der Musikgeschichte.

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