Bildkombination: links ein Foto, auf welchem zwei russische Polizisten Maria Aljochina abführen, rechts ein Screenshot eines Twitterposts der New York Times, der zwei Fotos mit Aljochina in grüner Lieferdienstkleidung zeigt.

Als Essenslieferantin verkleidet gelang Maria Aljochina die Flucht aus Russland. Jetzt geht die kremlkritische Aktivistin mit ihrer Band Pussy Riot in Europa auf Tour. Auch in Hessen sind zwei Konzerte geplant.

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Pussy Riot in Kassel

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Mit Strumpfmasken über dem Kopf und bunter Kleidung stürmten die Aktivistinnen von Pussy Riot in eine Moskauer Kirche, um vor dem Altar gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu demonstrieren. Die Bilder gingen um die Welt und machten die Mitglieder der Punkband über Nacht berühmt.

Zehn Jahre ist das her. Doch der Grund für den Protest sei weiterhin aktuell, sagte Frontfrau Maria Aljochina dem RBB. Freiheit werde es unter Präsident Putin nicht geben. Daher werde sie weiter mit Pussy Riot gegen das russische Regime protestieren - und gegen seine Verbrechen wie den Krieg in der Ukraine ankämpfen.

Aktuell tourt die kremlkritische Punkband durch Europa. Nach einem Konzert in Berlin an diesem Donnerstag stehen Auftritte am 14. Mai im Theaterstübchen in Kassel und am 24. Mai im Kino Traumstern in Lich (Gießen) auf dem Programm.

Flucht über Belarus und Litauen

Um die vor einem Jahr geplante Tour spielen zu können, musste die 33-jährige Maria Aljochina selbst aus Russland flüchten. Mit Hilfe von Freunden sei sie über Belarus nach Litauen gelangt, wie sie der New York Times und mehreren Radiosendern berichtete.

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Pussy Riot auf Konzerttour

Maria Aljochina steht mit Mikron auf einer Bühne.
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Um ihren Bewachern in Moskau zu entkommen, habe sie sich als Essenslieferantin verkleidet. Im April habe sie beschlossen, Russland zu verlassen. Die Polizei habe angekündigt, ihren Hausarrest in 21 Tage Straflager umzuwandeln. Sie sei von einem Bekannten mit einem Auto an die Grenze zu Belarus gebracht worden und habe nach etwa einer Woche Litauen erreicht.

Zweimal sei sie von belarussischen Grenzschützern abgewiesen worden, beim dritten Mal habe es dann geklappt. Ein nicht genanntes europäisches Land habe ihr ein Reisedokument ausgestellt, das ihr einen ähnlichen Status wie eine EU-Bürgerin verliehen habe. Dieses Dokument sei nach Belarus geschmuggelt worden. Sie hoffe trotz allem, irgendwann nach Russland zurückkehren zu können.

Nach Protestaktion 2012 verhaftet

Aljochina war nach ihrem Protestauftritt in der Kirche 2012 mit ihrer Bandkollegin Nadeschda Tolokonnikowa zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Ende 2013 wurden sie begnadigt und kamen frei. Aljochina geriet aber immer wieder ins Visier der russischen Strafverfolgungsbehörden, etwa im Zusammenhang mit Demonstrationen für den eingesperrten Kremlgegner Alexej Nawalny.

Die Band Pussy Riot hat keine feste Besetzung, sondern wechselnde Mitglieder, da die Aktivistinnen in Russland immer wieder verhaftet oder unter Hausarrest gestellt werden. Die Gruppe inszeniert Punkrock-Aufführungen an ungewöhnlichen Orten. Die Aktivistinnen fordern mehr Rechte für Frauen und die LGBTQ-Community und protestieren mit Kunstaufführungen und Musik-Performances gegen den russischen Klerus und Präsident Putin. Die Rechtmäßigkeit ihrer Festnahmen beschäftigt Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch.

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